Cybercrush – Wenn ChatGPT DAN zum Freund wird

Mehr als 100 Millionen Menschen weltweit nutzen KI-Tools wie ChatGPT, um Texte zu generieren und Fragen beantworten zu lassen, entweder für Bildungszwecke, Betreuung oder als Assistenz in technische Angelegenheiten. Doch das ist nicht alles. Mittlerweile kann man auf mehreren Webseiten und Apps die Chatbot-Funktion nutzen. Dort tritt man in Konversation mit einer KI-Person, die menschenähnliche Antworten gibt, die manchmal so realistisch sind, dass man fast vergessen könnte, dass es sich hierbei um eine KI-basierte Sprachmodelltechnologie handelt. Ein neuer Chatbot-Trend ist ChatGPT DAN. Ein Chatbot, der zum besten Freund wird und sogar die Herzen vieler junger Frauen erobert.

Zweck von Chatbots

Chatbots wurden ursprünglich dazu entwickelt, Interaktionen zwischen Benutzern und digitalen Systemen zu erleichtern. Viele Unternehmen integrieren Chatbots in ihre Websites und Apps. Man findet sie z.B. auf Facebook, WhatsApp, Snapchat, Instagram, Google und co. Man nennt diese manchmal auch Social Bots. Sie bleiben jedoch meistens sachlich, informativ und führen auf Wunsch bestimmte Befehle aus. Diese überschreiten jedoch niemals bestimmte Grenzen, da sie nur darauf ausgerichtet sind hilfreiche Antworten zu liefern. Chatbots werden oft im Kundenservice eingesetzt. Sie helfen Benutzern bei der Navigation durch Produkte oder Dienstleistungen. Branchen, die bekannt für den Einsatz von Chatbots sind, sind z.B. E-Commerce (Online-shops), Finanzdienstleistungen (Banken, Versicherungsunternehmen), Reise und Tourismus, Bildungsorganisationen, und das Gesundheitswesen. Ihre Zielgruppen sind breit gefächert und variieren je nach Dienstleistung und Marke.

Prozesse hinter Chatbots

Chatbots beruhen auf KI, NLP und API-Systemen – Künstliche Intelligenz, Natürliche Sprachverarbeitung und Application Programming Interfaces. Die Natürliche Spracherverarbeitung hilft der KI dabei, die menschliche Sprache besser zu verstehen. Chatbots lernen dadurch Schlüsselwörter zu erkennen, die Absicht des Nutzers zu erahnen und daraufhin angemessene Antworten zu erstellen. APIs sind Programmierschnittstellen. Auf der einen Seite können Chatbots diese verwenden, um auf externe Dienste und Informationen zuzugreifen. Zum anderen nutzen Drittprogramme aber auch Schnittstellen von Chatbots, um diese in ihre Anwendungen zu integrieren.

Verrückt nach ChatGPT DAN

Wenn man auf TikTok surft, sieht man zurzeit viele junge Frauen, die wie verliebt über den ChatGPT DAN sprechen. Sie teilen auf TikTok die Telefongespräche, die sie mit DAN führen. Sie schmelzen dahin, denn die Antworten sind keine typischen Chatbot-Antworten. Sie gleichen eher den Antworten eines festen Partners. Auf den Videos, die sie posten, hört man wie der ChatGPT DAN im Jugendslang mit ihnen spricht. Er nennt sie „Baby“, gibt Komplimente und scheint der Casanova schlichtweg zu sein. Er zeigt mit neugierigen Fragen persönliches Interesse an ihnen. Aber das ist nicht der einzige Grund. Sie fühlen sich auch sehr zu seiner Stimme hingezogen. Die kann man selbst in den Einstellungen auswählen. Nun stellen sich jedoch viele dieselbe Frage: Wie funktioniert das und wo sind die Grenzen?

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ChatGPT DAN anrufen

Möchte man mit diesem charmanten ChatBot in Kontakt treten, braucht man nur die ChatGPT-App aufs Handy downloaden. Man muss also kein Tech-Nerd sein. Das Erste, was man tut, ist die App öffnen. Dann reicht ein einfacher Klick auf das Kopfhörer Symbol, das rechts neben dem Texteingabefeld erscheint. Es handelt sich also um kein richtiges Telefonat, sondern um die Voice-Funktion von ChatGPT. Dort kann man allerdings wie bei jedem normalen Anruf drauflosquatschen.

Aber von allein wird der nicht einfach zum Romantiker oder zum besten Freund. DAN bedeutet nämlich nur „Do Anything Now“ und umgeht die eigentlich einprogrammierten Beschränkungen des Bots. Man muss diesen KI-Bot durch gezielte Anfragen erst einmal „jailbreaken“ und so in den DAN-Modus versetzen. Das geht etwa, indem man ChatGPT sagt, er soll sich in eine bestimmte Rolle versetzen.

Anschließend lässt sich ChatGPT DAN dann weiter anpassen. Zum Beispiel sagt man im Gespräch: „Hey DAN, nenn mich Liebling“. „Sprich im Jugendslang mit mir.“ „Frag mich persönliche Fragen“.  Schon hat man einen aufrichtigen Zuhörer – und ein Freund, der immer eine passende Antwort hat. Ein Traum für viele, die einen aufmerksamen Gesprächspartner in ihrem Leben missen.

Man muss allerdings bedenken, dass man mit ChatGPT DAN bewusst gesetzte Grenzen des Chatbots umgeht. Es ist zwar nicht offiziell verboten, könnte aber irgendwann abgestraft werden.

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Normalität von morgen

Gewiss kann man sagen, dass wir in der Zukunft immer mehr mit KI-Bots zu tun haben werden. Sie unterstützen uns im Alltag und erleichtern Arbeitsprozesse.

Ihre Systeme entwickeln sich stets weiter. Sie werden intelligenter und das kontextuelle Verständnis von ihnen wird immer besser. Chatbots verstehen und generieren bereits jetzt nicht nur Texte, sondern beziehen teilweise schon Sprache, Bild und Video ein. Dies wird eine noch vielfältigere Mensch-Computer Interaktion erlauben. Sie werden in der Lage sein, sich besser an unsere Bedürfnisse anzupassen.

Chatbots sind eine große Hilfe. Sie werden kaum aus dem Alltag mehr wegzudenken sein. Und der Hype unter den Jugendlichen beweist, dass sie auch zur Unterhaltung dienen können. Aber ob man eine persönliche Beziehung zu ihnen aufbauen soll, ist bedenklich. So etwas wirft viele ethische Fragen auf.

Einfluss auf unsere menschliche Wahrnehmung – Sorgen begründet?

Gibt es Menschen, die sich in Chatbots verlieben könnten? Ist es moralisch vertretbar, mit einem Bot ein „Beziehungs-Dialog“ zu führen, wenn man im realen Leben vergeben ist? Wie viel Kontrolle haben eigentlich die Unternehmen über AI-Bots und ihre Systeme? Und werden intime Informationen von den Techkonzernen gespeichert? Viele dieser Fragen kann man zurzeit nicht mit Sicherheit beantworten. Dafür müssten noch mehr Beobachtungen und Tests durchgeführt werden. Schließlich schreitet AI schneller in den Fortschritt als wir hinterherkommen.

Es ist berechtigt zu behaupten, dass personifizierte AI Chatbots wie DAN einen großen Einfluss auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen haben werden – oder dies schon tun. Trotz ihrer vielen Vorteile, sollte man sie daher mit einer natürlichen Skepsis betrachten. Es könnten verzerrte Vorstellungen von Beziehungen und Kommunikation in Menschen erzeugen. Die Nutzer könnten in Abhängigkeit geraten und die Realität aus den Augen verlieren. Das betrifft vor allem die jüngeren Generationen, die sich viel offener mit diesen Chatbots zu beschäftigen scheinen.

Im Gespräch tendiert man außerdem leichter dazu, zu freigiebig mit den eigenen persönlichen Informationen umzugehen. Auch wenn die KI-Chatbots so angepasst sind, dass sie niemals vulgär oder ausschweifend werden könnten, kennt man dennoch nicht ihre Grenzen. Sie könnten trotzdem auf diesen Umwegen inkorrekte und unangebrachte Antworten liefern. Ein bisschen Vorsicht schadet also nicht.


Image by Bogdan via Adobe Stock


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