Einen Podcast starten – Diese 3 Fragen solltet ihr euch vorher stellen

Ihr habt ein schräge Idee für einen Podcast und scharrt mit den Hufen, um sie umzusetzen. Aber lohnt sich die Mühe? Wer will das überhaupt hören? Und wie kriegen wir die Idee aus Euren Köpfen in die Ohren der Leute? Wenn ihr euch diese Fragen stellt, ist der erste Schritt zum erfolgreichen Podcast bereits gemacht. Denn vor jeden guten Podcast haben die Web-Gött*innen eine Hürde gesetzt. Die heißt: „Grübeln“.

Dieses Grübeln gliedert sich in drei wichtige Fragen:

  1. Wie definieren wir unseren Erfolg?

  2. Wer ist unserer Zielgruppe?

  3. Welche Ressourcen (Zeit, Wissen, Fähigkeiten, Motivation, Technik, Partner*innen, Geld) stehen uns zur Verfügung?

Frage 1: Wie definieren wir Erfolg?

Diese Frage ist entscheidend. Scheitern könnt ihr in der Podcast-Welt eigentlich nur, wenn ihr eure eigenen Ziele nicht erreicht. Es gibt keine DIN-Norm für Erfolg. Die Definition liegt allein bei euch. Es lohnt sich, in Ruhe nachzudenken, was ihr eigentlich mit eurem Podcast erreichen wollt. Dazu empfiehlt sich eine kleine gedankliche Übung: Stellt euch vor, ihr seid seit einem Jahr auf Sendung und schaut zufrieden auf euren Podcast zurück. Warum seid ihr zufrieden? Woran macht ihr dieses Gefühl fest? Sind es die Klickzahlen? Oder das Feedback der Hörer*innen? Werdet ihr durch euren Podcast von anderen (Kund*innen, Freund*innen, Mitgliedern der Community) anders wahrgenommen als zuvor? Vielleicht eröffnen sich auf einmal neue Zugänge zu Netzwerken oder der erste Sponsor klopft an. Vielleicht ist es auch etwas ganz anderes. Vielleicht ist Eurer Mikrofon für euch zum/zur Seelsorger*in, Coach oder Freund*in geworden, der/die euch dabei hilft, die eigenen Gedanken zu sortieren und neue Perspektiven zu gewinnen.

Aus welcher Quelle sich euer Erfolgsgefühlt speist, ist individuell. Wichtig ist, dass ihr sie kennt. In Konzeptionsworkshops verbringe ich mit Kund*innen sehr viel Zeit mit der Diskussion, um die Erfolgsdefinition festzuzurren. Das geschieht immer schriftlich. So kann man nach einer Weile den Zettel aus der Tasche ziehen und schauen, ob man noch auf Kurs ist oder ob es gilt, nachzusteuern.

Frage 2: Was ist unsere Zielgruppe?

Zielgruppen kann man auf unterschiedliche Weise definieren. Entweder ganz klassisch nach soziodemografischen Kriterien wie Alter, Geschlecht, Wohnort, Einkommen, Bildungsstand etc. Oder ihr geht einen anderen – und aus meiner Sicht zielführenderen – Weg. Ihr stellt euch eure Hörer*innen als echte Personen vor. Versucht sie so präzise wie möglich zu beschreiben und bezieht euch dabei auf ihr Alltagserleben. Wie verbringen Eure Hörer*innen den Tag? Was erleben sie, was bewegt sie? Welche Bedürfnisse haben sie? Je klarer diese „Personas“ in euren Köpfen entstehen, desto passender könnt ihr Content erstellen.

Ein Beispiel: Eure prototypische Hörer*in hetzt durch den Tag, pendelt täglich mit dem Auto in die nächste Stadt, verbindet Beruf und Familie, sehnt sich nach Ruhe, träumt von fernen Ländern… Was für ein Podcast-Angebot würde dieser Person Freude machen? Wie wäre es mit einem Podcast, der die Person mit auf Reisen nimmt? Oder ihr verbindet Fernweh mit Familienmanagement und macht einen internationalen Kochpodcast. Einfache Rezepte machen Familien zeitsparend satt. Und exotische Geschmäcker lassen Partner*innen und Kids geschmacklich auf Reisen gehen. Somit bedient ihr gleich mehrere Bedürfnisse der Person, für die ihr produziert. Die Folgen dürfen gerne etwas länger sein. Schließlich sendet ihr für Pendler*innen. Damit knüpft ihr am Wissen über den Alltag Eurer Hörer*innen an. Je genauer ihr die Bedürfnisse eurer Zielgruppe versteht, desto passgenauer der Podcast.

Und wenn ihr den Podcast nur für Euch selbst macht? Dann stellt Euch dieselben Fragen. Was macht euch selber Freude? Womit wollt ihr eure kostbare Freizeit füllen? Das ist keine scherzhafte Randbemerkung, Es ist völlig legitim, einen Podcast nur für sich selbst herzustellen – sich selbst als Musterhörer*in zu definieren. Der Ansatz ist der Selbe. Zielgruppenanalyse, Konzeptentwicklung und beim Aufnehmen immer die definierte Person vor Augen haben.

Es gibt in der Regel zwei Typen von Podcasts. Die einen liefern Content für andere („provide a service“), die anderen macht man, weil man für ein Thema brennt („scratch your own itch“). Keiner der Ansätze ist dem anderen überlegen. Auch ein Podcast, den ihr „nur“ für Euch selbst konzipiert, kann ein breites und begeistertes Publikum finden.

Frage 3: Welche Ressourcen stehen uns zur Verfügung?

Das R-Wort bedeutet nicht automatisch „Geld“. Natürlich müsst ihr euch die Frage stellen, wie teuer Mikrofone, Recorder und Hosting sein dürfen. Aber es gibt noch viel mehr Aspekte, die unter der Überschrift Ressourcen firmieren. Wie viel Zeit habt ihr für die Produktion? Könnt ihr wöchentlich veröffentlichen oder lieber alle zwei Wochen? Was ist mit euren technischen Fähigkeiten? Wisst ihr, wie ihre einen Podcast sauber aufnehmt, ihn schneidet und auf Spotify, ApplePodcast etc. verbreiten könnt? Oder müsst ihr eure Ressource „Kompetenz“ extern erweitern, sprich euch Hilfe holen? Auch der Bereich Kreativität ist zu betrachten. Wie gut ist eure Idee ausgearbeitet oder bedarf es hier noch einer Investition (Zeit, Geld) z.B. in eine Beratung oder einen Workshop?

Meine Erfahrungen ist, dass man mit wenig Geld sehr viel machen kann. Aber wenn die Ideen nicht gut sind, das Know-How bezüglich Technik fehlt, dann geht schnell viel schief. Die wichtigste Ressource von allen ist aber eure Motivation. Podcasting ist Arbeit. Wenn diese Arbeit keine Freude spendet, sondern nur Kräfte zehrt, werdet ihr nicht weit kommen. Sucht euch also ein Thema, für dass ihr wirklich brennt und bei dem euer „Bock-drauf“-Konto prall gefüllt ist. 

Ihr könnt euch bei der Suche nach einem spannenden Thema für den eigenen Podcast natürlich auch von erfolgreichen Formaten inspirieren lassen. Für die Comedians und Freunde der guten Laune haben wir hier einige der lustigsten Podcasts zusammengestellt. 

Ein Praxisbeispiel:

Mein Entspannungspodcast TRAUMBILDER lebt davon, dass ich Fotos vorlese und die Hörer*innen dabei zur Ruhe kommen.

Meine eigene Erfolgsdefinition wurde schon mehrfach übertroffen. Ziel war es Leuten zu helfen, die mit Stress und Sorgen kämpfen (= Zielgruppe), besser durch den Alltag zu kommen. Wenn ich ein paar Menschen bei der Stressbewältigung zur Seite stehen kann, bin ich zufrieden. Inzwischen sind aus „ein paar Menschen“ ein Platz in den Top 40 der Spotify Kategorie Health & Fitness geworden und auch das „etwas leichter“ hat geklappt. Ich lese die Emails, die ich von Hörer*innen bekomme mit großem Staunen, Rührung und Dankbarkeit. Die Berichte von Überforderung, Burnout und Alltagssorgen, die mein Podcast-Angebot scheinbar lindern hilft, sind bewegend. „Durch dich komme ich zur Ruhe.“ „Dein Podcast begleitet mich in einer schweren Zeit.“ „Mit TRAUMBILDER schlafe ich täglich ein.“

Wenn ich mir die Statistiken seit Beginn der Pandemie anschaue, sehe ich wie eng die gesellschaftliche Ausnahmesituation mit dem Erfolg meines Podcasts zusammenhängt. Die Leute kämpfen mit Sorgen, Unruhe, Erschöpfung und bei TRAUMBILDER finden sie Entspannung. Seit Frühjahr 2020 steigt die Hörer*innenschaft und die Zahl der Aufrufe kontinuierlich an. Scheinbar, kann ich meinen kleinen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten.

Ein Blick auf die Ressourcen: Ich bin ausgebildeter Kursleiter für die Entspannungstechnik „Progressive Muskelrelaxation“, passionierter Fotograf und habe mir in über fünf Jahren als Podcaster einiges an Kompetenzen erarbeitet. Ich produziere „live on tape“, das bedeutet, ich verbringe wenig Zeit in der Postproduktion. Da meine Inhalte nicht tagesaktuell sind, muss ich auch nicht ständig produzieren, sondern kann in Wellen veröffentlichen. All das sowie die Tatsache, dass mein Podcastingequipment dauerhaft aufgebaut ist führen zu einem schonenden Umgang mit meiner Ressource Zeit. Motivation ziehe ich aus der Reaktion des Publikums und aus meiner eigenen Begeisterung für die Meditation und Entspannungsübungen. Mein Equipment ist hochwertig aber nicht überteuert und bereits seit drei Jahren im Einsatz. Finanziell habe ich mich nicht außerhalb meiner Möglichkeiten bewegt. 

Noch mehr Infos und Hintergründe zum Thema Podcasting findet ihr auf meiner Website.


Titelbild von Dennis Eighteen

ist Autor des 2021 im Redline-Verlag erschienenen Buches „Podcastführerschein - Schritt für Schritt zum eigenen Podcast“. Seine Podcasts TRAUMBILDER und der DENNIS EIGHTEEN PODCAST FÜR KOMMUNIKATION; KREATIVITÄT UND HALTUNG sind auf allen Plattformen zu finden. Im Hauptberuf ist er Kommunikationschef bei der Agentur ASK.Berlin.


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