Für Britta Smyrak sorgen Travel-Blogs für eine ganz neue Qualität neben dem traditionellen Reisejournalismus. // von Wolfgang Macht
Mit unserem Reise-Magazin Hello-Travel.de sprach Britta Smyrak, Gründerin von Smart Family Travel, einem Online-Magazin, das sich Familienreisen zu den „kleinen, feinen Orten abseits des Mainstreams“ widmet, wie Reisen mit Kindern leicht gemacht wird. Wir haben die Chance genutzt und mit der Mutter einer Tochter, die noch nie Lust auf Cluburlaube hatte, über Travel-Blogs und die Unterschiede zum Reisejournalismus gesprochen.
Wolfgang Macht: Travel wird bereits von den großen Reise-Marken wahrgenommen und ihr werdet eingeladen, verschiedene Locations und Angebote zu testen. Wie würdest du die Zusammenarbeit beschreiben? Wie wichtig sind Travel-Blogs für die Reisebranche? Gibt es eine neue Qualität des Reisejournalismus?
Britta Smyrak: Die Zusammenarbeit ist sehr gut, sehr professionell. Ich glaube sie unterscheidet sich nicht groß von der Arbeit mit Journalisten. Für manche Agenturen und Destinationen ist es aber noch neu, mit Bloggern zusammenzuarbeiten. Sie sind unsicher und wissen nicht genau, was sie „bekommen“, denn Blogger können ja keine Ausbildung vorweisen. Darum mein Tipp: die Erwartungshaltung auf beiden Seiten vorab klären. Das bedeutet nicht, mir zu sagen, was ich schreiben soll, aber man kann das Thema mit mir besprechen, herausfinden, was mich besonders interessiert, denn gerade beim Blog geht es ja um persönliche Erlebnisberichte.
Manchmal sorge ich noch für Irritation, wenn ich überall das WLAN suche und ständig auf mein Smartphone starre. Ich erkläre dann einfach, dass ich „live“ berichte, also gerade ein Foto auf Instagram stelle, einen Tweet schreibe oder auf einen Facebook-Kommentar reagiere. Ein Außenstehender könnte sonst schnell auf die Idee kommen, dass mich das drum herum nicht interessiert und mein Verhalten sehr unhöflich finden. Das möchte ich natürlich vermeiden, denn das Gegenteil ist ja der Fall. Das Neue ist halt, dass, während ich unterwegs bin, schon die ersten Fotos und Posts online gehen. Aber das ist alles eine Sache der Gewöhnung. Es ist allerdings nicht verkehrt für einen Blogger ein bisschen „Freizeit“ einzuplanen, die dann für mich keine freie Zeit ist, sondern mir die Möglichkeit gibt, mich auf eigene Faust umzusehen. Als Blogger möchtest du deine Sicht der Dinge zeigen. Du suchst deine individuellen Bilder. Es steckt immer viel Persönlichkeit in der Arbeit und ein schnelles WLAN oder ein mobiles Wifi machen mich sehr glücklich.
Wie wichtig sind Travel-Blogs für die Reisebranche?
Mit Bloggern erreichst du die Menschen, die online sind, die keine Zeitung mehr lesen, kein Fernsehen mehr kucken. Blogger sind das perfekte Bindeglied für die Reisebranche. Sie sind gut vernetzt und im Gegensatz zur klassischen Werbung authentisch und glaubwürdig. Blogger sind Multiplikatoren und schreiben für ihre Community. Sie fordern zum Dialog auf, du kannst einem Blogger schreiben, Fragen stellen. Blogger sind emotional und haben eine Meinung im Gegensatz zum klassischen Journalismus. Sie inspirieren, unterhalten, geben Tipps und machen aus einer Reise, einem Hotel, einer Destination etwas ganz persönliches und Unverwechselbares. Das fängt schon vor der Reise mit der Reisevorbereitung an und geht nach der Reise weiter, denn Artikel werden ergänzt, verlinkt, immer wieder überarbeitet. Damit bleibt ein Thema online viel länger aktuell. Blogger sind nicht perfekt, sie wollen keine Fakten runterbeten und dir auch nichtsverkaufen. Besonders die Reiseblogger legen großen Wert auf Transparenz und haben einen Reiseblogger-Kodex aufgestellt, der dafür sorgen soll, dass Artikel gekennzeichnet werden, wenn die Reise gesponsert wurde. Ich würde niemals lügen oder etwas „schön“ schreiben. Damit füge ich mir selber Schaden zu und verspiele das Vertrauen meiner Leser. Das wäre Harakiri.
Gibt es eine neue Qualität des Reisejournalismus?
Die Frage ist ein bisschen tricky, denn Blogger sind, wie oben beschrieben keine Journalisten, wobei viele Journalisten mit dem Bloggen anfangen. Ich würde eher sagen, dass viele Blogger nach journalistischen Prinzipien arbeiten, ihre individuellen Reisegeschichten schreiben und eine ganz eigene Gruppe mit einer eigenen Qualität sind. Das heißt nicht, das Blogger nicht in Zeitschriften auftauchen werden oder demnächst eine eigene Fernsehsendung haben. Statt den Blogger mit dem Journalisten gleichzusetzen, würde ich eher von einer neuen Qualität der Reiseblogger und Reiseblogs sprechen. Es entsehen mittlerweile richtige Marken und Onlinemagazine. Reiseblogs, die mehr als einen Autor haben, hohe Reichweiten erzielen, Geld verdienen und dabei weiterhin authentisch sind. Da entstehen richtige Medienunternehmen, und wenn du dich über eine Destination detailliert informieren möchtest kannst du schon heute einen Reiseführer kaufen, eine Zeitschrift, oder eben einen Blog lesen. Somit hat sich für mich mit den Blogs das relevante Angebot in den Medien vergrößert.
Vielen Dank für das Interview.
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Schlagwörter: blog, blogging, Britta Smyrak, Interview, journalismus, Medienwandel, Reisen, travel