Die technischen Neuerungen, die das digitale Zeitalter mit sich bringen verändern schon seit Jahren jeden Lebensaspekt eines Menschen, sowohl im Beruf als auch im Privatem. Doch vor allem im Bereich Bildung tut sich einiges, was die Art wie wir Lernen beeinflusst – egal ob es sich um Schüler, Studenten oder die professionelle Weiterbildung im Beruf handelt. Doch welche Möglichkeiten eröffnen die neuen technischen Mittel den Lernwilligen und wo kann es Probleme geben?
Hybrides Lernen im Vergleich zu Blended Learning
Zwei der aktuelleren Lernmodelle, was das digitale Lernen angeht, sind das Hybride Lernen und das Blended Learning. Beide nutzen digitale Technik um den Stoff den Schülern zu vermitteln, allerdings unterscheiden sie sich in Ziel und Ausführung voneinander.
Hybrides Lernen
Seit der Corona-Pandemie kennt wahrscheinlich jeder den Begriff Hybrides Lernen. Dieses Modell wurde von vielen Schulen und Universitäten als Ad-Hoc Maßnahme eingeführt, um trotz der großen Zahl an Schülern in der Quarantäne den Bildungsauftrag zu erfüllen.
Die Freie Universität Berlin definiert Hybride Lehre wie folgt:
„Hybride Veranstaltungen ermöglichen eine zeitgleiche Teilnahme vor Ort (Hörsaal/Seminarraum) und online im virtuellen Raum (via Audiostream oder Videokonferenz).“
Hier fallen die zwei Kernpunkte direkt ins Auge, zum einen handelt es sich um eine zeitgleiche, meist als synchron bezeichnete, Lernmaßnahme. Zum anderen leitet ein Kursleiter oder Lehrer den Kurs, während sich das Publikum, teilweise, an verschiedenen Orten befindet. Ein weiterer Punkt wird nur impliziert, nämlich, dass die Lerninhalte für alle Beteiligten dieselben sind.
Das Ziel ist es, allen Teilnehmenden denselben Zugang zu einer Veranstaltung zu ermöglichen, selbst wenn diese sich an anderen Orten befinden. Chancen sind hier vor allem für die Inklusion zu sehen. Dadurch können zum Beispiel Schüler am Unterricht teilnehmen, für die ein normaler Schulbesuch aufgrund von physischen oder psychischen Einschränkungen schwer oder sogar gar nicht zumutbar ist.
Es gibt aber auch Nachteile, den obwohl so eine Teilnahme am Unterricht machbar ist, ist der tatsächliche Einbezug der Online-Lernenden schwieriger. Daher müssen Lehrer ihren Unterricht explizit auf die nur Online-Teilnehmenden anpassen.
Außerdem ersetzt eine Online-Teilnahme nicht die sozialen Funktionen der Lernveranstaltung und so kann ein Gefühl entstehen, von dem Rest der Gruppe ausgeschlossen zu sein.
Blended Learning
Blended Learning, seltener integriertes Lernen, ist dagegen schon länger in der Erwachsenenbildung ein Thema. Die FU Berlin definiert das Blended Learning folgendermaßen:
„Beim Blended Learning findet eine enge Verzahnung von Präsenzveranstaltungen und Online-Selbststudium statt, um das Beste aus beiden Lernformen zusammenzuführen.“
Die Unterschiede zum Hybriden Lernen sind auffallend. Es findet ein Teil der Veranstaltung synchron statt, ein anderer Teil allerdings über ein Online-Selbststudium. Dieser Teil ist asynchron, denn die Lernenden entscheiden selbst, wann sie ihr Selbststudium beginnen und beenden.
Die Dinge, die im Selbststudium behandelt werden, müssen auch nicht für alle Teilnehmenden dieselben sein, so kann eine individuelle Förderung je nach Leistungsstand möglich sein. Wer mag wiederholt die Online Übungen bis sie verstanden wurden oder bereitet schon Übungen für die nächste Lerneinheit vor.
Vor Ort wiederum stehen Austausch und Diskussionen mit den anderen im Vordergrund.
Das Ziel ist hier also ein völlig anderes, anstatt allen Teilnehmern den Zugang zu denselben Kursinhalten zu bieten, geht es darum, einen Lernraum zu schaffen, in denen das eigene Lernen selbstgesteuert stattfindet. Dadurch können Lernende in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren individuellen Stärken und Schwächen voranschreiten und sind so motivierter.
Allerdings benötigt diese Form des Lernens ein hohes Maß an Lerndisziplin der Teilnehmer. Denn wie viel sie tatsächlich lernen müssen, entscheiden diese meist selbst. Dazu kommt, dass für manche Lern-Apps passende Geräte vorhanden sein müssen, dass kann eine Eintrittshürde für Menschen mit älteren Geräten sein.
Beide Lernmodelle lassen sich auch miteinander verbinden, wenn der synchrone Teil des Blended Learnings hybrid gehalten wird.
VR und AR
Neben neuen Lernmodellen, die sich auf digitale Techniken stützen gibt es aber auch neue Lernumgebungen, welche neue Arten der Lernerfahrung bieten können. So können durch Virtual Reality Lerninhalte anders präsentiert werden.
So hat die Universität Paderborn das VR-Labor „VirtuChemLab“ eingerichtet. Dort können Chemiestudenten ein virtuelles Labor betreten und zeitunabhängig Versuche durchführen. Die Vorteile liegen auf der Hand. In einem realen Labor ist der Platz begrenzt und Ausrüstung begrenzt, es kann also immer nur eine Handvoll Studenten Versuche durchführen. Mithilfe eines VR-Labors ist die Teilnehmerzahl nur auf die Anzahl der VR-Geräte beschränkt, und obwohl diese noch Recht teuer sind, im Vergleich zu der Vergrößerung eines Labors sind diese Kosten gering.
Und für AR gibt es ebenfalls Einsatzmöglichkeiten in der Bildung. Dadurch kann Geschichte ganz neu erlebt werden. Die MauAR-App erlaubt es Schülern beispielsweise mithilfe ihres Handys die Geschichte der Berliner Mauer hautnah zu erleben. Sowohl zu Hause als auch am Originalen Standort lässt sich deshalb besser nachvollziehen, welche Bedeutung die Berliner Mauer hatte.
Neben einigen technischen Herausforderungen, die die Bedienung solcher Geräte für ungeübte Personen bedeutet, gibt es noch weitere Probleme. So klagen manche Personen schon nach kurzzeitiger Verwendung eines VR-Gerätes über Motion Sickness. Da die AR-Anwendungen in der Regel auf den Smartphones der Lernenden installiert werden, steht die Frage nach der Datensicherheit gerade bei jungen Schülern im Raum. Denn die Apps werden in der Regel nicht von den Bildungseinrichtungen, sondern von privaten Unternehmen entwickelt.
MOOCs
Eine andere Form des Lernens, die erst durch das Internet ermöglicht wurden sind die MOOCs. Bei diesen Massive Open Online Courses lernen, wie das Massive vermuten lässt, viele Menschen gleichzeitig in einem Online-Kurs, der Teilnehmerzahl sind kaum Grenzen gesetzt. Das ist auch notwendig, um den anderen Kernaspekt dieser Lernmethode zu erfüllen, nämlich dass sie offen für alle sind.
Für MOOCs müssen keine Teilnahmegebühren bezahlt werden und es werden keine Leistungsnachweise wie die Hochschulreife gefordert. Sie sind offen für jeden, der an den Inhalten interessiert ist. Und das sogar über den eigentlichen Kurstermin hinaus, denn die Lerninhalte werden online zur Verfügung gestellt.
Im Allgemeinen gibt es zwei Typen an MOOCS, zum einen die xMOOCS, diese sind:
- Von einem Lehrenden wird ein Kursablauf geplant, der von den Teilnehmenden ohne Betreuung absolviert werden kann
- Meist sind es bis zu fünf Minuten lange Videos zwischen denen kurze Quizzes zu dem Thema zu bearbeiten sind
- Hauptziel ist die Wissensvermittlung, welche durch klar definierte Kursziele erreicht werden soll.
Das andere sind die cMOOCs:
- Diese sind mehr wie Seminare ausgelegt und funktionieren daher nur synchron.
- Da hier der Wissensaustausch zwischen den Teilnehmern im Vordergrund steht, werden die Teilnehmer oft in Gruppen eingeteilt.
- Gemeinsam werden zusätzliche Lernmaterialien erstellt die danach allen zur Verfügung stehen.
Der deutsche Bildungsserver stellt auf seiner Website einige Links zu einigen nationalen und internationalen MOOC-Plattformen zur Verfügung.
Der Nachteil der MOOCs ist, dass gerade die cMOOCs schnell überfordern können. Außerdem ist es schwierig, einen Nachweis oder ein Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss zu erhalten. Deshalb wird der Besuch dieser Veranstaltungen von Kritikern als belanglos abgetan.
Gefahr des Lernens durch KI
Gegen Ende sollte noch auf die Gefahren des Lernens durch KI eingegangen werden. Schon heute lassen sich mehr als Mathehausaufgaben und Textinterpretationen mit Chatbots erledigen. Doch mittlerweile werden immer öfter Fälle aufgedeckt an denen Hausarbeiten und sogar Promotionsschriften mittels KI erstellt werden.
Die Gefahr besteht, dass dadurch der Wissenschaftsbetrieb als ganzes ausgehöhlt wird. Denn die Überprüfung solcher Vorwürfe ist zeitaufwendig. Eine KI kann zwar als KI-Detektor eingesetzt werden, die Ergebnisse sind allerdings ungenau.
Gerade bei Jüngeren kann es dazu führen, dass sie Probleme bekommen eigenständig zu denken oder Probleme zu lösen, da sie sich zu sehr auf diese Hilfsmittel verlassen.
Dem stehen natürlich auch einige Vorteile entgegen wie die fachgerechte Nutzung von KI als Hilfsmittel, das eigene Arbeit und eigenes Lernen nicht ersetzt, sondern unterstützt. Doch muss dieser Umgang den Kindern beigebracht werden und dafür ist es wichtig, Lehrer Fort- und Weiterzubilden um auf diese Herausforderungen vorbereitet zu sein. Doch ob dieses Thema bei dem allgemeinen Lehrermangel Priorität haben wird, bleibt fraglich.
Image by fizkes adobe.stock
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