In den letzten Jahren hat die Kameraqualität unserer Smartphones stetig zugenommen. Für so manchen Anwender ersetzt das Mobiltelefon sogar vollwertige Fotoapparate und Camcorder. Das hat auch die Zubehörbranche für sich entdeckt und Stabilisierhilfen, so genannte Gimbals, entwickelt. Ich habe das preiswerte Modell Smooth X von Zhiyun gegen den Branchenprimus von DJI, dem Osmo Mobile 3 verglichen und erkläre, wie viel Achsenstabilisierung man nun im Alltag braucht.
Bei der Verarbeitungsqualität zeigt sich die Erfahrung von DJI
Das chinesische Unternehmen DJI baut mit dem Osmo Mobile 3 bereits das dritte Modell seines Smartphone-Stabilizers. Das macht sich an Design und Verarbeitungsqualität bemerkbar: Dank eines robusten Scharnieres lässt es sich bequem zusammenklappen und im beigelegten Beutel verstauen. Mit einer Masse von 405 Gramm ist der Gimbal zwar kein Leichtgewicht, allerdings ausreichend portabel. Der Griff ist in Normalstellung um 15 Grad geneigt, was der Ergonomie zu Gute kommt. Die Buttons auf Front- und Rückseite sind allesamt gut erreichbar und weisen eine hohe Verarbeitungsqualität auf.
Der Zhiyun Smooth X mutet insgesamt etwas billiger an. Der Klappmechanismus ist fummelig und das verbaute Scharnier hinterlässt nicht den hochwertigsten Eindruck. Zudem ist der Griff klein und die Buttons sind mit großen Händen schwer erreichbar. Seine Stärken spielt der preiswerte Gimbal in Sachen Portabilität und Vielseitigkeit aus. Er ist mit 200 Gramm angenehm leicht und lässt sich dank Teleskopstange auch als Selfie-Stick einsetzen. Schräge Fotos gehören damit der Vergangenheit an.
Zwei- oder Drei-Achsen-Stabilisierung – das ist die Frage
Neben der Portabilität unterscheiden sich die beiden Gimbals auch in der Form der Stabilisierung. Der Drohnen-Experte DJI setzt auf eine ‚vollwertige‘ 3-Achsen-Stabilisierung: Der Osmo Mobile 3 kann sich also sowohl um die Y- und Z-Achse als auch um die X-Achse drehen. Damit ist er in Bewegungen vollends aus balanciert. Anders sieht es beim Zhiyun Smooth X aus: Der Gimbal ist lediglich um die Y- und Z-Achse stabilisiert. Um die X-Achse, also in Z-Richtung, werden Erschütterungen direkt ins Bild weitergegeben.
Die unterschiedlichen Prioritäten machen sich besonders in der Bildqualität bemerkbar. Während der DJI Osmo Mobile 3 deutlich flüssigere Bewegungen ermöglicht, sind Erschütterungen beim Zhiyun Smooth X noch teilweise sichtbar. Die Unterschiede werden besonders während Laufbewegungen deutlich: Zwar können beide Gimbals nicht mit den flüssigen Fahrten einer körpernahen Steadycam mithalten, allerdings schluckt der DJI-Gimbal Bewegungen in Z-Richtung deutlich besser.
Der Zhiyun-Gimbal ermöglicht dank Teleskop-Stange spannende neue Perspektiven, die an Drohnen-Shots erinnern. Selfies wirken so auch imposanter. Allerdings ist zu bedenken, dass sich Bewegungen über die Stativlänge verstärken und scharfe Fotos unbeabsichtigt zu einem Glücksspiel werden. Das wurde vor allem bei stürmischem Wetter deutlich.
Apps der Konkurrenten nahezu identisch
Dreh- und Angelpunkt der stabilisierenden Gadgets ist natürlich die mobile Software, ermöglicht sie doch die präzise Ansteuerung. DJI entwickelt bereits seit etlichen Jahren an seiner Drohnen- und Gimbal-App Mimo. Dieser Invest macht sich beim Blick auf den Funktionsumfang bemerkbar: Die Anwendung ist auf der einen Seite einfach und intuitiv wie eine Standard-Kamera-App, auf der anderen Seite bietet sie eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten.
Da sind nicht nur Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen mit Start- und Endposition zu nennen, sondern auch Betriebsmodi des Gimbals wie FPV, Sperren der Neigeachse, Spinshot etc. Der Osmo Mobile 3 kann nicht nur stabilisieren, sondern auch flüssige Bewegungen erzeugen. Mithilfe der Story-Funktion lassen sich kurze Clips mit pfiffigen Effekten erzeugen. Für Fotos existiert zudem ein 3×3 Panoramamodus.
Wirft man einen Blick in die Zhiyun-App „Zy Cami“, könnte man meinen, die Entwickler hätten sich von der Konkurrenz inspirieren lassen. Der Aufbau ist beinahe 1:1 identisch. Ein paar Abstriche müssen Nutzer jedoch machen: So wird unter anderem die Ultraweitwinkel-Linse des iPhone 11 Pro bis dato nicht unterstützt. Und die automatische Objekterkennung und -verfolgung ist in 4K-Auflösung nicht möglich. Schade drum, denn gerade dieses Feature macht bei DJI großen Spaß.
Geschnittenes Testvideo mithilfe des DJI Osmo Mobile 3 und des Apple iPhone 11 Pro:
Bei der Akkulaufzeit klotzt der DJI Osmo Mobile 3
Für einen ausgedehnten Ausflug oder eine Geburtstagsparty ist natürlich auch die Akkulaufzeit ein wichtiges Kriterium. DJI integriert den Energiespender praktischerweise in den Griff. Dadurch nutzt der Hersteller zum einen den vorhandenen Platz intelligent aus und zum anderen optimiert er dadurch den Schwerpunkt des Gimbals. Knapp 13 Stunden hielt der Akku im Testbetrieb durch.
Dies ist allerdings maßgeblich abhängig von der Ausbalancierung des Telefons. Das Apple iPhone 11 Pro hat hierbei einen entscheidenden Nachteil. Denn um die Ultra-Weitwinkel-Kamera ohne Zuschnitt nutzen zu können, muss das Telefon außerhalb des Schwerpunkts positioniert werden. Das sorgt zudem für zittrige Aufnahmen, da die Elektromotoren permanent austarieren müssen. Geladen ist der DJI Osmo Mobile 3 per 2-Ah-Ladestrom innerhalb von zwei Stunden.
Beim Zhiyun Smooth X ist der Akku nicht im Griff, sondern im oberen Bereich knapp unter dem stabilisierenden Motor verbaut. Das Modul hielt im Test gerade einmal vier Stunden durch, auch der Ladestrom ist mit 850 mAh geringer als beim Konkurrenten DJI. Etwa drei Stunden benötigt man um den Energiespender wieder aufzuladen. Die Akkus beider Gimbals sind leider nicht austauschbar. Allerdings können DJI-Nutzer auf eine Powerbank-Funktion zurückgreifen.
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Fazit DJI Osmo Mobile 3 gegen Zhiyun Smooth X: Eine Frage der Priorität
Obwohl der DJI Osmo Mobile 3 als auch der Zhiyun Smooth X das gleiche Hauptziel verfolgen, richten sie sich doch an verschiedene Zielgruppen und besitzen unterschiedliche Stärken: Während der Branchenprimus DJI für eine Voll-Lösung für ambitionierte Smartphone-Filmer bietet, überzeugt der Zhiyun-Gimbal durch eine clevere Teleskop-Stange für Selfie-Fans. Vorteile des DJI Osmo Mobile sind der ergonomische Griff, die hohe Stabilisierungsleistung sowie der ausdauernde Akku. Der Zhiyun Smooth X hat seine Stärke im Bereich der Portabilität, er bietet kompakte Abmessungen und ein geringes Gewicht. In Hinblick auf die App gibt es kaum Unterschiede, nur in Nuancen ist die DJI Mimo Anwendung leistungsfähiger.
Nimmt man nun alle Punkte zusammen, kann der DJI Osmo Mobile 3 den Test knapp für sich entscheiden. Er ist zwar mit einem Straßenpreis von knapp 100 Euro ungefähr 30 Euro teurer als der Zhiyun Smooth X, bietet allerdings das bessere Gesamtpaket aus Soft- und Hardware. Zhiyun muss vor allem in den Punkten Verarbeitungsqualität und Akkulaufzeit aufholen.
Images & Teaser by Jonas Haller
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Schlagwörter: dji, gimbals, Mobile, Osmo, Smooth, stabilizer, X, zhiyun