In der zweiten Folge der Doku-Reihe Digital Diaries geht es um die Selbstdarstellung einzelner YouTuber, die ihre Erfahrungen, die sie mit sich und ihrem Körper gemacht haben, im Internet teilen.
YouTube ist die ideale Plattform für Selbstdarstellung. Hier präsentieren viele Menschen ihren Körper einer kritischen Community. Acht deutsche Videoblogger erzählen von ihrem ganz persönlichen Körperbild – zwischen Bodybuilding, Schlankheitswahn, Schönheitsoperationen und Tattookult. Sie alle verbindet der Wunsch nach Veränderung ihres Körpers. Die damit verbundenen Schwierigkeiten dokumentieren sie schonungslos und erklären ihren Antrieb, ihren Körper im Internet öffentlich zur Schau zu stellen. Jennifer Eilitz hat sich die zweite Folge der Doku-Reihe Digital Diaries, die am 4. September um 22.50 Uhr im WDR ausgestrahlt wird, schon vorab angesehen.
Bedenkliche Einflüsse
Acht YouTuber haben die unterschiedlichsten Erfahrungen gesammelt, aber eines haben sie gemein: in ihrem Leben steht ihr Körper im Mittelpunkt. Jeder der Videoblogger hat seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht, über die er in der zweiten Folge der Digial Diaries berichtet. Sie stehen an der Grenze zwischen Hobby und Sucht. Woher dieser Schönheitswahn genau kommt, ist schwer zusagen, aber die im Fokus stehenden digitalen Einflüsse können nicht unerwähnt bleiben.
Auch gedruckte Zeitschriften über Stars, Lifestyle und Mode haben oftmals einen Einfluss auf die Menschen, der nicht ganz ungefährlich ist. Sie wecken in uns den Gedanken sich selbst, sein Leben oder seinen eigenen Körper zu verändern. Es wird uns ein Schönheitsideal aufgezeigt, welches oftmals gar nicht der Realität entspricht und sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
Beatrix Klimpke hat sich ebenfalls von solchen Idealen blenden lassen. Die Folge: Bulimie. In regelmäßigen Video-Tagebüchern spricht sie über ihre Gefühle, Ängste und die Krankheit. Damit erreicht sie nicht nur, dass sie sich selbst ein bisschen besser fühlt, sondern auch andere Menschen, die von dem gleichen Schicksal betroffen sind. Denn nicht immer finden die Betroffenen hilfreiche Videos auf Plattformen wie YouTube. Clips über Magersucht kursieren auch hier und schenken den Mädchen ein grausames Erscheinungsbild von sich selbst. Sie animieren dazu noch mehr abzunehmen und verherrlichen diese Art von Krankheit.
Der Kontakt der zwischen Zuschauer und Vlogger entsteht, zeigt den Betroffenen auch, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen dastehen und im Netz Verbündete finden. Die Leute werden leichter animiert, selbst einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen, da sie anhand der Beispiele die Erfolge der YouTuber beobachten können.
Soziale Plattformen als Ventil
Da die Vlogs sehr lebensnah sind und tiefe Einblicke gewähren, vermitteln sie einem ein Stück Realität. Die Zuschauer können sich besser in die Thematik hineinversetzen und auch Außenstehende, die nicht von solchen Krankheiten betroffen sind, können die Hintergründe besser nachvollziehen. Der Zuschauer kann vor allem für sich mitnehmen, dass auch Einflüsse aus dem digitalen Bereich die Menschen sehr stark lenken können und das man dem Schein dahinter, nicht immer Glauben schenken sollte. Zudem zeigt sich, dass viele die ein schwerwiegendes Schicksal mit sich tragen, ihren Kummer per soziale Plattformen öffentlich machen, um dadurch neuen Mut und vor allem Kraft zu schöpfen.
Persönliche Einblicke
Die Reportage gestaltet sich daher so interessant, da die Videos aus dem persönlichen Archiv der YouTuber stammen. Es wirkt weniger aufgesetzt und gewährt dem Publikum einen Einblick in deren Videoblogs. Am Anfang der Dokumentation wird jeder YouTuber samt seiner Geschichte kurz vorgestellt. Dadurch weiß man sofort, was einen in dieser Doku erwartet.
Einen durchaus positiven Effekt hat der Beitrag von Monika Abraham. Die spricht über ihre Nasen-Operation, und präsentiert sich nach dieser sehr natürlich im Netz. Dadurch versucht sie den Zuschauer über die Folgen einer Schönheits-OP aufzuklären. Welche Schmerzen diese mit sich bringen und wie das Resultat aussieht, zeigt sie, in dem sie täglich darüber berichtet.
Etwas unpassend sind allerdings die Übergänge der einzelnen Beiträge. Der abrupte Wechsel zwischen den YouTubern, lässt einem keinen Spielraum um die neue Situation zu verstehen. Manchmal verliert man den Überblick, um wen es sich tatsächlich handelt und man muss sich erst mal wieder auf das neue Thema einstellen. Da jeder mehr oder weniger über die eigene Sucht oder die eigenen Probleme erzählt, ist der Beitrag über Schminke und Mode weniger passend. Weder Sucht, noch Erkrankung oder sonstiger Körperkult ist hier zu erkennen. Lediglich über Mode zu vloggen, erscheint mir nicht Aussagekräftig genug, um es als Sucht oder Problem zu bezeichnen.
Fazit
Alles in einem ist es eine gelungene Dokumentation, da sie in sehr lebensechter Art und Weise über Gefahren und Folgen aufklärt und die Zuschauer dazu animiert, sich ihren Problemen zu stellen. Außerdem wird einem hier ganz klar gezeigt, dass man nicht alleine ist und auch im Netz jederzeit Leute mit ähnlichen Leiden finden und ansprechen kann. Das Internet ist in der heutigen Zeit zu einem wichtigen Medium geworden, um offen über seine Gefühle und Ängste zu sprechen. Denn es wird immer jemand erreicht, der sich angesprochen fühlt.
Die Sendung “Mein Körper und ich” wird am Freitag, den 4. September, um 22.50 Uhr im WDR ausgestrahlt. Gestern lief bereits die erste Folge zum Thema Sexualität.
Kommende Folgen aus der Reihe Digital Diaries:
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Mein Tutorial – Freitag, 11. September, 22.50 Uhr im WDR
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Mein Krebstagebuch – Freitag, 18. September, 22.50 Uhr im WDR
Image (adapted) „Youtube“ by Esther Vargas (CC BY-SA 2.0)
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Schlagwörter: Digital Diaries, doku, Körperbild, Selbstdarstellung, Soziale-Netzwerke, Videoblogger, youtube