Das Projekt Shelfd vereint die Möglichkeiten der digitalen Welt mit der simplen Funktionsweise eines Regals. Ein modernes Möbelstück mit einigen Extras. Bücher wollen gesehen werden. Genau wie Filme und Musik. Heute ist das nicht mehr so leicht, denn unsere Medien verschwinden in den Tiefen des iPhones und des Laptops. David Streit möchte das mit seinem digitalen Regal Shelfd ändern.
Shelfd zeigt anderen, wer du bist
Das digitale Regal Shelfd zeigt neben den eigenen Filmen und Alben auch Medien, auf welche der Nutzer Zugriff hat, die er aber nicht besitzt: Filme aus den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender oder eBooks aus der Leihbibliothek von Amazon. „Das Regal hat die Aufgabe zur Präsentation„, meint Streit beim Labor für Entrepreneurship in Berlin. Präsentieren, was man hat und was einen interessiert. Da gehört das neue Murakami-Buch genau so dazu wie die Arte-Reportage über Dänemark. Beides spiegelt Interessen und Vorlieben wider und zeigt Besuchern, was für ein Mensch dort wohnt.
Geld verdient Streit mit dem fremden Content der Mediatheken womöglich nicht. Sein Geschäftsmodell beruht darauf, die Hardware zu verkaufen. Beim Labor für Entrepreneurship in Berlin zeigt er sich zuversichtlich: sein Produkt verbindet drei Funktionen, die es so zusammen noch nicht gibt: Content-Aggregation kombiniert mit Ambient-Display und Remote-Control. „Das kann bisher auch noch kein Fernseher leisten„, so Streit.
Digitales Regal mit Sortierfunktion
Das Regal bildet nicht nur Medien ab, es sortiert sie auch. Der User kann seine Filme beispielsweise nach Genres oder nach Regisseuren kategorisieren, seine Bücher nach Autoren oder Erscheinungsjahr. Wie bei Spotify zum Beispiel, da können auch Kategorien gebildet werden – nichts besonderes also? Der voraussichtliche Funktionsumfang ist natürlich noch viel größer: ein Reminder erinnert dich an gemerkte Filme oder Musik, Empfehlungen von Freunden bieten dir neue Anreize und wenn es zu Hause zu eng wird, können die aktuellen Kinofilme abgerufen werden. Ob einem das 500 Euro wert ist, muss jeder selbst entscheiden – so viel soll die Hardware womöglich kosten.
Doch die Extrafunktionen sind bei Streits Projekt eher Nebensache. Wichtig ist ihm, die Medien wieder groß zu zeigen und nicht mehr kleinteilig irgendwo privat. „Es ist ein Stück moderner Nostalgie„, sagt er beim Labor für Entrepreneurship in Berlin.
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Amazon und Co müssen mitspielen
Bis das fertige Produkt steht ist es noch ein langer Weg. Streit und sein Team stehen noch am Anfang. Seit einem Monat widmet er sich Vollzeit dem Projekt. Nach seinem Masterabschluss in Interface Design an der FH Potsdam arbeitete er als Junior Art Director bei Hi-Res! Berlin. Die Idee entwickelte Streit schon während seiner Masterarbeit. Durch ein Stipendium des Medieninnovationszentrums Babelsberg (MIZ) hat das Team nun neun Monate Zeit, den ersten Hardware-Prototypen zu realisieren. Ein wichtiger Schritt ist es, die Contentanbieter zu kontaktieren – mit deren Entscheidung steht und fällt das Projekt. Streit muss Amazon, Spotify & Co. überzeugen, dass Shelfd eine gute Investition ist. In Sachen Konkurrenz stehen die Aussichten dafür gut: die Idee gibt es so noch nicht auf dem Markt und muss sich deshalb nicht gegen andere Anbieter durchsetzen.
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Schlagwörter: David Streit, digitalisierung, Regal, Shelfd, streaming
2 comments
Ich finde es gut. Die Repräsentation ist doch genau das, was im Digitalen verschwindet. Wenn dies sichtbar gemacht wird und darüberhinaus man den Erwerb auch mit guten Zusatzfunktionen rechtfertigen kann, wird das Shelfd seine Abnehmer finden.