Wenn es nach den großen Plattenfirmen geht, soll es kostenlose Musik-Streaming-Dienste wie Spotify bald nicht mehr geben und Apple scheint sie dabei zu unterstützen. Spotify befindet sich trotz aller Beliebtheit bei den Nutzern dauerhaft im Feuer der Kritik. Zunächst waren es immer wieder Künstler, die die geringen Einnahmen aus Spotify-Plays monierten, und nun wächst der Druck durch die großen Plattenfirmen. Ihnen ist das kostenlose Streaming-Angebot ein Dorn im Auge. Während sie es bisher unter Kritik versucht haben zu akzeptieren, scheint der Wind sich nun zu drehen. Den wachsenden Druck verstärkt Apple zudem noch, denn der Konzern spielt nach den Regeln der Mächtigen der Industrie indem man beim kommenden iTunes-Streaming-Service auf eine kostenlose Option verzichtet.
Nur wer zahlt, hört auch etwas
Im Juni soll es endlich so weit sein, zumindest wird in der Branche gemunkelt, dass dann der Beats-Music-Nachfolger von Apple unter der iTunes-Flagge gelauncht wird. Bisher gab es noch keine Demo oder genauere Angaben zu den Funktionen, was aber bereits durchgesickert ist, dürfte einen großen Einfluss auf die Konkurrenz haben. Apple hat sich nämlich entschieden, auf eine kostenlose Streaming-Option, wie Spotify sie bietet, zu verzichten. Wer den Dienst nutzen will, muss dafür zahlen. Ganz überraschend ist diese Entscheidung aber nicht, denn sie spiegelt das derzeitige Umdenken in der Musikindustrie wieder, dass das Freemium-Modell finanziell nicht überlebensfähig ist.
Kostenlose und Werbefinanzierte Angebote wie YouTube, Spotify und Pandora reichen einfach nicht aus, erklärte Lucian Grainge, CEO der Universal Music Group gegenüber Re/Code. Stattdessen will das Unternehmen die Verbreitung von kostenpflichtigen Abos vorantreiben. Das bedeutet, dass mit neuen Strategien experimentiert werden muss, um Geschäftsfelder zu finden, für die der Kunde zu zahlen bereit ist. Kevin Kelleher, CFO bei Sony Music hat gegenüber dem Wall Street Journal erklärt, dass das Unternehmen die Unterstützung für kostenlose Streaming-Angebote überdenken will und auch Warner Music Group CEO, Stephen Cooper, ist der Meinung, dass kostenlose Musik-Services mehr Nutzer in zahlende Abonnenten konvertieren müssen. Woher dieses Umdenken allerdings so plötzlich kommt, ist nicht ganz klar, denn an sinkenden Zahlen kann es eigentlich nicht liegen. Der Umsatz ist bei den Downloads im vergangenen Jahr zwar um 12 Prozent zurück gegangen, konnte aber durch einen Zuwachs von gewaltigen 74 Prozent beim Streaming ausgeglichen werden. Dass dieser Kurswechsel auch innerhalb der Branche nicht ganz unumstritten ist, wird im Übrigen durch den Weggang mehrerer hochrangiger Mitarbeiter bei Universal sehr deutlich.
Mo Money, Mo Problems
Aus diesem Umdenken könnte sich ein großes Problem für Spotify ergeben. Denn bisher hat CEO Daniel Ek immer wieder betont, wie wichtig die kostenlose Option für das Unternehmen ist und dass sie quasi wie eine Einstiegsdroge funktioniert, denn 80 Prozent der 15 Million zahlenden Abonnenten haben zuvor kostenlos Musik über Spotify gehört. Sollten die Plattenfirmen jetzt allerdings drastisch gegen das Freemium-Modell vorgehen, dürfte sich das ziemlich schlecht auf das Wachstum von Spotify auswirken. Das Unternehmen hat mehrfach betont, dass es aus Sicht des Unternehmens keinen Sinn ergibt, eine kostenlose Option abzuschaffen, die sich darin bewährt hat, Nutzer zum Bezahlen zu bewegen, wenn es nach wie vor kostenlose Angebote wie YouTube und illegale Kanäle gibt.
YouTube hat zwar deutlich mehr Nutzer als Spotify, diese konsumieren allerdings nicht alle nur Musik-Clips und wirklich nutzerfreundlich ist die Videoplattform zum Musik-hören auch nicht gerade. Daran arbeitet Google zwar auch, allerdings ist der Service dann nicht mehr kostenlos. Doch YouTube und Filesharing sind in diesem Fall ohnehin nicht die größten Probleme und Konkurrenten Spotifys, sondern Apple. Und wenn Apple nur eine kostenpflichtige Option bietet, die dafür dann aber auch noch etwas günstiger macht als die Konkurrenz, gerät das schwedische Unternehmen ziemlich unter Druck. Wobei der Preiskampf wohl weniger dramatisch wird, als ursprünglich vermutet – Apple ist auf Druck der Plattenfirmen inzwischen von den anvisierten 5 Dollar pro Monat abgerückt und peilt nun einen Preis zwischen 8 und 10 Dollar an. Ob das allerdings eine gute Nachricht für die Künstler ist, muss sich erst noch zeigen.
Es ist nicht schwer vorherzusagen, dass das Angebot von Spotify in einem Jahr deutlich anders aussehen wird, als heute. Das Unternehmen wird sich dem Druck der Konkurrenz und der Plattenindustrie irgendwie beugen müssen. Ideen dazu gibt es ja genug. Werbung alleine reicht allerdings ganz offensichtlich nicht, um genug Einnahmen zu verzeichnen, die sowohl Labels als auch Künstler zufrieden stellen. Das wiederum dürfte für Taylor Swift sicher wie Musik in den Ohren klingen, die ja bekanntlich im vergangenen Jahr in einem Blogpost verkündet hat, dass Musik ihrer Meinung nach nicht kostenlos sein sollte. Nachdem sie dann auch noch medienwirksam ihre Musik von Spotify zurückgezogen hat, hat sie quasi die Chefetagen der Major Labels aufgeweckt und den Umdenkprozess in Gang gesetzt. Mit Apple hat man nun einen mächtigen Verbündeten ins Boot geholt, der bei der Umsetzung des neuen profitablen Plans eine Schlüsselrolle spielen soll. Ob es auf diese Art allerdings gelingen kann, die Bestrebungen im Internet, Musik kostenlos konsumieren zu können, ein für alle Mal beendet werden können, darf angezweifelt werden.
Image (adapted) „Day 242 / 365 – Apple guitar sign (Prepping for their September 1 event)“ by Anita Hart (CC BY-SA 2.0)
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Schlagwörter: itunes, Musik, spotify, streaming