Heutzutage ist gehört das Internet unumstößlich zum Alltag der meisten Menschen. In gewisser Weise sind wir sogar längst davon abhängig geworden. Über soziale Medien werden Kontakte gepflegt, über Online-Shops Einkäufe erledigt oder über Streaming-Plattformen Filme oder Musik abgespielt. Was euch heute vielleicht als Selbstverständlichkeit erscheint, war vor gar nicht allzu langer Zeit noch undenkbar. Wie sehr der technische Fortschritt unsere Welt beeinflusst wird deutlich, wenn man bedenkt, dass das Internet erst seit etwa 30 Jahren zur Verfügung steht und erst seit knapp 20 Jahren effizient und im Alltag genutzt wird. Doch wie war das Internet in dieser Zeit wirklich und welche Unterschiede gibt es zu den heutigen Möglichkeiten, die sich dadurch bieten?
Kalter Krieg als Ursprung
Obwohl wir das Internet heute als Phänomen betrachten, das den Alltag maßgeblich beeinflusst, war es ursprünglich überhaupt nicht für diesen Zweck gedacht. Vielmehr ist es auf den Kalten Krieg zurückzuführen. So fürchteten sich die Amerikaner davor, dass die Sowjetunion mittels Satelliten das Nachrichtensystem der USA zerstören könnten. Infolgedessen wurde nach Alternativen gesucht, die im Ernstfall das vorhandene Nachrichtensystem ersetzen könnten. Ab 1964 begann schließlich die Entwicklung des dezentralen Netzwerks für Informationsübertragung. Nur vier Jahre später vernetzte erstmals eine Firma ihre Rechner mithilfe des Internets. Wenngleich dies ein aus heutiger Sicht langjähriger Prozess war, sollte er doch wegweisend sein. Bis jedoch eine praktische Alltagstauglichkeit vorlag, sollten noch mehrere Jahre vergehen. Erst 1989 veröffentlichte der Informatiker Tim Berners-Lee die Auszeichnungssprache HTML, die noch heute die Basis aller Webseiten darstellt.
Erste Schritte – das Internet wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Die Funktion des Internets können wohl die wenigsten im Detail erklären. Die Nutzung dagegen sollte mittlerweile bekannt sein. Aber wie entwickelte sich diese Form der Technologe, welche heute unverzichtbar ist. Der finale Start für die Öffentlichkeit erfolgte am 30. April 1993. Dieser Tag markiert den Anfang der digitalen Welt, wie wir sie kennen. Damals waren Computer sowie das Internet allerdings noch gar kein Bestandteil des täglichen Lebens. Selbst am Tag der Veröffentlichung hatten die meisten Menschen noch nichts von diesem neuen Phänomen namens Internet gehört. Es waren zunächst beinahe ausschließlich Wissenschaftler, Forscher sowie technikbegeisterte Pioniere, die sich damit beschäftigten.
Jedoch dauerte es nicht lange, bis sich das enorme Potenzial des Internets herumsprach. Innerhalb kürzester Zeit formierten sich Unternehmen und Privatpersonen, um diese noch einfach und zugleich faszinierende Welt zu erforschen. Tatsächlich bestand das Internet Anfang und Mitte der 90er Jahre nicht aus Bildern oder komplexen Webseiten, wie ihr sie heute überall finden könnt. Auch Suchmaschinen gab es zunächst noch nicht. Stattdessen basierten die meisten Webseiten auf einfachen Texten, Hyperlink und wenigen Bildern mit schlechter Qualität. Wer sich heutzutage über unscharfe Bilder aufregt, der sollte sich einmal die Mühe machen und nach verpixelten Bildern im Internet dieser Zeit suchen. Erst dann wird deutlich, wie groß die technischen Unterschiede im Internet innerhalb von nicht einmal drei Jahrzehnten sind.
Töne für die Ewigkeit: das 56k-Modem
Wer zur damaligen Zeit das Internet nutzen wollte, der kam nicht um das 56-k-Modem herum. Wo heute ein technisch einfach zu bedienender, geräuschloser Router steht, stand genau da damals das 56-k-Modem. Beim Einwählen in das Internet erzeugte dieses Gerät ein solch unverwechselbares akustisches Geräusch, das vielen noch heute in Erinnerung ist und sich nur schwer mit Worten beschreiben lässt. Ein zunächst sanftes Surren und Summen macht sich breit. Dann beginnt ein rhythmisches Rasseln, fast so, als ob winzige Zahnräder ineinandergreifen. Das Geräusch steigert sich anschließend zu einem pulsierenden Rhythmus, der an das Zirpen einer Grille erinnert. Von einer Sekunde auf die andere ersticken diese Töne und werden durch einen hohen und durchdringenden Ton ersetzt, der wie das langgezogene Schrillen einer Pfeife klingt. Unter das schrille Geräusch mischen sich nach und nach Knacken und Knistern. Seinen Höhepunkt erreicht der Einwählvorgang in einem noch schrilleren Ton, der beinahe in den Ohren schmerzt. Was damals Hightech war, ist heute kaum vorstellbar. Und dennoch war es genau diese Abfolge von Tönen, die uns damals signalisierten, dass wir im Zeitalter des Internets angekommen waren.
Highspeed-Internet war damals noch undenkbar
Nahtlos mit dem Einwählgeräusch verknüpft, der bisweilen mehrere Minuten dauern konnte, war auch die Geschwindigkeit des Internets zu dieser Zeit. Die Internetgeschwindigkeiten waren im Vergleich zu heute geradezu quälend langsam. Eine einzige Datei herunterzuladen, konnte im schlimmsten Fall mehrere Stunden dauern. Und selbst Webseiten, die ausschließlich Texte enthielten, benötigten etliche Sekunden, ehe sie vollständig geladen waren. In der heutigen Zeit, wo mit nur einem Klick sofort Videos abgespielt werden können, ist dies kaum noch vorstellbar – aber genau so war es in den Frühtagen des Internets.
Trotz aller technischen Einschränkungen war das Internet schon Mitte der 90er Jahre zu einem Ort des Austauschs und der Kreativität geworden. Insbesondere Foren und Chaträume boten eine wunderbare Gelegenheit, sich mit Menschen rund um den Globus auszutauschen und zu vernetzen. Das Internet ermöglichte auf diesem Wege eine neue Form der sozialen Interaktion und brachte Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären.
Der größte Gewinn des Internets zur damaligen Zeit war die schier unvorstellbare Masse an Informationen. Noch wenige Jahre zuvor mussten wir in die städtische Bibliothek, wenn wir Informationen zu spezifischen Themen suchten. Das Internet öffnete diesbezüglich eine Tür, die im wahrsten Sinne nur einen Klick entfernt war.
Windows 95 verändert alles
Im Jahr 1995 veränderte Microsoft das Internet nachhaltig. Mit der Veröffentlichung des Betriebssystems Windows 95 gelang Microsoft eine technologische Sensation, die das Internet in eine neue Ära katapultieren sollte.
Der erste wesentliche Vorteil, den Windows 95 mit sich brachte, war die revolutionäre Oberfläche. Diese beinhaltete neben der Einführung des noch heute bekannten Startmenüs auch die Taskleiste und vor allem den Maustreiber, mit dessen Hilfe die grafische Interaktion möglich war und es dem Nutzer gestattete, sich nahtlos durch das Betriebssystem zu navigieren. Unweigerlich verbunden war damit auch ein erleichterter Zugang zum Internet. Aufgrund der intuitiven Oberfläche sank die Hemmschwelle vieler Privatpersonen, sich mit dem Internet vertraut zu machen. Als Folge daraus wagten immer mehr Menschen den Schritt ins Internet.
In Windows 95 enthalten war zudem der Internet Explorer 1.0 – sozusagen der Urvater des heutigen Microsoft Edge. Dieser allererste Webbrowser sorgte dafür, dass weltweit Millionen von Menschen plötzlich Zugang zum World Wide Web hatten. Es erreichte nun nicht mehr nur überwiegend Wissenschaftler und Forscher, sondern auch den Durchschnittsbürger. Die Einführung des Internet Explorer 1.0 trug somit essenziell zu einer explosionsartigen Zunahme der Webseiten, Online-Dienste und E-Commerce-Plattformen bei und stellte den Anfang der Ära des Informationsaustausches sowie der digitalen Kultur dar.
Nicht zu unterschätzen ist daher auch der kulturelle Einfluss, der mit Windows 95 verbunden ist – insbesondere mit Blick auf die Popkultur. Das damals genutzte Startgeräusch von Windows 95 wurde als „Start-up“-Jingle berühmt und gleichermaßen zu einem ikonischen Klang, der damals für die digitale Revolution stand. Der Hype um das Internet und die Möglichkeiten, die sich in Kombination mit Windows 95 boten, sorgten für ein riesiges Interesse an Microsoft. Künftige Ankündigungen, Marketingkampagnen und Veröffentlichungen neuerer Software wurden anschließend über Jahre hinweg wie Pop-Events gefeiert. Dies ging so weit, dass die Chefs von Microsoft bei einem Launch-Event zur Musik der Rolling Stones tanzten.
Fazit – was heute normal ist, war damals Vision
Wer die damalige Zeit nicht miterlebt hat, kann sich kaum vorstellen, welche Möglichkeiten sich durch das Internet boten und welche Hürden noch zu meistern waren. Jeder kleine Schritt, der die Entwicklung vorantrieb, wurde frenetisch bejubelt und führte letztlich dazu, dass aus dem einstigen Phänomen ein ständiger Begleiter des Alltags wurde. Zugleich ist es aber auch ein deutlicher Hinweis darauf, wie schnelllebig und rasant die digitale Welt geworden ist. Zwischen den kaum zu ertragenen Geräuschen des 56-k-Modems und den Möglichkeiten der heutigen Zeit liegen keine 30 Jahre.
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