Die Einführung des Videomaut-Systems in Österreich

Österreich ist einer der europäischen Staaten, in denen eine Maut für Autobahnen, einige Schnellstraßen und Tunnelzufahrten gilt. Während über viele Jahre jedoch immer eine Vignette in der Frontscheibe des Autos oder ein Kauf vor Ort zur Identifikation der gezahlten Maut nötig war, steigt das Land mittlerweile auf die Videomaut um. Dabei ist nicht mehr der Kauf einer physischen Vignette nötig. Das System erkennt das Auto automatisch an Mautstellen und lässt das Fahrzeug passieren, sobald Kennzeichen und Modell erkannt werden.
Die Einführung der Videomaut und der digitalen Vignette ist ein wichtiger Schritt für die Digitalisierung des Straßenverkehrs. Autofahrer müssen nicht mehr an den Mautstellen anhalten, um ihre Vignette überprüfen zu lassen. Im besten Falle erkennt die Schranke sofort das Automodell und das Kennzeichen und lässt PKW-Fahrer ohne weitere Vorkommnisse durch die Schranke fahren. Bisher ist das System nur an bestimmten Tunneln innerhalb Österreichs aktiv, soll aber auf das gesamte Mautnetz ausgeweitet werden. Das verspricht einen besseren Verkehrsfluss, vor allem an den entsprechenden Flaschenhälsen des Autobahnverkehrs Österreichs.
Dabei hat Österreich eine besondere Vorgeschichte mit der Einführung eines Mautsystems, wie ihr in diesem Artikel lesen könnt.

Die Einführung des Videomaut-Systems in Österreich

Die digitale Streckenmaut wurde 1991 von der ASFINAG (Autobahn- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) in Österreich eingeführt. Damit ist es eines der ersten Länder innerhalb Europas, die dieses System nutzen. Sie gilt dabei für sogenannte Sondermautstrecken und sind unabhängig von den eigentlichen Vignetten für die Nutzung der Autobahnen Österreichs. Diese gibt es seit neuestem aber auch als digitale Variante. Anfangs galt das System nur für die Jahreskarten. Mittlerweile ist es jedoch für jede Art von Abonnement möglich, auch für Einzelfahrten. Das Vignetten- und Mautsystem ist wichtig für die Instandhaltung der Straßen Österreichs, da die ASFINAG ansonsten keine staatliche Förderung erhält.

Bild von Klebevignette hinter einer Frontscheibe eines Autos
Die digitale Vignette löst die „klassische“ Klebeplakette nach und nach in Österreich ab

Entwicklungen und Verbesserungen im Laufe der Jahre

Jeder, egal ob inländisch oder ausländisch, kann sich eine solche digitale Vignette und eine digitale Maut für die Sonderstrecken Österreichs kaufen. Dazu dient der offizielle Online-Shop, aber es gibt auch andere Anlaufstellen, wo die Videomaut gekauft werden kann. Mittlerweile gibt es auch hierfür ein eigenes Abo-Modell, das sich Digitale Streckenmaut FLEX nennt. Dabei registriert man zuerst sein Kennzeichen, das Geld wird jedoch erst abgehoben, sobald man eine der Mautstationen passiert. Dies ermöglicht es, flexibel zu bleiben und sich nicht vor dem Kauf auf eine der anderen Varianten der digitalen Vignette festlegen zu müssen.

Wie das Videomaut-System funktioniert: Die Technik hinter dem Videomaut-System

Die Technik, mit der die digitale Videomaut funktioniert, ist einfach und verständlich. Wer online eine entsprechende digitale Vignette kauft, gibt dabei die Daten für sein Fahrzeug an. An den Mautstellen sind dafür spezielle Kameras angebracht, die das System nach gespeicherten Kfz-Kennzeichen durchsuchen und dieses dann mit der Datenbank abgleichen. Wird das Kennzeichen gefunden und wurde vorher zusätzlich die entsprechende Mautgebühr für die Strecke bezahlt, geht die Schranke nach oben und man kann problemlos weiterfahren. Das System ist so schnell, dass der Verkehr nicht ins Stocken gerät.

Integration in das bestehende Mautsystem

Bild von Maut-Scannern auf österreichischen Autobahnen
Durch die Integration des Video-Mautsystems in die bestehenden Strukturen auf österreichischen Autobahnen ist die flächendeckende Umsetzung deutlich erleichtert

Die bestehenden Mautstellen wurden seit der Einführung der digitalen Streckenmaut stetig verbessert und mit den entsprechenden Kameras und digitalen Systemen für die Einführung der Videomaut ausgestattet. Diese lassen sich mittlerweile an jeder Mautstelle finden. Dort sind bestimmte Fahrlinien für die Videomaut ausgewiesen, die den Verkehrsfluss der anderen Fahrer ohne digitale Maut nicht behindern.

Wie man sich für das Videomaut-System anmeldet

Das Fahrzeug muss vor Fahrtantritt online registriert werden, sodass das Kfz-Kennzeichen auch an der Mautstelle erkannt wird. Die einfachste Möglichkeit ist es, dies über die offizielle Seite der Mautgebühren.de. Hier sind Strecken, entsprechende Gebühren und Verkaufshinweise aufgelistet. Bei Fragen kann sich außerdem immer an die Mitarbeiter gewandt werden. Der ADAC gibt keine digitale Vignetten und Mautstrecken aus. Wer dies vor Fahrtantritt nicht erledigt hat, der kann auch an speziellen Raststätten, Tankstellen oder anderen Shops die digitale Maut aktivieren.

Benötigte Dokumente und Informationen zur Anmeldung

Für die Anmeldung sind keine speziellen Dokumente nötig. Sie brauchen lediglich einige Daten Ihres Fahrzeugs. Der Kauf der digitalen Maut lässt sich ganz einfach abwickeln. Nach dem Kauf gilt das Ticket für ein Jahr.

Nötig sind die Informationen:
– Fahrzeugtyp (PKW oder Motorrad)
– gewünschte Strecke
– Anzahl der Fahrten (oder ein Abonnement mit FLEX)
– Startdatum der Fahrt
– Zulassungsstaat des Fahrzeugs
– Kfz-Kennzeichen
– gültige E-Mail-Adresse
– gültiges Zahlungsmittel

Wie man das Videomaut-System nutzt

Wer die digitale Streckenmaut bereits vorher online bezahlt hat, der muss ab diesem Zeitpunkt noch 18 Tage warten. Dies wurde eingeführt, damit das 14-Tage-Rückgaberecht nicht missbraucht werden kann. Wer eine Reise nach oder durch Österreich plant, der muss auch diese Wartezeit mit einberechnen. Ein Kauf vor Ort oder Einzelfahrten sind von dieser Regel ausgenommen. Ansonsten muss nichts weiter getan werden.

Durchfahrt durch die Videomaut-Spuren

Bild von Mautstation und den dazugehörigen Spuren. unter anderem den digitalen Scanner-Spuren
Für digitale Vignetten gibt es an den Mautstationen extra Spuren

An der entsprechenden Mautstation sucht man sich die Reihe, die für die Videomaut ausgelegt ist. Diese sind mit grünen Schildern gekennzeichnet, die Videomaut-Kameras sind jedoch in jeder Station (ausgenommen der GO-Station für LKWs) verbaut. Bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h sollten die Kameras das Kennzeichen erkennen. Bei einer Mautstelle mit Schranken muss jedoch kurz angehalten werden, sodass das System die Schranke aktiviert. Danach hat man jedoch freie Fahrt und muss die Streckenmaut nicht vor Ort am Verkaufsfenster erwerben.

Vorteile des Videomaut-Systems

Die digitale Streckenmaut hat viele Vorteile, die man als Verbraucher auch unbedingt nutzen sollte. Vor Ort muss nicht mehr nach Geld oder dem Portemonnaie gegriffen werden. Die Strecke kann vorher ganz einfach online geplant und bezahlt werden. Zum Beispiel ist es praktisch, vorher die Tauernautobahn Maut zu zahlen, um nicht am Tunneleingang aufgehalten zu werden. Vor allem zu Stoßzeiten und in den Ferien kommt es immer wieder zu langen Staus. Die Videomaut hilft dabei, diese Flaschenhälse aufzulockern und weiterhin einen flüssigen Verkehr zu gewährleisten.

Potenzielle Nachteile und Kritikpunkte

Wer längerfristige Tickets kauft, der muss sich auf die 18 Tage Wartepflicht einstellen. Der Kauf sollte also schon weit im Voraus geplant werden, die gekaufte digitale Maut gilt ein Jahr lang. Die Wartezeit gilt jedoch nicht für Einzel- und Doppelfahrten. Diese können auch spontan gekauft werden.
Bei größeren Fahrzeugen könnte es außerdem zu Problemen kommen. Das System ist aktuell nur auf PKWs ausgelegt, die weniger als zwei Meter (Karosseriebreite ohne Außenspiegel) breit sind. Für größere Fahrzeuge und LKWs mit über 3,5 Tonnen Gewicht gilt eine gesonderte Fahrspur. Wohnwagen und andere Anhänger sind auch nicht erlaubt und werden nicht im System erkannt. Motorräder müssen ebenfalls beim Mautschalter anhalten und ihr Ticket manuell scannen lassen.
Eine weitere Hürde ist die eigentliche Erkennung des Kennzeichens. Vor der Fahrt sollte es auf Lesbarkeit überprüft und zur Not gereinigt werden. Das gilt für beide Kennzeichen, hinten und vorne. Schnee und Frost sind ebenfalls ein Hindernis für die Videomaut und können dafür sorgen, dass das Kennzeichen nicht vom System erkannt wird. Bei Problemen gibt es immer andere Mautschalter, an denen das digitale Ticket manuell überprüft wird.

Kostenstruktur des Videomaut-Systems

Grundlegend gibt es für jede Strecke jeweils eine Einzel- und Doppelfahrkarte, sowie eine Jahreskarte. Bei Jahreskarten gibt es zusätzliche Ermäßigungen in Kombination mit den normalen Vignetten oder für Pendler. Die Strecke über die A 13 und A 11 bieten außerdem noch Monatskarten an. Eine genaue Übersicht aller Kosten lässt sich auf der Seite der ASFINAG finden.

Streckenabschnitte und Mautgebühren im Überblick:
A9 Pyhrn Autobahn – Gleinalm (10,50 Euro Einzelfahrt)
A9 Pyhrn Autobahn – Bosrucktunnel (6,50 Euro Einzelfahrt)
A 10 Tauern Autobahn – Tauern- und Katschbergtunnel (13,50 Euro Einzelfahrt)
A 11 Karawanken Autobahn (7,80 Euro Einzelfahrt)
A 13 Brenner Autobahn (11,00 Euro Einzelfahrt)
S 16 Arlberg Schnellstraße (11,50 Euro Einzelfahrt)

Verfügbare Zahlungsmethoden

Wer die digitale Mautgebühr über den ASFINAG-Onlineshop kauft, der hat die Auswahl zwischen verschiedenen Zahlungsmitteln. Wer sich einmal ein Konto angelegt hat, der kann das Zahlungsmittel im Account ändern und beim nächsten Mal verwenden.

Zahlungsmöglichkeiten:

– Kartenzahlung (American Express, Debit Mastercard, Diners Club, Mastercard, Visa)
– PayPal
– Giropay
– SEPA-Lastschriftverfahren
– Amazon Pay
– Online-Überweisung

Möglichkeit der Rückerstattung

Das gekaufte Online-Ticket kann innerhalb von 14 Tagen widerrufen und storniert werden. Dies geht über das Online-Konto, aber nur dann, wenn die Vignette oder die Maut noch nicht genutzt wurde. Unter dem gekauften Produkt lässt sich die Mautgebühr im Nachhinein stornieren und es wird eine Rückerstattung ausgeführt. Die Rückerstattung gilt jedoch nur für Privatpersonen und nicht für Unternehmen. Auch Einzeltickets sind von dieser Regel ausgenommen, können online aber auf ein anderes Kennzeichen übertragen werden, solange sie noch nicht aktiviert wurden.


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