Seit meinem ersten Sneak-In bei einem der frühen Blogger-Stammtische irgendwann 2004 gefällt mir die besondere Art wie Blogger und Bloggerinnen miteinander umgehen. Ich schätze den offenen Umgang, den sie untereinander pflegen, die Hilfsbereitschaft und natürlich den Mut, mit dem jede und jeder ihre Themen und Meinungen im digitalen Space vertritt. Letzteres ist ja nicht gerade einfacher geworden in den letzten Jahren. Vor allem liebe ich die unprätentiösen Meeting-Formate, die die Bloggerszene weltweit pflegt.
Konferenz mit Kinderquaken
Zum Beispiel die blogfamilia letztes Wochenende in Berlin. – Ein super charmantes Treffen von rund 300 Elternbloggern mit ihren Kindern. Die Initiatoren Anne-Luise Kitzerow, Thomas Guntermann und Janni Orfanidis (stellvertretend für die blogfamilia e.V.) ermuntern ausdrücklich, dass alle ihren Nachwuchs mitbringen sollen. Wird gemacht. Rund 100 Kinder springen durch die Räume. Für Betreuung ist gesorgt. Ich selbst habe keine Kinder und amüsierte mich über das versierte Multitasking aller Teilnehmer und ihre Geräusch- und Gewuselunempflindlichkeit. Für mich war diese Kulisse allemal angenehmer als so manches multimediale Dauergewummer auf den Großveranstaltungen der Digital-Branche. Die Vorträge, Workshops und Diskussionen der blogfamilia haben jedenfalls kein Stück darunter gelitten.
Familienblogs als Selbsthilfe-Netzwerk
Das Mantra der blogfamilia ist es, eine Stimme für Familienthemen zu geben. Als Nicht-Elter traut man ja mitunter seinen Ohren nicht, wie wenig digitale Hilfsmittel es 2018 verwaltungsseitig gibt für Antragsstellungen, zentrale Kitaplatzverteilung etc. Hier greift das Netzwerk der bloggenden Eltern. Man kann allen digital-affinen Neu-Eltern nur empfehlen, sich schleunigst in die Szene der Familienblogs einzuklinken. Professionell betriebene Familienblogs heißen treuherzig Familienbetrieb, Nieselpriem, Mama Arbeitet, NoRisk.No Mum, Juramama oder Johnnys Papablog. Egal ob auf Facebook, Instagram, Twitter oder Snapchat – überall werden Ratschläge, konkrete Hilfsangebote und vor allem Austausch freigebig angeboten. Blogfamilia zeichnet an diesem Nachmittag drei Blogs aus, die eindrucksvoll die Kraft von Blog-Publishing demonstrieren: 22 Monate , Minimenschlein und Lächeln und Winken.
Das Private ist politisch
Bei aller Begeisterung für die Kraft zur digitalen Selbst- und Nachbarschaftshilfe, soll deshalb aber nicht automatisch die Politik aus der Verantwortung genommen werden, fordert auf dem Podium die Autorin Jenna Behrends. Digitale Angebote als Assistenz für die Familien müssen verbessert werden. Schließlich können nicht alle Themen – wie zum Beispiel die Frage des Datenschutzes (etwa die Verschlüsselung von Emailverkehr mit Behörden) – privat gelöst werden.
Aufhorchend und ein bisschen wohlig selbsterwachend sind die Familienblogger an diesem Samstag, wenn ihnen immer wieder klargemacht wird (zum Beispiel von der Spitzenbloggerin Bea Beste), dass sie gemeinsam durchaus einflussreiche Kreise ziehen können mit ihren Stories und aktiver Weiterverbreitung. Ich stimme ein: Nutzt eure Reichweiten, um über eure Alltagsgeschichten auf Themen aufmerksam und Veränderungen möglich zu machen!
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