Der neue Atlas Roboter: Der nächste Schritt bei Boston Dynamics?

2013 enthüllte das Robotik-Unternehmen Boston Dynamics seinen Atlas-Roboter. Der damals noch nicht ganz so gelenke Roboter begeisterte die letzten Jahre zunehmend durch seine Bewegungsfähigkeiten. Im April 2024 endete nach über 10 Jahren ein großes Kapitel der Robotikgeschichte, als Altas in den Ruhestand geschickt wurde. Einen Tag später verkündete das Unternehmen allerdings eine komplett neue Version des Roboters.

Erste Videos lassen darauf schließen, dass die Atlas-Entwicklung eine ganz neue Phase erreicht hat. Während der vorige Roboter das Nachempfinden der menschlichen Bewegung perfektionierte, beherrscht die neue Version bereits ein paar neue Tricks.

Rückblick: Als ein Roboter, der das Gehen lernte

Es ist nicht so, dass der frühe Atlas-Roboter nicht bereits beeindruckt hätte. Schon in einer sehr frühen Phase beeindruckte der Roboter mit ersten Gehversuchen auf unwegsamen Gelände. Auch ließ er sich nicht durch ein gegen ihn fallendes Gewicht aus dem Stand auf einem Bein bringen.

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Trotzdem sahen diese Anfänge noch vergleichsweise ungelenk aus. In dem gezeigten Videomaterial schaffte es der Roboter sich zwar über den unebenen Boden aus großen Steinen zu bewegen, aber sein Gang hatte noch etwas eher stolperndes. Zudem hatte er damals auch noch ein Sicherungsseil, das wohl größere Schäden verhindern sollte, wenn es doch mal zum Sturz kommen sollte. Die Technik war außerdem noch etwas offener und der Roboter musste vom Festnetz mit Strom versorgt werden.

Ganz anders da das letzte große Video, dass 2023 die Möglichkeiten des Atlas-Roboters vorführte. Atlas überwindet in dem Video einen Parcours, bei dem er unter anderen mit einem Brett eine Lücke schließen und an einer anderen Stelle in etwas engerem Raum springen muss, um eine größere Stufe zu überwinden.

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Dem Mitarbeiter wirft er dann die Werkzeugtasche hoch, die er überbringen sollte. Bei seinem letzten Sprung zurück zum Boden zeigt Atlas mit einem eingedrehten Salto nochmal seine beeindruckenden Parkour-Fähigkeiten. Auch wenn manche Abläufe zuvor offenbar eine kleine Berechnungszeit bedürfen, beeindrucken die Fähigkeiten des alten Atlas-Modells.

Auch wirkte das Modell gegen Ende seiner Entwicklung deutlich polierter. Es war weder eine externe Stromversorgung noch Rettungsseil nötig und der ganze Roboter war deutlich stilvoller zu Ende designt. Atlas hatte die menschliche Bewegung gemeistert und ist damit quasi seinen anfänglichen Schuhen entwachsen.

Der neue Atlas-Roboter  

Zeit also für die nächste Generation. Doch was soll Atlas noch lernen, nachdem er die menschliche Bewegung bereits so gut beherrscht? Eine indirekte Antwort darauf liefert das erste Video mit dem Boston Dynamics den neuen Atlas-Roboter vorstellt.

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In dem Video liegt der neue Atlas-Roboter zunächst reglos auf dem Rücken. Nach einigen Momenten beginnt sich der Roboter zu bewegen und steht auf. Das macht er allerdings weder auf normal-menschliche Art noch mit einer besonders sportlichen Einlage. Stattdessen zeigt sich hier sofort die neue Bewegungsfreiheit des Roboters.

Wo die Gelenke des Menschens nur einen gewissen Bewegungsspielraum ermöglichen, erlauben die Beine des Roboters, die Füße auf Höhe der Körpermitte aufzusetzen und sich hochzudrücken. Anschließend geht er erst ein Stück auf die Kamera zu, dreht dann seinen Kopf und anschließend den Körper um 180 Grad und geht von der Kamera weg.

Die Zukunft des neuen Atlas-Roboters

Für mich zeigten diese Bewegungen bereits, wohin Boston Dynamics mit ihrem neuen Roboter will. Die Zeiten des reinen Nachahmens scheinen nun vorbei zu sein. Sowohl beim Aufstehen als auch in den unabhängigen Drehbewegungen von Kopf und Körpermitte zum Schluss zeigte der Roboter bereits sein neues Potential.

Die Grunderscheinung des Roboters ist noch immer sehr menschlich, von den Proportionen sogar tatsächlich mehr als sein Vorgänger. In den Bewegungen hat man allerdings wohl geschaut, wo ein Roboter mehr Bewegungsfreiheiten haben kann. In den kommenden Monaten und Jahren wird diese sicherlich genutzt, um ganz neue Bewegungsabläufe zu entwickeln.

Ich kann mir vorstellen, dass auch die Entwicklung künstlicher Intelligenz dabei helfen wird, aus den neuen Möglichkeiten optimierte Bewegungsabläufe für bestimmte Aufgaben zu entwickeln.

Wo könnte der Atlas-Roboter eingesetzt werden?

Der alte Atlas-Roboter war noch mehr ein Forschungsmodell zur Entwicklung. Der neue Roboter ist dagegen deutlich optimierter für den tatsächlichen Einsatz. Im Gegensatz zur alten, hydraulischen Variante ist die neue elektrische Version deutlich leiser und auch reaktionsschneller.

Auch Boston Dynamics selbst sieht den neuen Atlas nicht mehr als reines R&D(Research and Development)-Projekt. Stattdessen betonen sie in einem Blogpost, dass sie eine nützliche Lösung liefern möchten. Ein wichtiger Baustein dafür ist auch die Partnerschaft mit Hyundai, die nun offenbar auch in der Fertigung unterstützen. Allerdings gehören Hyundai auch bereits 80% Anteile am Robotik-Unternehmen.

Boston Dynamics weist im Blogpost auch auf den Erfolg ihres Hunderoboters „Spot“ hin, der unter anderem auch von DB Cargo in der Zuginstandhaltung oder im Hamburger Hafen getestet wurde.

Atlas hat allerdings andere Anwendungsbereiche als die kleine Roboter-Spürnase. Durch die menschenähnlichen Bewegungsfähigkeiten könnten sie etwa für körperlich fordernde Fabriktätigkeiten oder für gefahrenkritische Umgebung, etwa in einsturzgefährdeten Gebäuden zum Einsatz kommen.

Gesunde Konkurrenz?

Boston Dynamics entstand aus dem bekannten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und gilt als eines der wichtigsten Entwicklungstreiber der Robotik. Die Kernkompetenz liegt dabei auf autonomen Laufrobotern.

Mittlerweile gibt es aber auch namhafte Konkurrenz. Einer der zumindest lautesten Wettbewerber dürfte Tesla Optimus sein. Der umstrittene Tesla-Gründer Elon Musk ist im Netz selten um Worte und Videos verlegen, um seine Produkte zu werben. 2023 wurde außerdem sowohl die erste Generation des Optimus-Roboters vorgestellt als auch am Ende des selben Jahres bereits die 2. Generation.

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Noch wirkt Optimus relativ behäbig in seinen Bewegungen, übt aber immerhin bereits filigranere Tätigkeiten wie das Falten eines Shirts aus. Mit Teslas Wachstumsmentalität und Investitionsmöglichkeiten könnte Optimus tatsächlich ein möglicher Konkurrent werden, wenn es darum geht, die ersten autonomen humanoiden Roboter auf den Markt zu bringen. Im Idealfall spornt das Gegenseitig die Entwicklung an.


Screenshot from YouTube / Boston Dynamics

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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