Was sind die aktuellen digitalen Trends weltweit? Wie entwickelt sich der Wettbewerb auf digitalen Plattformen? Diese Fragen versucht der „Digital Economy Compass“ von Statista in regelmäßigen Abständen zu beantworten. Wir haben in unserer Artikelreihe einen Blick auf die Trends geworfen.
Auch wenn die Digitalisierung der Wirtschaft für viele noch ein Mysterium sein mag, spielt sich für viele Unternehmen mittlerweile genau hier das Kerngeschäft ab. Die Digital Economy von E-Commerce bis E-Travel boomt. Zahlen und Prognosen zu den verschiedenen Branchen liefert der aktuelle Digital Economy Compass 2017 von Statista. In dieser Serie schauen wir genauer darauf, was diese Zahlen für Deutschland bedeuten. Diesmal im Visier: Der SmartHome-Markt.
Ein dynamischer Markt ist nicht dasselbe wie ein großer Markt
Zugegeben, SmartHome ist ein weites Feld. Statista blickt dabei auf die Bereiche Home Entertainment, Haussicherheit, Automatisierung des Hauses sowie auf das Energiemanagement und Ambient Assisted Living. Laut Statista können wir hier ein immenses Wachstum erwarten. Demnach wird sich der globale SmartHome-Markt bis zum Jahr 2021 mehr als vervierfachen.
Insbesondere Deutschland scheint demnach mit einem erwarteten Wachstum von beinah 40 Prozent bis zum Jahre 2021 neben China einen der dynamischsten SmartHome-Märkte der Welt zu haben.
Ein dynamischer Markt sei aber nicht das gleiche wie ein großer Markt, gibt Thomas Köhler, Experte für Digitalisierung und Technologietrends der Zukunft, gegenüber den Netzpiloten zu bedenken: „Deutschland hat in erster Linie Nachholbedarf. Man darf außerdem nicht vergessen, dass Wachstum von einem viel geringeren Niveau aus prozentual betrachtet immer gut aussieht. Absolut gesehen jedoch fällt der Vergleich insbesondere zwischen Deutschland und den USA wenig schmeichelhaft für Deutschland aus.“ Mit anderen Worten: Deutschlands SmartHome-Markt ist noch sehr klein und muss im globalen Vergleich kräftig aufholen.
Dabei gilt auch zu bedenken, dass die Märkte völlig unterschiedlich ticken und ein direkter Vergleich schwierig ist. Während die Statista-Zahlen zeigen, dass in den USA die größten Einnahmen im Bereich „Haussicherheitssysteme“ abfallen, ist dies in Deutschland kein großes Thema. Das könnte durchaus an den unterschiedlichen Sicherheitssituationen der beiden Länder liegen, vermutet auch Thomas Köhler. Während US-Amerikaner eher präventiv vorgehen, neigen Deutsche seiner Meinung nach eher dazu, erst dann Alarmanlagen und Sicherheitssysteme zu installieren, nachdem ein Einbruch erfolgt ist.
Viel bewegter ist in Deutschland dagegen das Segment der Energienachrüstung und Automatisierung von Häusern. „Bei Neubauten in Deutschland ist Hausautomatisierung vielfach ein Thema. Heizungs- und Lichtsteuerungen dominieren wiederum bei den Nachrüstlösungen. Die marktgängigen Angebote von Telekommunikationsunternehmen und Energieversorgern hierzulande zielen im Wesentlichen auf diese beiden Segmente ab“, sagt Köhler.
SmartHome: Ein klarer Marktführer fehlt in Deutschland
Laut Statista werden dabei – zumindest aus globaler Sicht – insbesondere Digital Assistants wie etwa Amazons Alexa in Häusern immer häufiger vorkommen.
Digitalisierungsexperte Thomas Köhler teilt diese Einschätzung. Auch in Deutschland sei Alexa die dominierende Lösung. Für die datenschutzbewussten Deutschen erstaunlich. Doch Köhler ist sich nicht sicher, ob dieser Trend in Deutschland lange anhalten wird: „Nach anfänglicher Euphorie klingt bei vielen Nutzergesprächen mittlerweile Enttäuschung heraus. Wir erleben da gerade einen ähnlichen Effekt wie bei der Einführung von Apples Siri vor einigen Jahren. Noch ist es aber zu früh für eine langfristige Einschätzung. Ich persönlich gehe davon aus, dass Sprachsteuerung mit Assistenzsystemen einen wichtigen Platz im Haushalt einnehmen und in zahlreiche Geräte integriert werden wird.“
Insgesamt scheint Deutschland im Bereich SmartHome noch am Anfang zu stehen, sodass konkrete Zukunftsprognosen noch zu gewagt erscheinen. Auch ein Blick auf die wichtigsten Unternehmen in diesem Markt bestätigt dies.
Sowohl Startups als auch etablierte Player dringen in Deutschland auf den Markt vor und besetzen dabei unterschiedliche Segmente. Während Startups sich eher auf den Nachrüstungsmarkt konzentrieren, haben große Konzerne wie Medion einfache SmartHome-Angebote im Petto. Dennoch finden Verbraucher in keinem Bereich wirklich überzeugende Lösungen, findet Thomas Köhler. „Bis jetzt sehe ich keine klare Marktführerschaft und bei den Kunden eher Verwirrung durch die Vielzahl an zumeist inkompatiblen Angeboten.“
Möglicherweise fehlt in Deutschland noch ein innovativer Player in diesem Bereich, der den SmartHome-Markt hierzulande wirklich inspirieren und antreiben könnte.
Sieht dies vielleicht in der digitalen Mobilitätsbranche besser aus? Was die Statista-Zahlen zu den Märkten „E-Travel“ und „Connected Cars“ für Deutschland bedeuten, werden wir im Detail im dritten und letzten Teil zum Digital Economy Compass 2017 erörtern.
Image (adapted) „Smart Home“ by Pixaline (CC0 Public Domain)
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