Für ältere Menschen stellt sich oft die Frage, ob sie im hohen Alter weiter zu Hause wohnen oder sich für andere Wohnmodelle, wie zum Beispiel betreutes Wohnen oder eine Seniorenresidenz entscheiden. Die wenigsten wollen ihr Zuhause und ihre Autonomie aufgeben – aber was tun, wenn die Schwierigkeiten zunehmen? Die Möglichkeiten, die unsere digitale Gesellschaft bietet, können dazu beitragen, auch den Lebensabend selbstbestimmt und autark in den eigenen vier Wänden zu verbringen.
Problemfelder im Alltag
Mit dem Älterwerden, werden Tätigkeiten, die früher reine Routine waren, oft zu Pflichten, die sich nur mit größerer Anstrengung oder Vorbereitung erledigen lassen. Selbst profane Alltagsaufgaben wie Kochen, Einkaufen oder Staubsaugen werden anstrengender und lange Wege zur Apotheke oder zur Bank fallen immer schwerer, wenn die körperliche Belastbarkeit sinkt.
Dass das Gedächtnis nachlässt, ist eine häufige Begleiterscheinung des Alterns. Daraus können unangenehme Situationen entstehen, wie das Vergessen von Arztterminen oder dem EC-Karten-Pin, aber es kann schnell gefährlich werden. Wenn die Tür beim Ausgehen öfter offen bleibt oder der Herd nicht ausgeschaltet wird, ist oft klar, dass Unterstützung nötig ist.
Wer keine Familie in der Nähe wohnen hat oder von der Nachbarschaft keine Hilfe bekommt, muss sich zwangsläufig nach alternativen Wohnmodellen umsehen. Aber selbst Senioren, die das Glück haben, im Alltag unterstützt zu werden, können von Sorgen geplagt werden. Denn wer auf Hilfe angewiesen ist, kann sich selbst schnell als Last empfinden. Immerhin haben die Helfer ein eigenes Leben und man möchte die Hilfsbereitschaft auch nicht überbeanspruchen. Lieber die eigene Autonomie aufgeben, um nicht zur Last zu fallen, ist ein Gedanke, der sicher schon vielen Senioren schon gekommen ist.
Den richtigen Einstieg finden
Dabei lassen sich viele Alltagsaufgaben durch digitale Hilfsmittel erleichtern. Während einige ältere Menschen durch ihren Beruf oder die Familie mit digitaler Technik in Kontakt gekommen sind oder es ihnen einfach leicht fällt, mit neuen Geräten umzugehen, ist es für manche betagte Menschen deutlich schwieriger und sie sind auf Start- oder Überzeugungshilfe angewiesen. Oft ist es auch ein Abwägen, wie weit man mit dem Digitalen geht. Mit dem Handy zu bezahlen ist für viele Ältere ein ungewohntes Prinzip. Das kontaktlose Zahlen mit einer Near-Field-Communications (NFC) fähigen Karte unterscheidet sich hingegen deutlich weniger von dem bekannten Bezahlen mit der EC-Karte. Wer sich gut über die Möglichkeiten, aber auch die Tücken informiert, kann so Hemmungen leichter abbauen.
Ähnlich verhält es sich mit speziellen Smartwatches für Senioren oder andere sogenannte Wearables. Diese sind in der Handhabung oft intuitiver gefertigt als Smartphones und orientieren sich eher an analogen Uhren als an typischen Smartwatches. Trotzdem bieten sie eine Vielzahl an nützlichen Funktionen, wie GPS-Tracker, Fallsensoren und Notruftasten. All dies kann in Notsituationen den entscheidenden Ausschlag geben. Sie können daneben ebenfalls eine Kalenderfunktion mit Erinnerungsmeldung haben, sodass wichtige Termine oder die rechtzeitige Medikamenteneinnahme nicht verpasst wird.
Durch Assistenzsysteme den Haushalt sicherer machen
In nahezu jedem Bereich des Haushalts bieten sich der Einsatz von Hilfsmitteln an. Rauchmelder werden zwar Ende des Jahres auch in Bestandswohnungen Pflicht sein, aber leider meldet ein Rauchmelder ein Feuer nur und verhindert oder stoppt es nicht. In der Küche herrscht erhöhte Brandgefahr durch Ofen, Herd und weitere Kochgeräte. Abschaltautomatiken für Herd und Ofen können ein Lebensretter sein. Sogenannte Herdwächter können oft ohne Probleme in der Küche nachgerüstet werden, sofern ein Elektroherd vorhanden ist. Herdwächter bestehen in der Regel aus einem Sensor, der Temperaturanstiege misst und danach den Kochbereich nach Bewegungen scannt. Sollte er keine Bewegung erkennen, sendet das Gerät ein Alarmsignal aus und wenn dieses nicht schnell deaktiviert wird, wird die Herdplatte ausgeschaltet.
Geräte, die in der Küche sowie im Bad sinnvoll sein können, sind Wassermelder. Diese reagieren auf Wasseraustritte, etwa durch einen Rohrbruch oder ein überlaufendes Bad beziehungsweise Spülbecken und senden dann einen Alarmton. Smarte Wassermelder können sogar die Wasserzufuhr der Rohrleitungen kappen und so weitere Schäden verhindern.
Werden Fenster und Türen nachgerüstet, schützen Assistenzgeräte so vor unbefugtem Eindringen. Öffnungsalarme sind die bekanntesten Sicherungsgeräte. Daneben gibt es aber andere Geräte wie zum Beispiel die Smart Locks. Diese Türschlösser können je nach Typ unterschiedliche Funktionen aufweisen. Unter anderem das automatische Verschließen nach dem Hinausgehen oder das Öffnen durch Karten, Wearables, Handy. Bei manchen ist sogar ein Öffnen durch die Stimme oder per Fingerabdruck möglich. Die Tür aus Versehen offenzulassen oder sich auszusperren gehören so der Vergangenheit an.
Digitale Helfer im Haushalt
Aber die Assistenzsysteme können einem auch lästige Haushaltspflichten abnehmen. Wer seine Rollläden gegen die smarte Variante austauscht, kann sich so das tägliche Heraufziehen und das Runterlassen sparen. Mit Tageslichtsensoren können diese sogar so eingestellt werden, dass die Rollläden bei bestimmten Lichtverhältnissen öffnen beziehungsweise schließen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie selbst bei Abwesenheit des Bewohners funktionieren und so einen bewohnten Eindruck hinterlassen.
Rasenmähen und Staubsaugen, sogar Boden putzen und Scheiben wischen kann oft kinderleicht durch Roboter ersetzt werden. Denn sind diese Roboter einmal eingerichtet, dann führen sie ihre Aufgaben autonom durch. Die Zeit- und Arbeitsersparnisse sind enorm und so verwundert es nicht, dass immer mehr jüngere Leute auf diese Assistenten setzen. Warum sollten also nicht auch die älteren Semester auf diese Helfer vertrauen und so lästige Aufgaben abgeben?
Automatisierte Hilfssysteme sind mittlerweile in so vielen Bereichen einsetzbar, eine Aufzählung kann nur unvollständig sein. Damit aber ein Eindruck entsteht, was alles möglich ist, folgt eine kurze Auflistung:
- Tierfutterspender, die voreingestellt Nahrung und Wasser ausgeben
- Intelligente Bewässerungsuhren für den Garten
- Bewegungsmelder die das Licht ein- beziehungsweise ausschalten
- Bügel- und Faltmaschienen
- Unterstütztes Kochen durch halbautomatisierte Küchengeräte
Wird der Einkaufszettel vergessen oder ist nicht klar, was noch im Kühlschrank ist, hilft die Smart-Fridge. Kühlschränke mit eingebauter Kamera, die beim Einkaufen aktiviert werden kann, um zu überprüfen, was benötigt wird. Smart-Fridges können aber so dazu beitragen, dass seltener eingekauft werden muss. Die meisten Smart-Fridges erlauben es, über die Bedienelemente Bestellungen aufzugeben und verringern so die Einkaufsintervalle.
Ausblick auf die Zukunft
Ein Blick in die nicht allzu ferne Zukunft zeigt die Potentiale, die noch möglich sind. Das autonome Fahren erlaubt es Senioren leichter am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Besorgungen zu erledigen. Roboter, die neben der Haushaltshilfe auch soziale Funktionen übernehmen können, so genannte Companion-Bots, helfen Vereinsamung vorzubeugen oder Erinnern an Termine oder Aufgaben. Kurzfristige Lieferungen von Lebensmitteln oder Medikamenten könnten durch Drohnen erledigt werden und sogar frisches Zubereiten von Gerichten kann vollständig automatisch erledigt werden. Wenn die Senioren von morgen informiert bleiben und sich mit den kommenden Möglichkeiten auseinandersetzen, steht dem autonomen Wohnen in den eigenen vier Wänden auch im hohen Alter nichts im Wege.
Trotzdem ist bei all der Vereinfachung der Arbeiten Vorsicht geboten. Auf der einen Seite sollte die Automatisierung nicht dazu führen, dass ältere Menschen nur noch alleine zuhause bleiben. Schon jetzt klagen viele Senioren über Vereinsamung und echten menschlichen Kontakt kann auch ein Roboter nicht dauerhaft ersetzen. Ein gutes soziales Netzwerk für Senioren durch Vereine, Hobbys, Freunde oder Familie sollte die Norm werden, um diesem Problem zu begegnen.
Falls sich zu sehr auf autonome Systeme verlassen wird, können sogar die körperlichen und geistigen Probleme zunehmen. Denn wer sich weniger und weniger körperlich betätigt wird schneller physisch abbauen und so seine Gesundheit gefährden. Gewichtszunahme, Herz-Kreislauf-Probleme und auch der Verlust geistiger Fähigkeiten kann die Folge sein und dies sollte durch Leibesübungen verhindert werden. Geistig gefordert zu sein hilft, die eigenen mentalen Leistungsfähigkeiten zu erhalten. Forscher sind überzeugt, desto mehr das Gehirn trainiert wird, desto eher bleibt das Gedächtnis funktionsfähig. Daher sollten alle Automatisierungshilfen nur unterstützend eingesetzt werden und nicht alle Arbeiten abnehmen. Nicht umsonst ist das Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ eine Binsenweisheit.
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