Diese Jobs sind in Gefahr durch Künstliche Intelligenz

Mit der beeindruckenden Entwicklung der KI-Tools haben viele Angst davor, ihre Jobs durch Künstliche Intelligenz zu verlieren. Schließlich schreibt sie bereits Doktorarbeiten, erschafft Bilder in unterschiedlichsten Stilrichtungen und programmiert ganze Spiele auf Basis von Beschreibungen oder Skizzen.

Das sieht zunächst nach einer düsteren Zukunft für viele Jobs aus. Journalisten und Grafiker stehen offenbar harte Zeiten bevor und selbst am Fundament des zuletzt zukunftssicher geglaubten Softwareentwicklers wird plötzlich gekratzt.

Ganz so düster wird es aber nicht unbedingt werden. Wer in besagten Branchen arbeitet, sollte sich aber unbedingt mit KI-Tools auseinander setzen. Richtig genutzt, helfen sie einem bei der Arbeit und wer früh diese neuen Möglichkeiten für sich nutzt, kann gerade als Freelancer deutlich mehr Aufträge in der selben Zeit erfüllen. Doch auch Unternehmen werden in den nächsten Jahren Experten suchen, die mit den KI-Tools auch sinnvoll umgehen. Die Arbeit wird sich zum Teil ändern und ja – nicht für alle wird das ein Happy End haben. Es werden auch ganz neue Jobs entstehen, nach denen man ChatGPT übrigens auch selbst fragen kann.

Automatisierter Content

Wetterberichte sind schon lange ein Beispiel für Webinhalte, die niemand noch per Hand verfassen muss. Selbst ohne eine eloquente KI folgt ein Wetterbericht sehr festen Struktur und wird durch sich ständig ändernde Daten gefüllt. Entsprechend ist es ein Vorzeige-Inhalt, der durch Automatisierung sogar viel aktueller ist.

Auch Spielberichte vieler Sportarten lassen sich sehr gut anhand von Daten in Echtzeit zusammenfassen. Redaktionell lassen sich diese aber auch noch um die emotionalen Komponenten des Spiels ergänzen. Generell ist aber alles was festen Strukturen folgt, eine zuverlässige Datengrundlage hat und möglichst zeitaktuell sein soll Content, der künftig von KI-Schreibern geschrieben wird.

Buchhalter, Datenanalysten und Finanzberater

Daten und feste Strukturen treffen aber auch Buchhalter, Datenanalysten und Finanzberater. Für diese Bereiche sind Daten und ihre Auswertung nämlich auch Brot und Butter. Gerade in Deutschland sehe ich hier vor allem Startups in Vorreiter-Rolle. Da die meisten Unternehmen abwarten bis eine Technologie etabliert und sicher ist, sind hier vorerst noch nicht so viele Jobs in Gefahr durch Künstliche Intelligenz. 

Trotzdem ist es gerade für besagte Startups eine Erleichterung, wenn sie ihr zu Beginn meist kleines Team komplett auf das Produkt ausrichten können, weil die Buchhaltung automatisiert funktioniert. Dennoch braucht es auch hier jemanden, der das ganze so einrichtet, dass auch wirklich alle relevanten Daten sicher erfasst werden. Solche Arbeit könnte neue, spezialisierte Agenturen schaffen, die Unternehmen mit entsprechenden KI-Infrastrukturen ausstatten und gegebenenfalls schulen.

Grafiker / Designer

Vor allem die Bild-KI Midjourney liefert mittlerweile Ergebnisse, die von professionellen Artworks oder sogar Fotos manchmal schwer zu unterscheiden sind. Aber auch für Unternehmen kann die KI immer bessere Logos und Design-Elemente generieren.

Für kleine Einzelunternehmer ist Künstliche Intelligenz damit eine günstige Alternative, auch wenn sie aus eigenen Skizzen deutlich ausgereiftere Versionen erschaffen kann. Doch das ist nicht das Ende der Grafiker. Auch diese gehören zu den sich ändernden Jobs durch Künstliche Intelligenz. Seid ihr als Grafiker versiert im Umgang mit entsprechenden Programmen, werdet ihr genug Anfragen erhalten. Das ist natürlich auch eine mentale Hürde, weil man das eigene Schaffen teilweise durch Generierung ersetzt. Aber das Wissen über gute Generierungs-Prompts und ästhetischem Design kann auch hier helfen – gerade wenn es darum geht, mehrere Grafikelemente aufeinander abzustimmen.

Auch die händische Arbeit wird nicht ganz über den Tisch fallen. Es wird nur eben der Premium-Service, den sich gerade kleinere Unternehmen oder Services nicht immer mehr leisten können oder wollen. Aber gute Handarbeit wird noch geschätzt werden und es wird auch Kunden geben, die KI-Generierung kategorisch ablehnen – selbst wenn sie es selbst nicht erkennen würden. Grafiker die bewusst damit werben, dass sie ohne KI-Tools arbeiten, könnten also auch relevant bleiben – ein gutes Portfolio vorausgesetzt.

Autonomes Fahren

Selbstständig fahrende Autos werden schon seit vielen Jahren entwickelt, aber die komplette Marktreife ist noch immer nicht erreicht. Sieht man die KI-Fortschritte in anderen Bereichen, dürfte die Revolution im Verkehr nicht fern sein.

Am einfachsten ist Autonomes Fahren im Schienenverkehr. Hier gibt es effektiv nur vor und zurück und Weichen werden ohnehin von außerhalb geschalten. Außerdem hat der Schienenverkehr weniger unvorhersehbare Faktoren durch Passanten, wie es auf den Straßen der Fall ist. Entsprechend gibt es immer mehr Städte, die bereits selbstständig fahrende Züge, etwa für U-Bahnen im Fuhrpark haben.

Im Bahnverkehr ist das noch kein Problem. Aktuell werden ohnehin eher Lokführer gesucht, sodass eine stückweise Ersetzung durch autonome Züge erst einmal für mehr Ausfallsicherheit sorgt. Auf lange Sicht können solche Züge aber auch Kosten einsparen und Verkehrsbetriebe wieder etwas rentabler machen. Ähnliches gilt auch für Busse, deren Regeleinsatz in Hauptverkehrsrouten aber ohnehin einen längeren Übergang haben wird.

Für Taxifahrer dagegen wäre der große Durchbruch bei Roboter-Taxis ein schwerer Schlag. Der daraus entstehende Preiskampf wird heftiger sein als beim Aufkommen der Uber-Taxis. Doch auch wenn es bestimmt viele gibt, die sogar die fehlende Kommunikation in einem Robotertaxi genießen, so wird es auch viele geben, die selbstfahrenden Autos, gerade in sehr belebten Gegenden, nicht so einfach trauen werden. Außerdem gibt es noch einige ethische Fragen, was autonomes Fahren und potentielle Unfälle angeht.

Roboter in Restaurants

Mittlerweile gibt es schon erste Restaurants, in denen Roboter zur Bedienung der Gäste zwischen den Tischen umherwuseln. Das dürfte nicht nur ein Resultat technischer Weiterentwicklung sein, sondern auch der Corona-Pandemie und des anschließend händeringend gesuchten Personals in der Gastronomie.

Gerade für günstige Restaurants dürfte die Bestellung per Tablet die Zukunft sein. Aus einem gut bebildertem Menü auf dem Tablet auszuwählen, dessen Sprache sich einfach wechseln lässt, ist für beide Seiten einfacher, als erst einmal das Servicepersonal herbeizuwinken. Auch Auswahloptionen lassen sich per Tablet besser anzeigen als in einer statischen Karte. In einem System mit Service-Robotern wäre die Bestellung dann leicht einem Serviceroboter zuzuordnen, der nur noch beladen werden muss, um die Bestellung an den Tisch zu bringen.

Ganz so leicht ist es aber dennoch nicht: Noch ist oft auch eine Eingabe des Kunden nötig, damit der Roboter nach Übergabe seinen Weg wieder fortsetzt und nicht selten muss darum das parallele Service-Personal noch mit eingreifen. Außerdem gibt es genug Etablissements, in denen man unbedingt noch von Menschen bedient werden mag. Hochwertige Restaurants sind eine Erfahrung, die nicht nur durch gutes Essen, sondern auch durch das zuvorkommende Personal punktet. Auf der anderen Seite des Spektrums möchte man in einer Bar dagegen auch weiterhin den kernigen Barkeeper mit seinen flotten Sprüchen haben. Doch gerade dort, wo es nur um ein einfaches und gutes Essen geht, haben Service-Roboter eine Zukunft. Außerdem sind Service-Roboter aktuell auch noch ein Erlebnis für sich.

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Eine Stärke der Künstlichen Intelligenz ist es, Muster und Zusammenhänge zu begreifen. Dabei kann sie ganz andere Mengen an Trainingsdaten verarbeiten und kleinste Details erkennen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben.

So erkennen KI-Programme Krebs auf CT-Scans mittlerweile Jahre vor ihrem Ausbruch. An der Charité in Berlin arbeitet ein Forschungsteam zudem an einem Tool, dass eine individuelle Behandlung von Schlaganfall-Patienten ermöglicht. Bei Schlaganfällen muss nämlich besonders schnell gehandelt werden. Eine Computerauswertung kann individuelle, dem Patienten angepasste Maßnahmen viel schneller in Gang bringen und damit viele Leben retten.

Aber auch hier ersetzen Programme noch lange keine Ärzte. Diagnose ist oft Detektivarbeit und KI-Programme helfen den Ärzten weniger lange im trüben zu fischen. Sie helfen schneller zu entdecken, woran ein Patient leidet, schwere Krankheiten zu entdecken, noch bevor sie ausbrechen und individuellere Behandlungen zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es sogar durch KI durchgeführte Operationen, die sogar eine höhere Erfolgsquote und kürzere Erholungszeit benötigen.

Durch KI-Hilfe werden Ärzte künftig mehr Zeit haben, sich um den einzelnen Patienten zu kümmern, weil dieser viel schneller und gezielter diagnostiziert und behandelt werden kann. In einer Zeit in der Krankenhäuser am Limit laufen und Ärzte sich wünschten, sie könnten dem einzelnen Patienten mehr Zeit widmen (sogar vor der Pandemie), ist die KI-Unterstützung hier eher ein riesiger Lichtblick.

Künstliche Intelligenz ist eine Chance – aber nicht für jeden

Selbst in den am stärksten vom KI-Wandel betroffenen Branchen sind nicht alle Jobs in Gefahr durch Künstliche Intelligenz. Viele Jobs werden sich allerdings dramatisch wandeln und die KI ist somit eine große Chance, wenn man sich früh auf sie einlässt. In vielen Fällen wird Künstliche Intelligenz nämlich eher die langweiligsten Prozesse der Arbeit übernehmen. Diese Tools werden entsprechend Hauptwerkzeuge der Berufe. Diese muss man selbst erst einmal zu nutzen und überwachen lernen und die richtigen, finalen Entscheidungen treffen. Auch lassen sich so für den versierten Nutzer mehr Aufträge in der selben Zeit erledigen.

Doch es wird in vielen Berufen wohl einen geringeren Personalbedarf an dafür gut mit KI geschulten Fachkräften geben. Abgehängt werden dann vor allem jene, die gerade auch in der sehr strukturierten Art ihrer Arbeit aufgingen. Was jene, die den KI-Wandel mit „Mehr Zeit für die spannenden Aufgaben der Arbeit“ bewerben oft vergessen: Nicht jeder mag die sogenannten „spannenden Aufgaben“ der Arbeit, die meist viel Verantwortung mit sich bringen. Es gibt auch genug Menschen, die gerade ihre Komfortzone und die festen Abläufe ihrer Arbeit mögen und für die ein Wandel mehr psychischen Stress bedeuten könnte.

Die Frage bleibt aber ohnehin, wie lange der großflächige Wandel am Ende dauert. Manche Branchen werden schneller auf das neue Pferd setzen als andere. Spannend sind die neuen Möglichkeiten vor allem für Freelancer und Start-Ups. Diese profitieren am meisten von den Entwicklungen. Wenn Buchhaltung und Steuerbüro weitgehend über App läuft und Künstliche Intelligenz sowohl in Design, Entwicklung als auch der Analyse hilft, können Produktideen mit einem kleinen Team viel schneller und konzentrierter verwirklicht werden.

Deutschland täte aber auch allgemein gut daran, Künstliche Intelligenz schnell in die Ausbildung vieler Berufe zu integrieren. Das sind Skills, die in Zukunft weltweit gefragt sind. China hat dagegen schon weit vor ChatGPT „Künstliche Intelligenz“ auf den schulischen Lehrplan gesetzt. Wir dürfen den Anschluss bei diesem Thema nicht verlieren, um auf lange Sicht wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben.


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Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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