Ausgegooglet: Drei Browser-Alternativen zum datenhungrigen Google Chrome auf dem Smartphone

Immer öfter rufen Nutzer Webseiten mit Smartphone statt mit dem Computer auf. Im letzten Jahr betrug der Anteil der Webseiten, die in Europa mit mobilen Endgeräten aufgerufen wurden, sage und schreibe 35 Prozent. Die meisten Android-Nutzer setzen dabei auf den vorinstallierten Chrome-Browser. Doch vor allem aufgrund des fragwürdigen Datenschutzes ist die Google-Anwendung nicht unbedingt die beste Wahl. Ich habe die drei spannendsten und zugleich kostenlosen Alternativen zu Chrome verglichen.

Mozilla Firefox: Ausgefuchst anpassungsfähig

Die wohl bekannteste Alternative zu Google Chrome ist Firefox von Mozilla. Über den Google Play Store wurde die Anwendung bereits über 100 Millionen mal heruntergeladen. Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: In Aufbau und Funktionsfähigkeit ähnelt die App stark dem Google-Pendant. So können Nutzer Webseiten der Startseite hinzufügen, innerhalb der Seite suchen und Seiten per soziale Netzwerke teilen. Neben der mobilen lädt Firefox wahlweise auch die Desktop-Version einer Webseite. Ein Inkognito-Modus sowie das Feature „Aktivitäten nicht verfolgen“ (Google Chrome: Do Not Track) ist ebenfalls mit an Bord.

Screenshots-Mozilla-Firefox-Addons-APNeu ist hingegen die Verfügbarkeit von Addons, wie man sie auch vom Desktop kennt. Somit können Nutzer den Browser den eigenen Bedürfnissen anpassen. Zur Verfügung stehen unter anderem Werbeblocker, die Passwortverwaltung Last Pass, eine Übersetzungs-Anwendung sowie diverse Sicherheits- und Datenschutz-Applikationen wie Decentraleyes oder Privacy Coach. Des Weiteren sind Seiten als PDF speicher- und druckbar. Auch Mirroring auf einen Smart-TV wird unterstützt. Wem Webseiten zu klein erscheinen, der kann auf einen permanenten Seitenzoom zurückgreifen, der nicht nur Schriften sondern auch anderweitige Inhalte vergrößert.

Zur Synchronisierung mit anderen Geräten, auf denen Mozilla Firefox installiert ist, steht der App-eigene Dienst Firefox Sync zur Verfügung. Wie bei Chrome können dann Lesezeichen, zuletzt aufgerufene Webseiten und Passwörter ausgetauscht werden. Mit dem kleinen Unterschied, dass Mozilla die Daten nicht in der Google Cloud, sondern auf einem firmeneigenen Server speichert. Wer sein Smartphone oder Tablet öfters einmal Freunden und Bekannten in die Hand drückt, kann private Daten zudem direkt beim Beenden der App löschen.

Opera mini: Daten direkt komprimiert

Eine weitere spannende Chrome-Alternative stellt der Opera mini vom gleichnamigen norwegischen Entwickler dar. Er zeichnet sich beim Öffnen der Anwendung durch eine eigene Startseite aus. Diese zeigt oft aufgerufene Webseiten sowie kuratierte Nachrichten an, die thematisch angepasst werden können. Das ist allerdings nicht das einzige Anpassbare: Opera mini bietet die Möglichkeit, das Erscheinungsbild und App-Layout zu modifizieren. Standardmäßig liefern die Softwareentwickler einen Datenoptimierer, der für weniger Traffic sorgt, sowie einen Werbeblocker, der unliebsame Anzeigen ausblendet. Beide sind standardmäßig aktiviert, was vor allem beim Adblocker sowohl Segen als auch Fluch darstellt.

Screenshots-OperaMini-APEin sogenannter Videobeschleuniger sorgt dafür, dass Bewegtbilder schneller auf das Gerät geladen werden. Wer des Nachts hin und wieder auf Webseiten umher surft, dürfte besonders am Nachtmodus Gefallen haben. Er erhöht die Farbtemperatur der Anzeige, was die Augen spürbar schont und weniger Konzentration benötigt. Auch wenn Geräte mit Android 7.0 bereits über eine solche Funktion verfügen, ein nettes Gimmick.

Wer öfters unterwegs ist und dabei nur eine schlechte Netzabdeckung vorfindet, kann Webseiten optional offline speichern. Sie befinden sich dann in einem eigenen Menüreiter. Das funktioniert sowohl im Normal- als auch im Privat-Modus. So oder so ist Nutzungsstatistik des Browsers nach der Installation leider standardmäßig aktiviert. Auch wenn Opera die Daten nicht so offensiv wie Google nutzt, empfiehlt sich die Deaktivierung des Features. Wie auch die Browser Mozilla Firefox und Google Chrome besitzt Opera mini eine Synchronisierungsfunktion mit Installationen anderer Geräte. Genutzt wird dafür ein eigener Opera-Account, es existiert also keine Anbindung an die Google-Cloud.

Dolphin: Flasht und gestikuliert

Ein wenig unbekannter, aber nicht minder interessant ist die mobile Version des Dolphin Browser. Er bietet als einzige Android-App einen vollwertigen Flash-Support. Auch wenn immer mehr Webseiten auf den modernen HTML5-Standard setzen, so ist Flash von Adobe durchaus noch verbreitet. In Sachen Anpassbarkeit geht Dolphin noch einen Schritt weiter als Opera mini. Der Entwickler MoboTap bietet eine Reihe von eigenen Themes an, die die Anwendung nach Belieben verschönern. Des Weiteren ermöglichen Addons wie bei Mozilla Firefox die Anpassung des Funktionsumfangs an eigene Wünsche. Ein Adblocker ist allerdings vorinstalliert.

Screenshots-Dolphin-Steuerung-APEin Novum bei der Steuerung stellt die Unterstützung von Gesten und Sprache dar. Erstere können dabei für jede Webseite frei konfiguriert werden. Dabei eignet sich natürlich der erste Buchstabe der Webadresse am besten. Wer lieber die eigene Sprache nutzt, kann Internetseiten auch durch Diktieren öffnen. Für Lesevergnügen ohne scrollenden Finger im Blickfeld sorgt die optionale Doppelbelegung der Lautstärkewippe.

Als einziger Browser versteht sich Dolphin auch mit den Konkurrenzprodukten Mozilla Firefox und Google Chrome. Lesezeichen und zuletzt besuchte Webseiten lassen sich so auch plattformübergreifend synchronisieren. Dabei kann wahlweise ein eigener Dolphin-Account oder des bestehende Facebook- bzw. Google-Konto genutzt werden. Ein weiterer Pluspunkt des Dolphin Browsers ist, dass sich persönliche Daten schnell über das Menü löschen lassen. Zudem bietet die App die größte Auswahl an direkt nutzbaren Standardsuchmaschinen: Neben Google, Yahoo und Bing sind auch Search, Ecosia und DuckDuckGo an Bord. Besonders hervorzuheben ist dabei die deutsche Suchmaschine Ecosia, dessen Entwickler eingenommene Werbeeinnahmen dafür nutzen, um ökologisch Bäume zu pflanzen.

Fazit: Es muss nicht immer Google Chrome sein

Der Google Chrome Browser ist für die meisten Android-Nutzer der einfachste Weg, um auf das World Wide Web zuzugreifen. Doch mit Mozilla Firefox, Opera Mini und Dolphin gibt es ebenbürtige Alternativen, die dem Primus im Bereich Funktionsumfang und Geschwindigkeit in nichts nachstehen – im Gegenteil. Fans von personalisierenden Addons kommen etwa bei Firefox und Dolphin auf ihre Kosten, Nachteulen und News-Junkies bei Opera. Eines haben allerdings alle gemeinsam: Sie kommen – soweit man dafür bereit ist – auch ohne Googles Datenspeicherung aus. Genau unter diesem Aspekt werde ich persönlich jedenfalls zukünftig dem ehemaligen Platzhirsch Mozilla Firefox eine Chance geben und ihn verstärkt einsetzen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten unter CC BY-ND 4.0.


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Screenshots by Jonas Haller


arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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