Bildungsangebote im Web brauchen Breitband

In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Medienwandel und Kompetenzen die damit einhergehen. Nicht nur im Beruf, sondern auch in der Schule und Familie.

drosselkom

Der große Aufreger der vergangenen Woche war die Ankündigung der Telekom, nicht nur ihre Flatrates künftig mit einer Volumenbeschränkung zu versehen, sondern auch noch ihre eigenen Dienste gegenüber Diensten der Konkurrenz zu bevorzugen. Argumentativ wollte die Telekom die Aufregung dadurch begrenzen, dass sie a) darauf verwies, dass derzeit nur 3% der Telekom-Kunden die Schwelle von 75 Gigabyte erreichen würden, die zur Drosselung führen würde, und dass b) die Regelung erst ab 2016 eingeführt werden würde.

Alles wird anders - Nico LummaErstaunlicherweise scheint die Telekom zu denken, die Internet-Nutzer würden davon ausgehen, dass die Ausnutzung der vorhandenen Bandbreite und der Hunger nach mehr Bandbreite künftig nicht mehr stark zunehmen werde. Die Nutzer allerdings sind es schon längst gewohnt, ihre Filme beim iTunes Store, bei Watchever, Lovefilm, Maxdome oder bei Youtube zu gucken. Für Jugendliche ist Youtube der Musiksender schlechthin, mit einem endlosen Vorrat an Musikvideos, aber auch spezielle Dienste wie Tape.tv erfreuen sich regen Zuspruchs bei Musik-Interessierten.

Aber das Web ist nicht nur Shopping und Entertainment, sondern immer mehr Menschen nutzen das Web, um Bidungsangebote wahrzunehmen. Das Angebot reicht von Büchern des Projekt Gutenberg über das Google Art Project bis hin zu den unzähligen Websites, die Wissen mit Hilfe von Präsentationen und Videos vermitteln. Da macht es keinen Unterschied, ob jemand Kochen lernen will oder an höherer Mathematik interessiert ist – das Internet hält schon jetzt unzählige Inhalte bereit, die wir abseits des klassischen Bildungsangebotes nutzen können. Das Internet ist allerdings mehr als nur einge gigantische, auf dem Wissen der Nutzer aufgebaute Volkshochschule, sondern immer mehr Universitäten gehen konsequent den Schritt ins Web und stellen ihre Inhalte Studierenden, aber auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung, beispielsweise auf Coursera oder Udacity. Schüler und Studenten können mittlerweile per Livestream mitverfolgen, was die Lehrenden an Universitäten gerade jetzt vermitteln wollen, sie können nachfragen und direkt am Bildschirm mit ihren Kommilitionen diskutieren.

Während sich also Bildung immer mehr ins Web verlagert und Video sowie Livestream immer mehr zur Vermittlung von Inhalten genutzt werden, geht die Telekom einen großen Schritt zurück und sorgt dafür, dass die Kunden künftig angehalten werden, weniger breitband-hungrige Inhalte zu konsumieren. Das ist ein Schritt in die falsche Richtung und sorgt dafür, dass es Web-gestützte Bildungsangebote künftig schwer haben werden in Deutschland.

arbeitet als COO des next media accelerator (http://nma.vc) in Hamburg. Er bloggt auf lumma.de und ist seit 1995 eigentlich nicht mehr offline gewesen. Er ist Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes und Co-Vorsitzender des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt. Unter @Nico findet man ihn auf Twitter. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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5 comments

  1. Lumma Jetzt haben Sie es tatsächlich geschafft, mich umzustimmen. Ich dachte bisher, ich subventioniere mit meinen Provider-Gebühren eh nur Video-Massensauger. Aber ich merkte jetzt, dass ich auch einer bin: Ich schloss vor kurzem den Stanford-MOOC „Introduction to Databases“ ab, und der enthielt massenhaft Vorlesungsvideos.?

  2. Jetzt haben Sie es tatsächlich geschafft, mich umzustimmen. Ich dachte bisher, ich subventioniere mit meinen Provider-Gebühren eh nur Video-Massensauger. Aber ich merkte jetzt, dass ich auch einer bin: Ich schloss vor kurzem den Stanford-MOOC „Introduction to Databases“ ab, und der enthielt massenhaft Vorlesungsvideos.?

  3. Die telekom vespricht sich bestimmt etwas von dem Vorhaben. Entweder die Drosseln oder bitten den Kunden zur zur Kasse.
    Ausserdem muß die Telekom in vielen Regionen erst einmal die netze ausbauen.

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