Die Veröffentlichung von Apples neustem Betriebssystem ist erst eine Woche her und dennoch haben sich schon fünf große Nachrichtenorganisationen dem Update gebeugt. Eine schnelle Anpassung ihrer App an Apples neuste Anforderungen scheint für viele Medienunternehmen in der heutigen Zeit unentbehrlich und gilt oft als eine der höchsten Prioritäten im Unternehmen selbst. Das dies jedoch auch zu einer gewissen Abhängigkeit führen kann, scheint bisher aber die Wenigsten zu interessieren. Fünf große amerikanische Medienkonzerne haben sich bereits gebeugt, sodass diese Praktik vor allem in den USA verstärkt vorzukommen scheint. Ob sich dieses Verhalten auch auf dem europäischen Markt etablieren wird, vor allem in Deutschland, steht noch offen.
5 Beispiele einer schnellen Anpassung
Zu den berühmtesten Vertretern dieser Anpassungspolitik gehören unter anderem namhafte Medien wie ABC News, Breaking News, die Associated Press, The Guardian und die New York Times. All jene Medien verbindet genau ein Faktor: Die anscheinend enge Zusammenarbeit mit Apple um möglichst schnell Updates ihrer eigenen Apps ausspielen zu können.
Die Schnelligkeit in welcher dies manchmal geschieht lässt stutzig werden: Wie schaffen es die Programmierer dieser Apps in nur einer Woche nach der Vorstellung des iPhone 6 und iPhone 6 Plus bereits alle neuen Funktionen und Anpassungen durchzuführen. Zwei Erklärungsversuche: Entweder es grenzt an Sklavenarbeit, einen Punkt den ich mal zu bezweifeln wage, oder es verbindet die Nachrichtenmedien und Apple mehr als der reine Drang zur Berichterstattung.
Die The Guardian-App erhielt ihr letztes Update zuletzt am 20. September diesen Monats und somit nur eineinhalb Wochen nach der iPhone 6 und iPhone 6 Plus Vorstellung. Nimmt man jetzt noch Apples Bearbeitungszeit hinzu, bleiben gerade mal fünf bis sieben Tage für die Anpassung der App übrig. Recht wenig Zeit für die Programmierung und vor allem den Test einer App diesen Ausmaßes.
Selbiges gilt für die New York Times. Zwar wird diese über den Apple-eigenen Zeitungskiosk ausgeliefert, und ist somit wohl etwas einfacher anzupassen, dennoch ist das letzte Update auch am 20. September durchgeführt worden und damit außergewöhnlich schnell.
Natürlich bieten die Anpassungen auch zahlreiche Vorteile wie unter anderem die Nutzung von iOS 8 Funktionen, die bereits seit Anfang Juni diesen Jahres bekannt sind. Somit integrieren sich die Nachrichtenapps fast nahtlos in das Betriebssystem und können sich prominente Platzierungen im Notification Center sichern. Mit nur einer Ziehbewegung hat der Nutzer dann die aktuellsten Nachrichten wortwörtlich auf dem Schirm.
Auswirkungen auf die Medienlandschaft
Doch die genauen Auswirkungen auf die Medienlandschaft sind bisher noch unbekannt. Eine gewisse Abhängigkeit bildet sich trotzdem: Durch eine Zusammenarbeit mit Apple wird man in seiner Berichterstattung eingeschränkt.
Das Beispiel an unserer eigenen appleunity-App zeigte, dass wenn wir in den App Store wollen, wir die Kategorie Jailbreak und alle damit verwandten Posts exkludieren müssen. Ein Schritt der auf den ersten Blick wohl marginal erscheint, aber dennoch dazu dient Apples Interessen zu schützen, und somit an Zensur grenzt. Das dies auch bei den oben genannten Zeitungen der Fall ist, ist naheliegend.
Fraglich ist dennoch, wie weit die Partnerschaften der fünf genannten Medien wirklich gehen. Lässt man sich vielleicht sogar auf Verschwiegenheitserklärungen ein, die die eventuelle Berichterstattungen über kommende iPhones verhindern, nur um zu den ersten App-Updates zu gehören? Der Updateverlauf dieser Apps scheint es zumindest nicht zu bestreiten.
Dementsprechend bleibt wohl nur zu hoffen, dass die deutsche Medienwelt mal wieder zeigt, dass sie sich doch von den Amerikanern unterscheidet und sich auf solche Deals nicht einlässt, sollten sie denn in der hier begründeten Form bestehen.
Dieser Artikel ist ein Ergebnis der Kooperation von Netzpiloten.de mit dem renommierten Apple-Watchblog Appleunity.de. Appleunity ist auch auf Facebook, YouTube, Google+ und Twitter zu finden.
Image (adapted) „iPhone 6 Plus – Display“ by William Hook (CC BY-SA 2.0)
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Schlagwörter: Appleunity, apps, iOS, iOS 8, iphone, journalismus, Nachrichten, new-york-times, The Guardian, update, USA
4 comments
Kann es sein, dass ihr hier ein wenig übertreibt? Ja, die erwähnten Nachrichten-Apps wurden in aktualisierter Form zeitgleich mit iOS 8 veröffentlicht – wie auch viele andere Apps wie Pocket, Instapaper, Day One, Storehouse, Foursquare, 1Password, Tumblr, Evernote, Wunderlist, Angstrom, Strong, Quotebook, Rego, Hours, Finances, etc. um nur ein paar wenige zu nennen.
Sind die alle im Bett mit Apple oder ist es nicht eher wahrscheinlicher, dass ‚die deutsche Medienwelt‘ (oder Teile davon) verschlafen hat, dass die Entwicklerversion von iOS 8 seit Monaten verfügbar war und man seine App(s) dafür anpassen, testen und rechtzeitig im Store hätte einreichen können?
Und bitte was soll das Update der Guardian App mit der Vorstellung von iPhone 6 (Plus) zu tun haben?
Ist natürlich eine geile Verschwörungs-Theorie, allerdings ist die Beta ja schon seit ein paar Monaten draussen. Bedeutet man entwickelt da nicht erst seit einer Woche dran rum.
Ich verstehe den Ansatz nicht… Weil man sich als Medienunternehmen früh engagiert und sich im Developer-Programm von Apple einträgt, um seine Apps schon vor offiziellem Launch von iOS bzw. den Telefonen anpast, ist man von Apple abhängig?
Sich mit einem Framework etc. pp. schon weit vor Launch auseinanderzusetzen, um seine Applikationen anzupassen, ist seit jeher gegeben, und das auch Systemübergreifend.
Ist ein wenig bis total an den Haaren herbei gezogen
Danke für eure Kommentare – ich freue mich immer, wenn ich es schaffe innerhalb eines Artikels zur Diskussion anzuregen.
Vielleicht habe ich hier meine Aussage nicht klar genug ausgedrückt: Mit der Anpassung meine ich nicht die an iOS 8, für die die Entwickler durch die Beta ja wirklich genug Zeit hatten, sondern die Anpassung an das iPhone 6 und das iPhone 6S. Denn diese Optimierungen werden nur zum Teil von Apple automatisiert durchgeführt. Möchte man eine dedizierte iPhone 6 (Plus)-App haben, muss diese extra angelegt werden. Genau dies ist bei den oben genannten Apps der Fall gewesen. Auf Basis dessen,und dass die Auflösungen und das SDK speziell für genau diese beiden Geräte erst seit der Ankündigung verfügbar sind, kann man von dieser kurzen Programmierzeit (<1 Woche) ausgehen, die aus Entwicklersicht kaum einzuhalten ist.
Auf Grunde dessen wiederum muss man davon ausgehen, dass die besagten Partner einen vorzeitigen Zugang zu den beiden Geräten hatten, was aus meiner Sicht (ich muss hier nicht für Alle sprechen) eine Einschränkung im Journalismus ist, sollte man sich auf einen NDA einlassen.