Das Internet der Dinge braucht eine andere Berichterstattung

Das Buzzword Internet der Dinge hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch die Berichterstattung geht häufig am Kern der Sache vorbei. // von Daniel Kuhn

Internet Of Things

Nachdem das Internet der Dinge seit langem als heißer Scheiß in den einschlägigen Medien gehandelt wird, soll in diesem Jahr endlich der große Durchbruch gelingen. So zumindest berichten die großen Medien inzwischen. Dabei übersehen sie allerdings einige wichtige Punkte. Das Internet der Dinge ist keine Zukunftsmusik sondern Realität und es geht nicht um smarte Teekessel, sondern viel größere Dinge. Wir müssen die Art und Weise, wie über das Internet der Dinge berichten also grundlegend ändern.


Warum ist das wichtig? Während die Presse sich auf neue Glühbirnen oder Fitnesstracker stürzt, werden Themen wie eine einheitliche Plattform, offene APIs und Sicherheit in Bezug auf das Internet der Dinge völlig vernachlässigt.

  • Das Internet der Dinge ist längst Teil der Gegenwart und nicht mehr nur Zukunftsvision.

  • Jeder Hersteller kocht bisher sein eigenes Süppchen und die Öffentlichkeit konzentriert sich auf die Geräte wie smarte Staubsauger.

  • Ein Industriestandard sowie eine sichere Struktur für das sammeln und Verarbeiten der Daten, sowie den Zugang für Entwickler sollte wichtiger sein.


Es geht nicht um Dinge

Okay, zugegeben, der Begriff Internet der Dinge mag einen schnell auf die falsche Fährte führen, dass es tatsächlich um Dinge geht. Das führt dazu, dass auf der einen Seite jede smarte Glühbirne als Vorbote für eine nahe Zukunft gefeiert wird, in der jedes Gerät sowohl physikalisch als auch digital existiert. Gleichzeitig bekommt die Öffentlichkeit aber nicht mit, dass IBM, ARM und BT mit HyperCat eine vereinheitlichte Web-Plattform bauen oder Intel und Samsung ein Internet-der-Dinge-Konsortium gründen. Somit geht die Berichterstattung zielstrebig an den eigentlich wichtigen Themen beim Internet der Dinge vorbei.

Auf The Next Web stellt Wojtek Borowicz den treffenden Vergleich auf, dass nicht Glühbirne, Toaster oder Radio für den Mainstream-Durchbruch der Elektrizität waren. Es gab nicht die eine ‚Killer-App‘, die die Elektrizität in die Haushalte gebracht hat, sondern es war die Elektrizität selber. Dabei war es hilfreich, dass es sich um ein einheitliches Framework mit einer Reihe offener APIs handelte, so dass die Hacker und Bastler des 19. und 20. Jahrhunderts mit leicht zugänglichen Werkzeugen sich an das Netzwerk anschließen konnten. Übertragen heißt das also, dass es nicht um die Dinge geht, sondern um das Internet und natürlich um Daten, die in bisher nie dagewesenen Mengen angehäuft werden.


TEDx Talk von Dr. John Barrett über das Internet der Dinge:

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Zugang zum Internet der Dinge

Bei der Analogie zum Stromnetz bleibend stellen offene APIs quasi die Steckdosen des Internet der Dinge dar. Hier ist bereits die Gefahr gegeben, dass manche Anbieter auf eigene, proprietäre Lösungen setzen und diese nicht für andere Entwickler öffnen, oder gar Kopierschutz und andere Methoden einsetzen um ihr Geschäftsmodell zu sichern. Nur mit offenen APIs ist es möglich, dass Anwendungen und Maschinen miteinander kommunizieren und darum geht es schließlich beim Internet der Dinge.

Doch nicht nur die offenen Programmierschnittstellen sind wichtig, sondern auch der generelle Zugang zum Internet. Während dies in den Industrienationen inzwischen zum Standard gehört, sieht dies in vielen Entwicklungsländern und schwer erreichbaren Regionen noch deutlich schlechter aus. Hier arbeiten Google und Facebook unter Hochdruck daran, High-Speed-Internet per Ballons, Drohnen und Satelliten überall auf der Welt bereit zu stellen. Zwar ist der Antrieb ein anderer, aber dadurch würde sich die Anzahl der mit dem Internet der Dinge verbundenen Geräte sprunghaft steigern lassen. Die Schätzung des Unternehmens Cisco, dass bis 2020 über 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden, scheint insofern sehr wahrscheinlich.

Gegenwart und Zukunft

Das Internet der Dinge ist keine Zukunftsmusik, es ist längst im Hier und Jetzt angekommen. Wir leben in einer Welt mit Smartphones, Tablets, Smart TVs, Fitnesstrackern, Heimautomation, verbundenen Autos, Spielkonsolen und vielen anderen Gerätschaften. Natürlich befinden wir uns noch in der Anfangsphase, doch die Kinderschuhe hat das Internet der Dinge längst verlassen. In den nächsten Jahren wird die Anzahl der mit dem Internet verbundenen Geräte sicher noch massiv steigen, doch gerade deswegen ist es jetzt an der Zeit, das Internet der Dinge nicht nur als smarte Glühbirnen, Thermostate und ähnliches zu sehen.

Es geht nicht darum, ein Bluetooth- oder WLAN-Modul in jedes erdenkliche Gerät zu stopfen, das ist keine große Kunst. Es geht vielmehr darum, eine Struktur für das Sammeln und Verarbeiten der Daten zu schaffen, Entwicklern Zugang dazu zu gewähren und bedeutende Services zu entwickeln, die tatsächlich einen Mehrwert für den Nutzer bieten. Die Entwicklung von Industriestandards, wachsenden Ökosystemen und einem Weg die Daten zu schützen sollte jetzt in den Vordergrund rücken, um den 50 Milliarden Geräten, die bis 2020 mit dem Internet verbunden sein sollen, den Weg dahin nicht zu verstellen.


Teaser & Image by Redorbit


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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