„Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben – Was sie denken – Wie sie arbeiten“
Digital Natives – das sind die jungen Menschen, die mit Internet und digitalen Medien aufgewachsen sind. Doch wie unterscheidet sich diese Generation tatsächlich von denjenigen, die den Umgang mit Google, Blogs und Co. erst später im Leben gelernt haben, den so genannten Digital Immigrants? Welche Herausforderung stellen die Digital Natives an Eltern, Lehrer, Arbeitgeber und Websitebetreiber? Diesen Fragen wollen Urs Gasser und John Palfrey mit ihrem Buch „Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben – Was sie denken – Wie sie arbeiten“ nachgehen.
Palfrey ist Professor an der Harvard Law School und Leiter des Berkman Centers for Internet and Society. Gasser ist Professor an der Universität St. Gallen und Direktor der Forschungsstelle für Informationsrecht. Gemeinsam forschen sie für das Berkman Center über die Digital Natives. Für ihr Buch haben sie junge Menschen aus aller Welt interviewt und sie nach ihren Nutzungsgewohnheiten befragt. Zudem haben sie mit Lehrern, Psychologen und Jugendforschern gesprochen. Herausgekommen sind zwölf unterhaltsam geschriebene Kapitel, in denen die Autoren beleuchten, wie sich Digital Natives ihre Identität im Internet schaffen, wie sich das Verständnis von Privatsphäre verändert und wie die jungen Nutzer mit der stetig wachsenden Zahl von Informationen umgehen.
Der deutsche Titel des Buches lehnt sich an die in den 1990ern so beliebten Generationsbeschreibungen wie „Generation X“ oder „Generation Golf“ an (im englischen Original ist das Buch unter dem Titel „Born Digital“ erschienen). Gasser und Palfrey machen aber nicht den Fehler, alle nach 1980 Geborenen unterschiedslos den Digital Natives zuzurechnen. Ob jemand zur „Generation Internet“ gehöre, so schreiben sie, sei weniger eine Frage des Alters als eine der Zugangschancen. Die digitale Kluft sei nach wie vor ein Problem und man müsse alles dafür tun, dass nicht einige Jugendliche ins Hintertreffen geraten.
Gasser und Palfrey sind selbst Eltern von Digital Natives im Teenageralter – und an Eltern und Lehrer wendet sich das Buch auch in erster Linie. Wer selbst täglich im Netz unterwegs ist, dort Inhalte veröffentlicht oder gar selbst zur Generation Internet gehört, wird hier eher wenig neue Beobachtungen finden. Die Autoren wollen in erster Linie verbreiteten Befürchtungen entgegen wirken: der Sorge, dass da eine Generation internetsüchtiger Selbstdarsteller heranwächst, die in Social Networks auch die allerprivateste Information über sich preisgibt und Urheberrechte einfach ignoriert.
Eine Generation, die sich im Meer der immer größer werdenden Datenströme verliert, wie etwa eine aktuelle Allensbach-Studie impliziert. So ist das Buch um eine ausgewogene Darstellung bemüht; Gasser und Palfrey stellen die positiven Seiten der Digital Natives und ihrer Mediennutzung in den Vordergrund: ihre Kreativität, die Mash-up-Kultur des Internets und die Möglichkeit zur globalen Vernetzung. Dabei kehren sie die Herausforderungen nicht unter den Tisch. Vielmehr geben sie Handlungshinweise für Eltern, Lehrer, Websitebetreiber und auch für Justiz und Politik, wie man die Privatsphäre (nicht nur) der Digital Natives im Netz besser schützen, ihnen die Auswahl der Informationen erleichtern und das Innovationspotenzial der Digital Natives nutzen könne. Letztlich, so heißt es in dem Buch, sei die Welt der Jugendlichen ständig um Wege erweitert worden, mit denen sie sich ihre Identität schaffen konnten: im Mittelalter durch das soziale Umfeld, im Zeitalter der Industrialisierung durch das entstehende Verlagswesen, durch Fotografie und Behörden – und jetzt im digitalen Zeitalter eben durch YouTube und Social Networks.
John Palfrey, Urs Gasser
Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben – Was sie denken – Wie sie arbeiten
Hanser Wirtschaft Verlag
ISBN-10: 3-446-41484-3
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Schlagwörter: buch, digital-native, gasser, hanser, palfrey, Review