Die Mediathekenumschau vom 23.Juni

Es ist so eine Sache mit den Mediatheken: Für viele Digital Natives sind sie schon Fernsehersatz – alles ist überall abrufbar. Doch nur auf Zeit: Gerade die öffentlich-rechtlichen Programme sind oft nach einer Woche wieder offline. Verlängertes Fernsehen statt digitales Archiv. Bevor sie verschwinden, fischen wir die besten Perlen aus der TV-Flut.

WDR +++ jeden Montag, Dienstag und Donnerstag: Sechs Sendungen vom Tagesschaum sind jetzt schon über den Äther gegangen und das in der ersten Folge noch etwas gewöhnungsbedürftig wirkende neue Format, passgerecht um den politischen Alles-Kommentierer Friedrich Küppersbusch herum gebastelt, hat sich fest im TV-Kalender etabliert. Und das nicht im Dritten Programm am späten Abend, sondern über Youtube. Zwar scheint der Plan, die Sendung bereits am Nachmittag auch auf der Videoplattform anzubieten (Hat jemand eigentlich mal in den Rundfunkstaatsvertrag geschaut? Geht das überhaupt?) nicht ganz aufgegangen zu sein. Doch drei Mal in der Woche lohnt sich das Warten auf die Stimme der Vernunft im manchmal grotesken Politikzirkus. Küppersbuschs Einfälle haben das Zeug zum Klassiker.

  • RALF KÖNIG IM PORTRÄT: Square

arte +++ Sendung vom 23. Juni: Ralf König ist auf dem besten Weg in den Literaturkanon. Und das mit Comic-Büchern wie “Das Kondom des Grauens” oder “Der bewegte Mann”, beide wurden auch erfolgreich verfilmt. Immer mehr Galerien zeigen seine Knollennasenmenschen. Im kurzweiligen und sehr persönlichen Interviewformat “Square” wundert sich der bodenständige Künstler über die Aufmerksamkeit des Feuilletons. Früher hätten seine Comics im WG-Klo rumgelegen, Originale seien für ihn wertlos gewesen. Heute hängen sie im Museum Ludwig.

rbb +++ Sendung vom: 23. Juni: Und, was gemerkt? Ein Mediatheken-Tipp über den Comic-Zeicher Ralf König und kein einziges Mal kam das Wort “schwul” vor. Gut, das war jetzt Absicht. Aber wie erfrischend ist es doch, gewohnte Muster zu verlassen und Schwule, Lesben und alle anderen nicht als etwas Besonderes, sondern als Teil der ganz normalen Vielfalt darzustellen. Ein Anliegen, dass jedem Christopher Street Day wichtig ist. Bei den Paraden fallen “schrille” Kostüme auf, weil jeder auffallen darf und sollte. Dass es sich dabei um ein wichtiges Anliegen handelt, spricht sich immer mehr rum, wie die jährliche Zusammenfassung des Berliner CSDs im rbb mit interessanten Einspielern aus der Vergangenheit der Schwulenbewegung und dem Alltagsleben auch abseits des Feierns zeigt.

3Sat +++ Sendung vom 21. Juni: Gustav Peter Wöhler kennen viele als den kleinen Dicken aus „Bin ich schön?“ oder als einen von Ottos „Sieben Zwergen“. Doch dahinter verbirgt sich nicht nur ein großartiger Schauspieler, der auch mal eben in wenigen Tagen die Haupt- und Traumrolle des überraschend verstorbenen Dirk Bach am Berliner Schlossparktheater übernehmen konnte. Mit seiner sanften Stimme singt der Allrounder seit 2002 auch in nunmehr schon sieben Bühnenprogrammen, immer nah am Kanon der Beatles und ähnlichen Klassikern entlang. Wunderschön – wie in dieser Aufzeichnung des Programms „Get Back“ auf 3Sat zu hören ist.

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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