Die Klickmaschine

Das israelische Startup Playbuzz produziert virale Inhalte am Fließband und übertrumpft mittlerweile sogar sein großes Vorbild BuzzFeed. // von Angela Gruber

playbuzz

Welcher französische Revolutionär bist du? Wann wurde deine Seele geboren? Kannst du diese Disney-Tiere an ihrem Schwanz erkennen? Zugegeben: Es sind nicht die drängenden Fragen des Lebens, die auf der Seite von Playbuzz gestellt werden. Dennoch muss man sagen: Etliche Internetnutzer scheinen sich für Antworten auf genau diese Fragen zu interessieren und klicken sich durch die Quizze, Listicles und Umfragen.

Das in Deutschland noch eher unbekannte, englischsprachige Angebot ist enorm erfolgreich und hat in der Vergangenheit sogar schon Konkurrenten wie BuzzFeed oder die Huffington Post abgehängt, was etwa die Zahl der Facebook-Shares anbelangt.

Im Januar 2015 wurde keine Seite öfter auf Facebook geteilt als Playbuzz. Über zehn Millionen Shares konnte das israelische Startup in dem Monat einfahren, deutlich mehr als die Konkurrenten von der Huffington Post (8,7 Millionen Shares) oder BuzzFeed (7,1 Millionen Shares). Medienhäuser wie die New York Times kamen nicht mal auf ein Drittel der Playbuzz-Shares.

Gegründet wurde Playbuzz 2012, die Seite ging etwa ein Jahr später online und hat heute 60 Mitarbeiter. Gründer und Firmenchef Shaul Olmert ist der Sohn des ehemaligen israelischen Premiers Ehud Olmert, Mitgründer und aktueller CTO ist Tom Pachys.

Schnell wurden die ersten Geldgeber auf das Startup aufmerksam, der israelische Wagniskapitalfonds Carmel Ventures stellte gleich zu Beginn drei Millionen Dollar bereit und war nur einer von mehreren Investoren.

Die Ähnlichkeit von Playbuzz zu BuzzFeed ist nicht nur wegen des Namens unübersehbar, auch wenn Olmert in Interviews immer wieder betont, seine Seite sei kein BuzzFeed-Klon. Sagen wir es also so: Playbuzz setzt das Erfolgsrezept für virale Onlineinhalte, das auch BuzzFeed erkannt hat, konsequent um. Wer die Seite besucht, kommt auch nicht umhin, anzuerkennen: Playbuzz orientiert sich in Sachen Optik ebenfalls stark am US-Vorbild.

Das Besondere bei Playbuzz: Olmert versteht die Seite als offene Plattform. Nicht seine Mitarbeiter, sondern die Nutzer, erstellen die Mehrzahl der Inhalte. Sie können auf eine Art Baukasten zugreifen und selbst ein Quiz, eine Umfrage oder ein Listicle produzieren. Seine Reichweite erzeugt Playbuzz also über leicht verdauliche Inhalte, für deren Erstellung es nicht einmal Mitarbeiter bezahlen muss. Außerdem gibt es Kooperationen mit großen Medien und Verlagshäusern. Ein profitables Geschäftsmodell.

In einem Interview mit dem israelischen Nachrichtenportal NoCamels bezeichnete Olmert Playbuzz folgerichtig als „agnostisch“ was Inhalte anbelange, wohingegen BuzzFeed (wo Nutzer ebenfalls eigene Inhalte einstellen können) durchaus eine redaktionelle Linie habe. Playbuzz stelle nur die Tools bereit, die von anderen genutzt werden könnten, um beliebige Inhalte auf die Seite zu werfen.


Teaser & Image by Playbuzz


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ist freie Journalistin und wurde an der Deutschen Journalistenschule in München ausgebildet. Auslandsaufenthalte in Israel und Washington, DC. In ihrer Arbeit geht es meistens ums Netz - egal ob für Zeit Online, den Tagesspiegel oder den Elektrischen Reporter. Sie bloggt unter netzkolumnistin.de und ist als @netzkolumnistin auf Twitter unterwegs.


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