Facebook fordert Ausweisdokumente der Nutzer zur Identifizierung – der Klarname ist dem Unternehmen wichtiger als Datenschutz. // von Alexandra von Heyl
Facebook geht immer härter gegen Nutzer des sozialen Netzwerks vor, die sich nicht mit ihrem Klarnamen anmelden. In diesem Fall deaktiviert Facebook das Profil des Nutzers, bis dieser sich mit einem offiziellen Ausweisdokument identifiziert. Jüngstes Opfer dieser kritiserten Praxis ist Netzpiloten-Leser Hendrik, der uns seinen Fall geschildert hat.
Hendrik ist seit neun Jahren Nutzer von Facebook. Es begann während eines Auslandssemesters, als er sich bei dem weltweit größten sozialen Netzwerk anmeldete. Nicht mit seinen echten Klaramen, er veränderte seinen Nachnamen minimal, indem er einfach ein alle Vokale wegließ. Dies hat er bis heute beibehalten, um Berufliches und Privates zu trennen und nicht für jeden auf Facebook auffindbar zu sein.
Hendrik ist kein besonders aktiver Nutzer von Facebook. Im Schnitt schreibt er einen Beitrag pro Woche – in der Karnevalszeit können es auch mal ein paar mehr sein –, meistens Fotos und Links zu Beiträgen, die ihn gerade beschäftigen. Trotzdem ist ihm Privatsphäre wichtig, mit seinem verfremdeten Namen spielt er immer noch ab und zu rum, streicht weitere Buchstaben und sichert sich so immer etwas mehr Anonymität.
Seine Nutzer nicht genau zu kennen ist etwas, dass Facebook sich sprichwörtlich nicht leisten kann. Sie schrieben Hendrik nach seiner letzten Namensänderung eine Mail:
„Hallo, Dein Konto wurde vorübergehend gesperrt, weil es den Anschein hat, dass es nicht deinen echten Namen zeigt. Um wieder Zugriff auf dein Konto zu erhalten, melde dich bei Facebook an und befolge die angezeigten Anweisungen zur Aktualisierung deines echten Namens. Alle Personen auf Facebook müssen ihre echten Namen nutzen, damit immer klar ist, mit wem du dich verbindest. Solltest du Probleme haben, dein Konto mit deinem echten Namen zu aktualisieren, antworte bitte auf diese E-Mail und erläutere dein Problem. […]„
Sozialer Zwang einer Facebook-Mitgliedschaft
Dass Facebook ein Ausweisdokument von ihm haben wollte, störte Hendrik. Er reagierte erst einmal nicht und unternahm nichts gegen die Sperrung. Nach drei Tagen ohne Zugang zu Facebook gab er nach. Hendrik schickte mit einem Fomular die Kopie seines Personalausweises und aktivierte sein Profilmit seinem Klarnamen neu. Aus dem sozialen Netzwerk ausgesperrt zu sein war kaum zu ertragen.
„Ich will mitbekommen, was meine Freunde machen„, sagt Hendrik im Gespräch mit uns. Er habe sich gegenüber Facebook machtlos gefühlt, denn „die brauchen mich nicht„, aber er brauche es – vor allem den Messenger zur Kommunikation mit seinen Freunden. Auch funktionierten auf einmal mit Facebook verbundene Apps nicht mehr, wie Spotify, Radio.de und HaxSync, eine Android-App für Facebook-Nutzer zur Synchronisation von Kontakten und Events.
Steht Facebook über dem deutschen Gesetz?
Facebook besteht bei all seinen Nutzern auf den Klarnamenzwang, doch Hendrik ist der erste in seinem Freundeskreis, der dies zu spüren bekam. Viele seiner Freunde sind weiterhin mit einem Pseudonym angemeldet. Anonymität im Internet ist ein Grundrecht im deutschen Datenschutz, den zum Beispiel des Landesdatenschützer von Niedersachsen für “selbstverständlich” hält. Es stellt sich deshalb die berechtigte Frage, ob der Klarnamen-Zwang von Facebook überhaupt zulässig ist?
Die Nutzungsbedingungen von Facebook, denen jeder Nutzer mit Anmeldung auf der Seite zustimmt, sagen dazu folgendes: „Du wirst keine falschen persönlichen Informationen auf Facebook bereitstellen“. Eine Beschwerde des Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein wurde vom Oberverwaltungsgericht Schleswig abgelehnt. Laut dem Verwaltungsrichter sei der deutsche Datenschutz für Facebook nicht bindend, da die Datenverarbeitung in Irland erfolge. Das Oberverwaltungsreicht folgte der Annahme, dass irisches Recht gültig sei.
Rechtliche Grauzone der Identifikation
Ob Facebook allerdings eine Ausweiskopie verlangen darf, ist datenschutzrechtlich nicht eindeutig festgelegt und sehr kompliziert. Inhaber eines neuen elektronische Personalausweis dürfen diesen nicht kopieren und an Facebook schicken, denn dieser enthält eine Berechtigungsnummer, welche nur dem Ausweisinhaber bekannt sein darf. Nur in bestimmten Fällen darf der neue elektronische Personalausweiskopiert werden, aber auch nur von öffentlichen Stellen, von Telekommunikationsdiensten zur Identifikation und wenn Gesetze eine Ausnahme vorsehen.
Man kann bei Facebook zur Bestätigung seines Namens auch andere Ausweisdokumente, wie die Geburtsurkunde einreichen. In diesem Fall, wie auch bei älteren Personalausweisen, ist die Gesetzeslage nicht eindeutig. Das Kammergericht Berlin urteilte in einem Verfahren der Verbraucherzentale Bundesverband (vzbv), dass sich Facebook auch an deutsche Gesetze halten muss, solange die Rechtslage zur Kopieerstellung bei den alten Ausweisen aber nicht eindeutig ist, stehen die Chancen schlecht, gegen Facebook etwas zu erreichen.
Vorerst kann Facebook also an dieser Praktik festhalten, zum Bedauern von Nutzern wie Hendrik, auch Ausweisdokumente zur Identifikation zu verlangen. In der Mail zur Sperrung des Kontos verspricht Facebook zwar, dass die Daten nach Bestätigung der Identität wieder gelöscht werden, überprüfen können das Nutzer oder sonst eine Instanz aber nicht.
Klarnamenzwang bleibt auf Facebook gültig
Bereits vor einiger Zeit musste sich Facebook-Manager Chris Cox bei Dragqueens und Mitgliedern der LGBT-Community entschuldigen, deren Nutzerprofile das soziale Netzwerk nach einer anonymen Meldung als Fake-Accounts löschen wollte. Letzendlich durften die Betroffenen ihre Künstlernamen behalten, eine Lockerung der Regeln zieht Facebook aber nicht in Erwägung. Denn nur mit Klarnamen hat Facebook ein wirtschaftlich relevantes Nutzerprofil von uns, welches für Werbekunden deutlich wertvoller ist als ein Profil mit falschen Namen. Wir sind Gold wert für Facebook, aber nur wenn das soziale Netzwerk alles über uns weiß.
Teaser & Image by bykst (CC0 Public Domain)
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Schlagwörter: Datenschutz, facebook, gesetz, Identität, klarnamenzwang, Social Media, Soziales-Netzwerk
17 comments
Ob es da nur um Werbung geht? Der Name wäre ja als solcher völlig piepegal. Nur ist der Name der klassische Ansatzpunkt für die Integration verschiedener, also auch externer Datenbanken. Z.B. hätte die Datenbank von Facebook keinen Wert für polizeiliche Zwecke, wenn die gesuchte Person dort nicht zu erkennen ist. Jetzt kann man sich überlegen, wo sonst im Netz der Klarname eine Rolle spielt – und das ist beim Mobiltelefon, beim Online-Banking, bei amtlichen Geschichten. Facebook beabsichtig daher letztlich nicht weniger, als zum Integrator unserer Online-Existenz zu werden. Nur mit dem Klarnamen und noch besser mit der Mobilnummer findet uns Facebook wieder in den Kontaktlinsen anderer User. Dieser Ansatz ist für Werbung – ich bin aus der Branche – völlig unwichtig bzw. darf definitiv so nicht genutzt werden (jedenfalls in D). In Zukunft natürlich denkbar, dass die Allianz bei Facebook anfragt: Sie können doch sicherlich diese 100.000 namentlich aufgeführten Personen – die möchten wir gezielt 1:1 ansprechen … Am allermeisten Vergnügen haben aber die daran, die dann und wann von nähere Informationen zu einer gesuchten Person haben dürfen …
Für Facebook ist die Policy übrigens durchaus riskant. Schon jetzt ziehen sich ja junge Nutzer immer mehr von FB zurück – und das eben auch mit der Identifizierbarkeit zu tun.
Für Facebook ist das deutsche Datenschutzgesetz nicht verbindlich. Hinzu kommt, dass das Recht auf Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung unter einem Zumutbarkeitsvorbehalt steht. Es stellt sich daher allenfalls die Frage, ob es für die Nutzer nicht zumutbar wäre, mit dem Klarnamen aufzutreten, um den Dienst „kostenfrei“ nutzen zu dürfen.
Traumhaft. Dann kennen ja auch bald nazis meinen echtnameb und wenn das mit dem geburtsdatenzwang auch stimmt dann kann much jeder auf diversen suchseiten finden. Top facebook! Dann braucht ja nur einer der IS meinen namen und mein geburtsdatum bei google einzugeben und schon findet er heraus wo ich wohne, sollte ich mich gegenüber so jemandem falsch verhalten. Super Idee, Facebook. Super Idee.
Der namenzwang hat mich heute auch dran bekommen.Da ich nicht Müller Meier oder Schmitz heiße ,werde ich mich zurück ziehen aus Facebook.Das Risiko ist mir einfach zu groß ,da ich auch aktiv bin im Antifa bereich.
Leute, das ist doch völlig egal: Etwas Hirn dazu den Kopf ein Stück aus dem Hintern der Merkel gezogen + schon wird klar + ist unausweichlich:
– Eine E-Mail wird NIE unter der wahren IP mit dem Klarnamen eingerichtet!
– Eine Handy-Nummer wird anonym registrier
– Bei Facebook wwerden generell keine richtigen Daten angegeben + es wird sich nie mit der rigenen IP eingeloggt / angemendet!
– Man hat einige Reservekonten, nie die gleichen Freunde und nie die gleichen Themen oder Inhalte.
Wer sich mit jemand „verknüpgen“ will, soll heiraten oder Briefe schreiben!
hey leute,
mich hat der klarnamenzwang nun auch getroffen. mag mir jmd vllt eine geburtsurkunde mit meinem fb-namen erstellen?!
ist mir heute nun das 4te mal passiert.
hab die schnautze sowas von voll.
mal sehen wie twitter funktioniert…
Facebook Spionage
Seit einiger Zeit habe ich meinen 3. Account.den ersten habe ich aufgrund der geänderten AGB gelöscht.
Da heutzutage ein soziales Leben ohne den spionagedienst nicht mehr möglich ist habe ich mich vor 3 Wochen nach 3 monatiger Pause wieder angemeldet, mit Spitznamen. Nachdem ich dort politisch sehr aktiv wurde, bekam ich eine Sperre wegen falschen namens. Es gab keine Möglichkeit Deals Profil wieder zu bekommen. Ich habe 3 Anträge eingereicht mit Personalausweis und alle wurden abgelehnt. Der letzten war entgültig!
Nun vor 2 Wochen haben ich mir einen neuen Account erstellt mit richtigem Vornamen und meinen Spitznamen als Nachnamen. Ich war wieder politisch sehr aktiv hab innerhalb weniger Tage ein großes Netzwerk aufgebaut. Es dauerte nicht lange und schon war mein konto wieder gesperrt. Wieder mit der Ausrede des Namens.
Ich musste also meinen richtigen Namen angeben und schon dürfte ich wieder am sozialen Leben teilnehmen. Nach wenigen Tagen wieder eine Überprüfung. Innerhalb 2 Wochen wuchs mein Netzwerk auf über 400 Personen an. Und in dieser Zeit habe ich 7 Überprüfungen machen müssen!
Bis heute! Mein Account wurde erneut gesperrt. Ich könnte es wieder freischalten, wenn ich meine Freunde „verrate“ indem ich sie auf Bildern identifiziere: dazu mussten ich anhand eines von Facebook ausgesuchten Bildes die Person aus einer Liste von Namen markieren um den es sich dort handelt.
Ich sollte das mit 3 Bildern machen!
Nachdem ich 3 Bilder durch hatte, ging die Markierung aber weiter, kein Ende in Sicht! Ich habe dann den Browser geschlossen, in der Hoffnung es handele sich um einen Programmierfehler. Nachdem ich mich erneut anmeldete, kam nur eine Fehlermeldung „Stundenlimit“ überschritten. Das war vor 5 Stunden. Seitdem komme ich an meinen Account nicht mehr ran.
Ich gehe davon aus, dass es auch nicht mehr freigeschaltet wird. Da dem Spionagedienst Freidenker und Politische Aktivisten ein Dorn im Augen sind!
Nachdem facebook mich zum Klarnamen mithilfe meines Ausweises zwang, musste ich meine Identität gerade eben nach nur einigen Wochen erneut bestätigen.
Ich hatte die Wahl: noch einmal meinen Perso einschicken (ich ärgere mich maßlos über mich selbst, das je getan zu haben) oder aber Freunde mittels eines multiple-choice-Verfahrens zu identifiezieren. Andernfalls bekäme ich erneut keinen Zugang zu meinem account mehr.
Das heißt eigtl nur: Noch mehr private Informationen nicht etwa nur über mich. Nein. Auch mittels Fotoerkennung über meine Freunde.
Ich habs so satt!
DIASPORA scheint sich einfach nicht durchzusetzen. Ich habs versucht. Aber seinen Datensachutz auf eigenes Bemühen aufrecht zu erhalten, ist aufwändig und nicht eben intuitiv erreichbar. Viele Freunde sind mir gar nicht erst gefolgt.
Ärgerlich für mich ist meine Abhängigkeit von facebook. Ich veranstalte selber, arbeite „öffentlich“ und bin aufs „spread the word“ einigermaßen angewiesen.
Meinen Namen, unter dem ich arbeite, habe ich auf facebook schon eingebüßt.
Ich bin fassungslos und ja, ich habe mit der Ausweiskontrolle schon und aber eben auch erst jetzt geschnallt, was facebook-Verweigerer seit Jahren predigen.
Ich höre sie auch trapsen, die Nachtigall in Nachtschwärze.
Also ich habe im Moment dasselbe Problem. Ich will einfach meinen Nachnamen nicht benutzen und habe daher meinen Vornamen geteilt. Jetzt auf einmal wurde mein Profil deaktiviert. Ganz ehrlich, eigentlich ist mir das egal, da ich sowieso seit längerem Facebook verlassen wollte, nur kann ich jetzt nicht selbst mein Konto löschen und meine Daten runterladen. Ich bin im Moment im Kontakt mit Facebook, aber bekomme keine klare Aussage. Eigentlich sollten sie einfach mein Konto löschen, wenn ich doch schon meine ID verweigere und sie darum bitte. Früher war Facebook ein Ort, an dem man alte Bekannte von nah und fern wieder finden konnte, jetzt ist es ein Daten – sammel account und ich werde einen Teufel tun um einen ausweiß an die Herren zu schicken. Falls jemand einen Tipp hat, damit ich es löschen kann und meine Informationen „zurück“ bekommen kann, freue ich mich das hier zu lesen!
Guten Morgen Facebook , Ich melde mich bei Namen : Ricky Maserati ! Ich sehe mich allerdings nicht in der Verpflichtung Ihnen in irgend einer Weise Daten von Mir zu Senden die für meine Person an sich bestimmt sind und schon gar nicht sehe ich mich verpflichtet Ihnen meine Ausweis Daten oder Dokumente solcher gleichen zu Senden ! Ihnen sollte Bewusst sein , das die von Ihnen geforderten Daten gegen das Deutsche Datenschutzrecht und die Deutschen Datenschutzbestimmungen Verstoßen ! Facebook mag sich vieleicht auf den Irländischen Datenschutzbestimmumgen berufen (“ Europarecht, laut Facebook US“ ) aber diese sind nicht die Unseren Datenschutzbestimmungen hier in Deutschland ! Und daher fordere Ich , die freischaltung Meines Account hier bei Ihnen auf Facebook ! MFG Ricky Maserati
PS: Wer einen Datenmissbrauch miterlebt hatt , der weiß wovon er redet …. in diesem Sinne schöne grüsse auch an die T-Titanen
Ja mich hat es heute erwischt. Nachdem ich vor Wochen zähneknirschend die Handynummer angegeben habe, war heute mein Profil gesperrt und wäre nur gegen Ausweiskopie freischaltbar. Das mache ich denn doch nicht. Ich finde, es geht auch zu weit. Wenn ich im Netz nicht mehr anonym sein darf, wozu brauch ich das Netz sonst?In jedem spiel werden anmeldedaten gefordert und ein Spielnamen. insofern könnte man irgendwas dazu erfinden,also streichen doch irgendwelche maass Spione doch bei Facebook rum und gucken, wen sie sperren können, der politisch aktiv ist und sich nicht wegen hasskommentaren sperren läßt. Armseliges Deutschland, wenn das schon so läuft.Überwachungsstaat pur.Leider kann ich mein Profil nicht löschen,weil ich dazu Zugang zu meinem acc. haben müßte.