Meta droht mit Abschaltung von Facebook und Instagram

Millionen von Menschen nutzten Facebook und Instagram täglich. Allein in Deutschland ist beinahe jeder dritte Bürger auch Facebook-Nutzer. Auch Instagram wird von ungefähr 20 Millionen Deutschen täglich genutzt. Doch nun droht das aus. Facebook- & Instagram-Mutterkonzern Meta droht dem ganzen europäischen Raum, die Social Media Plattformen wegzunehmen. Doch wieso droht Meta mit einer Abschaltung? Und wie wahrscheinlich ist es, dass Meta die Drohung in die Tat umsetzt?

Wieso droht Meta mit der Abschaltung?

Grund für die drohende Abschaltung vom Facebook-Führungsteam um Mark Zuckerberg ist die europäische Gesetzlage. Besonders die Datenschutz-Grundverordnung der EU (EU-DSGVO) ist ein Dorn im Auge von Meta. Die EU-DSGVO legt seit kurzem nämlich fest, dass der Austausch von Daten von EU-Nutzern ohne Regulationen zwischen Servern aus dem europäischen Raum und den USA nicht mehr funktioniert. Zuvor wurde der Austausch im EU-US Privacy Shield geregelt, dieser ist aber vom Europäischen Gerichtshof seit 2020 für ungültig erklärt.

Nun droht Meta also mit der Abschaltung von Facebook und Instagram, da der aktive Einkommensstrom des Unternehmens zu kippen droht. Facebook finanziert sich primär mit dem Verkauf von Werbefläche. Was Facebook so profitabel macht, ist die Fähigkeit personalisierte und individuelle Werbung für jeden Nutzer zu schalten. Dabei verwendet Facebook die Informationen, die sie von jedem Nutzer erhalten. Meta verliert nun die Möglichkeit diese Daten an die USA weiterzuleiten, es sei denn sie können sicherstellen, dass US-Behörden auf diese Daten nicht zugreifen können. Der große NSA Leak von Edward Snowden aus dem Jahr 2013 lässt jedoch vermuten, dass Facebook nicht in der Lage ist dies zu tun, da US-Geheimdienste mit Hilfe von dem Überwachungsprogramm PRISM Zugang zu persönlichen Daten von europäischen Nutzern hatten. Meta war an PRISM mit beteiligt.

Facebooks Geschichte mit Datenschutzproblemen und Klagen

Seit Jahren steht Facebook (Meta) für ihre Probleme mit der Handhabung von Nutzerdaten in der Kritik und sogar vor Gericht. Im März 2020 verklagte das Office of the Australian Information Commissioner (OAIC) ​​Facebook wegen erheblicher und anhaltender Verstöße gegen die Datenschutzbestimmungen im Zusammenhang mit dem Fiasko von Cambridge Analytica. Jeder einzelne Verstoß gegen das Datenschutzgesetz unterliegt einer theoretischen Gesamthaftung von 1,7 Millionen US-Dollar. Das OAIC schätzte, dass über 300.000 Australier betroffen waren, also droht Meta eine gewaltige Strafe in diesem Fall.

Am 24. Dezember 2021 verhängte ein Gericht in Russland eine Geldstrafe von 27 Millionen US-Dollar gegen Meta, nachdem das Unternehmen sich geweigert hatte, nicht näher bezeichnete, verbotene Inhalte zu entfernen. Berichten zufolge war die Geldbuße an den Jahresumsatz des Unternehmens im Land gebunden.

Auch am 8. Dezember 2020 reichte die US-amerikanische Federal Trade Commission und 46 Bundesstaaten (mit Ausnahme von Alabama, Georgia, South Carolina und South Dakota), der District of Columbia und das Territorium von Guam eine Kartellklage gegen Facebook ein. Die Klage betrifft die Übernahme von zwei Wettbewerbern – Instagram und WhatsApp – durch Facebook und die daraus resultierende Monopolstellung. Die FTC behauptet, dass Facebook eine Monopolstellung auf dem US-amerikanischen Markt für soziale Netzwerke besitzt. Versucht wird, das Unternehmen zu zwingen, sich von Instagram und WhatsApp zu trennen, um das Konglomerat aufzubrechen.

Facebooks Rebranding als Antwort auf weitere Kritik

Nach langer und scharfer Kritik gegen Meta durch die Facebook-Files von 2021, entschloss sich das Unternehmen von Facebook in Meta umzubenennen. Die Facebook Files von Whistleblower Frances Haugen belegen, dass sich das Unternehmen auf der Grundlage intern in Auftrag gegebener Studien der negativen Auswirkungen auf jugendliche Nutzer von Instagram und des Beitrags der Facebook-Aktivitäten zur Gewalt in Entwicklungsländern voll bewusst war.

Weitere Erkenntnisse aus dem Leak sind die Auswirkungen der Plattformen des Unternehmens auf die Verbreitung falscher Informationen und die Förderung von Posts, die Wut hervorrufen. Darüber hinaus ist nun bekannt, dass schädliche Inhalte durch den Facebook-Algorithmus besser gesetzt sind, um junge Nutzer zu erreichen. Die Art der Inhalte umfasst Anorexie-Posts und Selbstverletzungsfotos.

Basierend auf der PR-Kampagne von Facebook spiegelt die Namensänderung den sich verlagernden langfristigen Fokus des Unternehmens auf den Aufbau des Metaversums wider, einer digitalen Erweiterung der physischen Welt durch soziale Medien, virtuelle Realität und erweiterte Realitätsfunktionen.

Zu unserem kritischen Blick über das Metaversum kommt ihr hier.

Facebook verliert zum ersten Mal Nutzer

Facebook als Plattform ist schon vor einer Weile „aus der Mode gekommen“. Die Plattform gilt bei Jugendlichen schon seit einer Weile als „Boomer“-Netzwerk. Die Jugend präferiert da eher Facebooks Schwerster-Unternehmen Instagram oder die Konkurrenten Snapchat und TikTok. Trotzdem hielt sich Facebook wacker und wuchs stetig über die Jahre.

Doch nach 18 Jahren stockt das Wachstum der sozialen Plattform. Zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 2004 sinkt die Nutzerzahl von Facebook. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer sinkt von 1,93 Milliarden auf 1,929 Milliarden. So heißt es im Jahresbericht von Meta zum Jahr 2021. Das ist natürlich immer noch eine absolut riesige Zahl und Facebook als Plattform ist noch immer sehr profitabel. Dennoch sollten bei Meta die Alarmglocken läuten. Bisher verlor Facebook vor allem die jüngere Zielgruppe als Nutzer – was genug war, um die Zahlen zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte ins Rote zu bringen.

Meta wächst trotzdem, doch der Wachstum ist in Gefahr

Dennoch blickt Meta als Ganzes auf insgesamt 2,82 Milliarden aktive Nutzer am Tag, und einem Wachstum von 10 Millionen zum Vorjahr. Damit ist auch Instagram, WhatsApp, Giphy und Co. enthalten. Meta wächst also trotz der Kontroversen der letzten Jahre, aber dieses Wachstum steht auf wackligen Beinen. Wenn nun der europäische Markt von Metas aktiver Nutzerliste verschwinden würde, könnte es große Probleme für Meta mit sich ziehen. Der europäische Raum bleibt einer der großen Märkte für Metas Plattformen. Eine plötzliche Abschaltung der Plattformen wird Facebook auf längerer Sicht also sicher schaden.

Fazit – Profit steht im Fokus, doch droht Meta sich zu verzocken?

Letzten Endes geht es bei Metas Drohung, Facebook und Instagram für den europäischen Raum zu schließen, um Profite. Meta möchte weiterhin Profit aus Nutzerdaten ziehen und will auf den europäischen Markt nicht verzichten. Meta finanziert sich schließlich noch immer mit dem Verkauf von Werbefläche. Besonders personalisierte und individuelle Werbung, die auf den Informationen jedes Nutzers geschaltet werden, macht Facebook so profitabel. Die neue EU-Gesetzteslage macht Facebook dies aber nicht möglich.

Dennoch scheint es nicht so, als ob Meta wirklich ihre Drohung in die Tat umsetzen wird. Besonders Facebooks sinkende Nutzerzahlen und die Bedeutung des europäischen Marktes für Metas finanzielles Wachstum, sind Faktoren, die Druck auf Meta machen und nicht auf die EU. Auf eine Änderung der EU-DSGVO kann Meta vergeblich hoffen, da der Datenschutzaktivist Max Schrems, der den Ball ins Rollen gebracht hat, nun auch die Datenschutzbehörde in Irland, dem Hauptsitz von Meta, ins Visier nehmen möchte. Auf Instagram & Facebook werdet ihr also höchstwahrscheinlich nicht verzichten müssen, dennoch könnten die Entwicklungen in den kommenden Monaten Einfluss auf unsere Nutzung der Social Media Plattformen haben.


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