Die Klimakatastrophe von Kopenhagen war ziemlich gut getimed: Kaum war das Elend beschlossen, schon verabschiedete sich die westliche Welt in familienselige Weihnachterei. Und zwei Wochen später, wenn man all das Rotkohl-Klöße-Gans-Inferno und sogar die Familienfeier heil überstanden hat, hat man das unwürdige Geschacher ums Weltklima schon halb vergessen. Da Obama ja nun leider nicht die Welt gerettet hat und sich auch sonst irgendwie keiner vorgedrängelt hat, sind jetzt erst einmal wieder wir dran. Grund genug, den Weg ins neue Jahr mit ein paar guten Öko-Vorsätzen zu pflastern. Aber wie? Eine Ideensammlung aus dem Netz:
Basics: Schlechte Nachrichten zum Anfang: Auf der Seite des UBA kann man sich schön detailliert ausrechnen lassen, wie viel Tonnen CO2 man pro Jahr ganz persönlich zu verantworten hat. Bundesdeutscher Durchschnitt sind 11 Tonnen – aber auch wer darunter liegt, sollte sich nicht entspannt zurücklehnen. Zur eigenen Bilanz gibt’s Tipps dazu, wie man das eigene Klimaelend auch mal wieder ein bisschen eindämmen kann. Weitere Anregungen gibt es bei Greenpeace: da wird vorgerechnet, wie man pro Jahr schon mal bis zu einer Tonne CO2 sparen kann, ohne sich ein Bein auszureißen: ein bisschen Fensterabdichten hier, ein wenig Regionalgemüse dort. Außerdem gibt es dort noch mehr Tipps, die zwar jeder von uns schon einmal gehört hat, aber Hand aufs Herz: Wer macht das denn bislang alles? Und so schick es jetzt schon wieder ist, Lohas zu verhöhnen, finden sich auf utopia.de jede Menge Ideen, was man tun könnte. Und natürlich auf dem Blog von Colin Beavan, dem noimpactman aus New York, der ein Jahr lang versucht hat, urban und möglichst CO2-neutral mit seiner Familie in Manhattan zu leben.
Strom: Technisch weit vorne ist das Zuhausekraftwerk, eine technische Innovation von VW und den Ökostromern von Lichtblick: Gasbetriebene Kleinkraftwerke für den Hauskeller springen ein, wenn Windräder mangels Wind stillstehen und darum keinen Strom ins Netz einspeinsen können. Die Abwärme der Anlage im Hauskeller kann gleich zum Heizen des Hauses genutzt werden. 100.000 solcher Kleinanlagen sollen in den kommenden Jahren installiert werden – und im Idealfall die Energieleistung von zwei AKW einsparen. Für alle Mieter und Mittellosen bleibt der Ökostrom. Wer noch immer nicht gewechselt hat oder schlichtweg verwirrt ist, findet bei ecotopten eine gute Übersicht, wer Strom für wieviel ökologisch korrekt anbietet.
Saisongemüse: Jajaja, schon klar: Obst und Gemüse aus der Region ist gesünder, ökologischer und schmeckt besser. Aber woher zur Hölle wissen, wann Chicoree Saison hat und woher meine Zuchini im Februar kommt? Hier eine gute Übersicht jenseits von Kohlsorten-Winter-Trübsinnigkeit. Noch besser: Selbstanbauen. Geht auch jenseits von Heim- und Schrebergarten – wie die urbanen Landwirtschaftler des Berliner Prinzesinnengartens mit ihrem mobilen Ökogemüseanbau demonstrieren.
Fischkonsum: Vor lauter CO2-Sparen und Sorge um unser aller Omega3-Fettsäuren-Haushalt gerät immer mal wieder in Vergessenheit, dass wir im Begriff sind, diverse Fischarten per Tieffangflotten auszurotten. Da hilft auch kein Delphin auf der Dose: Thunfischessen ohne schlechtes Gewissen geht nicht mehr. Welche Sorten sonst noch gemieden werden sollten, verrät einmal mehr Greenpeace.
Internet: Unangenehm wird immer, je stärker man selbst betroffen ist. Schon seit einer ganzen Weile kursiert die Zahl, dass ein Mal googeln so viel Strom verbraucht wie eine angeschaltete 11-Watt-Energiesparlampe in einer Stunde. Es gibt zahlreiche Ansätze, wie man sein Surfverhalten und Rechnerarbeiten grün aufhübschen kann – hier eine recht zufällige Auswahl (die gerne via Kommentar ergänzt werden kann): utopia.de hat getestet, ob es ökologischer ist, bei Amazon ein Buch zu kaufen oder in den Laden zu gehen. Fujitsu hat schon vor einiger Zeit ein Ökonotebook aufgelegt, andere Anbieter haben nachgezogen – und auch externe Festplatten gibt es schon in öko. Ob das alles so grün glänzt, wie es auf den ersten Blick ausschaut, darüber kann mal wieder heftigst unter Experten gestritten werden, ähnlich wie im Fall der grünen Suchmaschine Forrestle.
Sport: Leidig ist ja das ewige Loha-Thema: Ist guter Konsum besser als keiner und wer darf sich mit ein bisschen Ökostrom-Bahnfahren-Vegetariersein eigentlich über wen moralisch erheben? Zumindest lustig ist aber diese Initiative: Im Fitness-Studio die Energie für das eigene Handy selbst herstellen. Obwohl Waldlauf sicher eine wesentlich bessere Energiebilanz hat als Maschinentreten im überheizten Studio. Überhaupt wäre mal eine Aufstellung interessant, wie die Ökobilanz verschiedener Sportarten ausschaut.
Theorie: Die Zeit liefert mit ihrem Öko-Essay „Die Botschaft lautet: Grüner leben“ den passenden Unterbau zur Debatte: Gespräche mit und Gedanken von Leuten wie dem Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimaforschung und James Hansen, dem Chefklimaforscher der NASA (interessant, dass es so etwas überhaupt gibt!). Tiefer in die Materie ein steigt Michael Braungart in seinem Buch über Produktionskreisläufe: Cradle to Cradle. Und wo viel Enthusiasmus, da ist auch der Widerspruch nicht weit: Kathrin Hartmann räumt in ihrem Buch auf mit dem Anspruch, via Konsum die Welt retten zu wollen. Aber probieren kann man’s ja trotzdem.
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Schlagwörter: DIY, Klimaschutz, Klimawandel, Kopenhagen
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