Deutscher Nachbarschaftspreis 2021

Wenn die Corona-Krise eines gezeigt hat, dann die Bedeutung von Zusammenhalt und Solidarität in schweren Zeiten. Viele Ältere und eingeschränkte Personen mussten deutlich mehr Verzicht leisten, als der Großteil der Bevölkerung. Zu ihrem Schutz war Abstand halten die sicherste Methode. Doch gleichzeitig war das auch ein Verzicht, den sich viele nicht leisten konnten. Für viele einsame Menschen ist sozialer Kontakt, wenn auch nur einmal am Tag, ein wichtiger Lebensaspekt. Solche Momente fanden während der Pandemie kaum oder selten statt. Doch wo Bund und Länder einsame Menschen einfach vergaßen, da taten hilfsbereite Menschen ihr Bestmöglichstes, um diese Leute nicht alleine in der Krise zu lassen. Solches Engagement sollte Beachtung finden und anerkannt werden. Und genau dafür ist der „Deutsche Nachbarschaftspreis“ ins Leben gerufen worden. Seit 2017 nämlich verleiht die nebenan.de Stiftung den Preis an soziale und gemeinwohlinteressierte Projekte in der eigenen Nachbarschaft.

Nachbarschaft als Rückzugsort

Die nebenan.de Stiftung ist eine gemeinnützige Tochterorganisation des Berliner Sozialunternehmens Good Hood GmbH, die auch die Website nebenan.de betreibt. Ziel der Stiftung ist nach eigener Aussage, „konkretes, freiwilliges Engagement in der Nachbarschaft und Gesellschaft zu fördern.“ Damit soll die Gesellschaft näher zusammenrücken und Isolation und Einsamkeit aktiv angegangen werden. Denn Individualismus ist wieder ganz weit vorne mit dabei im Trend unserer Gesellschaft. Da kann der oder die eine oder andere Hilfsbedürftige schon mal durchs Raster fallen. Umso besser, dass auch kleinste Projekte gewürdigt werden, solange sie nur das Herz am rechten Fleck haben und Leute zusammenbringen.

Die Verleihung soll soziales Engagement sichtbar machen und gleichzeitig zeigen, wie bedeutsam nachbarschaftlicher Zusammenhalt im Kleinen für eine Gesellschaft als Ganzes sein kann und ist. Nebenan.de hat auch größere Ziele und will einen offenen Umgang aller Bewohner*Innen in einem Viertel kreieren und jeden dazu anregen, sich für sein direktes Lebensumfeld einzusetzen.

Diese Vorhaben werden jährlich mithilfe des Deutschen Nachbarschaftspreises und des Tages der Nachbarn umgesetzt.

Was umfasst der Nachbarschaftspreis?

Die Gesamtgewinnsumme beträgt 57.000 € und wird in 21 Preiskategorien aufgeteilt:

16 Landessieger*Innen erhalten je 2.000€ und 5 Themensieger*Innen erhalten je 5.000€

Die Themenbereiche unterteilen sich in die Schwerpunkte Generation, Kultur und Sport, Nachhaltigkeit, Vielfalt sowie öffentlicher Raum. Sie sind getrennt von den Landesgewinner*innen und erhalten mehr Preisgeld.

Doch nicht jedes Projekt kann sich einfach bewerben. Die Stiftung hat einen Auswahlkriterien-Katalog angelegt, die erst erfüllt werden müssen. Unter anderen zählen lokales Engagement und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen als wichtige Merkmale. Des Weiteren müssen vielfältige Partizipationsmöglichkeiten innerhalb des Projektes gewährleistet sein. Einen besonderen Wert legt die Jury auf den Vorbildcharakter des Projektes, um andere ebenfalls zur Beteiligung zu animieren. Damit kann der deutsche Nachbarschaftspreis eine große Bandbreite an Engagement abbilden.

Wer kann teilnehmen?

Die Teilnahme ist für vielerlei Teilnehmer*Innen offen. Unter anderem dürfen Nachbarschaftsvereine, Stadtteilzentren, gemeinnützige Organisationen, Sozialunternehmen, Engagierte Gruppen oder lose Zusammenschlüsse von engagierten Nachbar:innen an dem Wettbewerb teilnehmen.

Für dieses Jahr endete die Bewerbungsfrist bereits am 18. Juli. Und die nebenan.de Stiftung hat bereits eine Vorauswahl der Nominierten getroffen, bis zu 100 Projekte können pro Jahr vorgeschlagen werden. Dieses Jahr waren es 86 aus jedem Winkel Deutschlands. Auch Hamburg ist gut vertreten: Sieben Projekte von St. Pauli bis Hohenlohe, die sich für Sport, Geschichte, Kulinarik und vieles mehr in ihrer Nachbarschaft engagieren. Im September haben dann die Jury für die Themenbereiche sowie die Jurys auf Landesebene über die Nominierten abgestimmt. Die Jurys setzen sich dabei aus Vertreter*Innen der Preisförderer, Vorjahressieger*Innen, sowie aus Expert*Innen aus unterschiedlichen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Soziales zusammen.

Wann wird der Nachbarschaftspreis verliehen?

Am 05. Oktober wurden die 16 Sieger*Innen auf Länderebene ausgezeichnet. Die noch ausstehenden Themenpreise werden dann voraussichtlich im November auf einer hybriden Preisverleihung vergeben. Weitere Infos zu dieser Verleihung seht ihr rechtzeitig auf der Website des Deutschen Nachbarschaftspreises.

Wer hat dieses Jahr gewonnen?

Auch in diesem Jahr stimmten 16 Landesjurys individuell für jedes Bundesland ab. Die diesjährige Bandbreite ist so vielfältig wie eh und je. Hier eine Auswahl der Sieger*Innen 2021:

Für Sachsen beispielsweise konnte in diesem Jahr ein ganz besonderes Projekt die Trophäe holen. Eine Nachbarschaftsgruppe aus Leipzig lies mit ihr Projekt „Lebendiger Adventskalender – von und für Nachbarn„, wie der Name schon sagt, 24 Türchen zum Leben erwecken. Im Waldstraßenviertel öffneten die Menschen ihren Nachbar*Innen Tür, Tor und Fenster, um soziale Teilhabe zu ermöglichen. Leider konnte das Projekt bisher nur einmal unter normalen Bedingungen stattfinden, bis die Pandemie das Konzept auf eine digitale Alternative verbannte. Wir hoffen, dass es dieses Jahr wieder regulär stattfinden kann und sich die Menschen so zur Weihnachtszeit wieder etwas näher kommen können.

Darüber hinaus gab es unzählige weitere spannende Initiativen. Wie ein Sozialprojekt aus Bremen. Die Naturfreundejugend Bremen hat ihr Projekt „WE, THE FUTURE“ mit dem Zentrum für Begegnung & Beratung vom Fluchtraum Bremen e.V. vereint und so Integration neu gedacht. Hier setzen sich junge Menschen, die vor Gewalt, Krieg und Armut geflohen sind, dafür ein, andere Menschen mit einer ähnlichen Geschichte in die Tücken des deutschen Staatsapparats einzuweisen. So gibt es Workshops, Schulungen und Filmprojekte über deutsches Recht, Integration, Asyl oder Vorurteile. Als Gewinner der Kategorie Vielfalt kommt es zum interkulturellen Austausch und Begegnung, ohne auf Unverständnis zu stoßen. Dadurch sind die Unterrichtenden selbst quasi Botschafter*Innen für eine tolerante Gesellschaft.

Darüber hinaus gab es Gewinner*Innen, die alte Gemeindehäuser restauriert und wiederbelebt haben; Kulturprogramme in der Nachbarschaft; Sport und Inklusion; Großelternaustausch; Begrünungsprojekte und vieles mehr. Seht euch alle Gewinner*Innen auf der Website des Preises an. 

Nun wünschen wir allen ausstehenden Nominierten für die Themenpreise viel Erfolg und hoffen auf viele weitere soziale Projekte in den nächsten Jahren, die sich für mehr Zusammenhalt in unserer Gesellschaft einsetzen.

 


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