Wenn die Elektronik im Auto Schwierigkeiten bereitet: 6 typische Störungen und ihre Behebung

 

Zeitgenössische Autos werden schon seit Jahrzehnten immer mehr zum rollenden Computer. Längst befinden wir uns deshalb an einem Punkt, an dem selbst in Durchschnitts-PKW ohne XXL-Ausstattung mehrere Kilometer Kabel verlegt sind und gut und gerne 100 Sensoren, Aktoren und Steuergeräte ihren Dienst tun.

Schaut ihr euch deshalb aktuelle Pannenstatistiken an, wird eines ganz schnell klar: Was der ADAC darin nach Bauteilgruppen zusammenfasst, hat ganz häufig mit ebendieser Elektronik bzw. Digitaltechnik zu tun. Klar, wo viel verbaut ist, geht schon rein statistisch viel kaputt.

Doch was tun, wenn rund um euer Auto die Elektronik nicht mehr macht, was sie soll? Vielfach hilft euch zwar nur noch der Gang zum Profi. Angesichts der Preise solltet – und könnt – ihr jedoch häufig zumindest einen Diagnose- und Reparaturversuch starten.

Rule 1: Habt passendes Werkzeug

Einen abgesprungenen Keilriemen kann man noch mit bloßem Auge erkennen. Elektronische „Gremlins“ hingegen zeigen oft nur die Auswirkungen. Die Ursache hingegen muss man vielfach sehr lange suchen. Dazu benötigt ihr ähnliche Werkzeuge, wie sie auch der Kfz-Profi nutzen würde:

  1. OBD-Scanner: Nicht nur, wenn die gelbe Motorkontrollleuchte angeht (was tausenderlei Gründe haben kann), findet ihr nur dann mehr heraus, wenn ihr einen direkten Zugriff auf die digitalen Fahrzeugsysteme habt. Das geht über den OBD(2)-Standard. Dafür benötigt ihr einen speziellen Stecker und entweder einen dazugehörigen Scanner oder eine ebensolche App. Damit bekommt ihr einen tiefen Einblick in alles zwischen Fehlercodes und Soll-/Ist-Werten.
  2. Multimeter: Es muss keines für dreistellige Summen sein. Doch wenn irgendwo die Ströme und Signale nicht richtig fließen, ist es sehr oft nötig, durch fleißiges Messen die Fehlerquelle einzugrenzen. Tipp 1: Besorgt euch unbedingt passende Verlängerungskabel, Krokodils- und Abgreifklemmen. Tipp 2: Wenn das Gerät über ein integriertes Oszilloskop verfügt, könnt ihr noch sehr viel mehr damit messen.
  3. Schlüsselfeilen, feine Stahlwolle und Kontaktspray: Viele Elektronikprobleme resultieren aus korrosionsbedingt verschlechterten Verbindungen. Mit diesen Helfern könnt ihr Metalle wieder blank machen und den Elektronen die Bewegungsfreiheit zurückgeben – bildlich gesprochen.

Fehler 1: Gestörter Radioempfang

Egal ob analoger UKW- oder digitaler DAB-Empfang: Wenn aus den Auto-Lautsprechern nicht mehr das herauskommt, was ihr erwartet (aber andere Musikquellen noch funktionieren), dann wird euer Radioempfang durch irgendetwas beeinflusst. Folgendermaßen könnt ihr der Sache nachgehen:

(Hinweis: Die einzelnen Schritte sind im Sinn von „Wenn Punkt X nichts bringt, dann nächsten Step ausprobieren“ zu verstehen.)

  1. Fahrt den Wagen an einen möglichst freien, hochgelegenen Ort – egal ob Dorfhügel oder oberste Etage eines Parkhauses. Ihr wollt ausschließen, dass die Störungen von außen
  2. Schaltet alle anderen Dinge im Auto nacheinander an und aus – bis irgendwann nur noch das Radio läuft. Achtet darauf, ob sich der Empfang ändert.
  3. Bewegt, falls möglich, die externe Antenne. Vor allem bei Stücken mit Gelenken kann es in dem Bereich zu Kabelbrüchen kommen.
  4. Lässt sich die Antenne einfach lösen, dann entfernt sie. Macht die Probe mit einer Selbstbau-Antenne aus Koaxialkabel.
  5. Zieht das Radio heraus. Checkt, ob der Antennenstecker und alle anderen Stecker noch ordentlich sitzen. Reinigt sie und appliziert etwas Kontaktspray.
  6. Messt das Antennenkabel auf Durchgängigkeit und Widerstand.

Sollte auch das nicht fruchten, dann schließt entweder eure Selbstbau-Antenne oder eine nagelneue Kfz-Antenne provisorisch direkt ans Radio an. Wenn sogar das nichts bringt, solltet ihr das Radio in Verdacht haben – und eventuell ebenfalls mit einem anderen Exemplar testen.

Fehler 2: Nicht reagierender Garagentorantrieb

Der Torantrieb ist zwar eher selten fest ins Auto integriert, gehört aber dennoch zu den häufigen Verursachern von Kfz-Kummer in Sachen Elektronik – besonders dann, wenn ihr sonst keine andere Möglichkeit habt, um das Tor zu öffnen oder zu schließen.

Hierzu gibt es ebenfalls mehrere umfassende Prüfschritte. Sofern einfache Dinge wie die Batterie ausgeschlossen werden können (und der Test mit einem zweiten Handsender ebenfalls nicht fruchtet), solltet ihr euer Augenmerk als nächstes auf die Frequenz richten.

Hintergrund: Garagentoröffner nutzen eine Gruppe von Funkfrequenzen, die von der Bundesnetzagentur für alle möglichen Verwendungen freigegeben wurde. Heißt, auf derselben Frequenz, auf der euer Torantrieb arbeitet, kann beispielsweise auch das neue Babyphone eures Nachbarn senden. Überschneiden sich die Wellen, kann es Probleme geben.

Wechselt deshalb die Frequenzen und/oder Codierungen eures Handgeräts. Sofern sich sonst absolut nichts geändert hat, bringt das häufig die Lösung.

Fehler 3: Aufflammende Ladekontrollleuchte

Die Ladekontrollleuchte im Armaturenbrett ist eine rote, stilisierte Autobatterie. Geht sie während der Fahrt plötzlich an oder nach dem Start nicht rasch wieder aus, bedeutet das Folgendes: Aus irgendeinem Grund wird die Batterie nicht mehr richtig durch das Bordnetz geladen – egal ob mit zu geringer Spannung oder gar nicht mehr. Jetzt müsst ihr den Wagen sofort ausschalten und zur Tat schreiten. Das ist eine Aufgabe für euer Multimeter:

  1. Löst die Klemmen der Batterie (Minus zuerst) und säubert ihre Innenseiten und die Pole gründlich. Prüft dabei, ob das (schwarze) Massekabel noch in Ordnung und an der Karosserie fest verschraubt ist.
  2. Messt bei abgeklemmter Batterie die Spannung. Sie muss bei gesundem Energiespeicher mindestens 12,4 Volt betragen. Liegt sie sogar unter 12,0, ist wahrscheinlich der Akku defekt.
  3. Klemmt die Batterie wieder an und startet den Motor. Messt ihr jetzt zwischen den Polen, muss die Spannung zwischen 13 und 14,5 Volt liegen. Tut sie das nicht, liegt das Problem höchstwahrscheinlich beim Generator („Lichtmaschine“).

In diesem Fall könnt ihr nur noch Folgendes tun: Den Generator lokalisieren. Checkt zunächst, ob der Keilriemen (nur noch bei manchen Autos der Antrieb dafür) noch straff ist. Prüft dann die Kabel Kabel, ob hier alles okay ist. Falls ja, dann solltet ihr an den Profi übergeben. Gut möglich, dass ein Schaden im Generator-Inneren vorliegt.

Nahaufnahme einer roten Autosicherung, die von einer Metallzange gehalten wird, aus einem Kasten mit verschiedenen farblich kodierten Sicherungen. Die Szene deutet auf Reparatur- oder Wartungsarbeiten an elektrischen Komponenten hin.
Eine einzelne durchgebrannte Sicherung muss nicht unbedingt eine Hiobsbotschaft sein. Brennt jedoch auch ihr Ersatz rasch durch, gibt es definitiv tieferliegende Probleme.
(stock.adobe.com © JJ Gouin)

Fehler 4: Ungewöhnlich schneller Blinker

Vielleicht kommt das rhythmische Signal eures Blinkers heutzutage nicht mehr direkt aus dem schaltenden Blink-Relais. Aber sein Takt dürfte euch dennoch fest in den Ohren sitzen. Wird er urplötzlich sehr schnell, merkt man es meist sofort.

Fast immer besteht eure Diagnose dann darin, den Warnblinker einzuschalten und nacheinander alle Blinker optisch zu prüfen. Ein zu schneller Blinkrhythmus ist meist ein Hinweis auf ein defektes Leuchtmittel. Dadurch liegt im Gesamtsystem zu wenig elektrische Last an. Das „verwirrt“ das Relais, weshalb es schneller schaltet.

Tipp: Das Problem könnt ihr künftig viel unwahrscheinlicher machen, wenn ihr alle Blinker-Leuchtmittel gegen TÜV-freigegebene LED-Alternativen austauscht.

Fehler 5: Nicht funktionierende Schalter

Egal ob Fensterheber oder Warnblinker: Wenn ihr einen Schalter im Auto betätigt, sich aber urplötzlich nichts mehr tut, fließt irgendwo kein Strom mehr. Doch wo?

  1. Lokalisiert mithilfe der Betriebsanleitung den Sicherungskasten sowie die Sicherung, die für den Schalter zuständig ist (im Auto ist fast alles einzeln abgesichert). Oft liegt dort der Übeltäter. Wenn die neue Sicherung (achtet unbedingt auf korrekte Stromstärke) aber ebenfalls rasch durchbrennt, liegt das Problem woanders.
  2. Versucht, den Schalter auszubauen. Das ist leider bei vielen Autos arg knifflig und verlangt deutlich umfassendere Arbeiten, als man erwarten könnte. Schaut deshalb zuvor im Netz nach Anleitungen für euer Automodell.
  3. Ist der Schalter ausgebaut, messt mit dem Multimeter nach, ob Strom fließt. Falls nicht, schaut, ob ihr einen Schaltplan findet und überbrückt testweise die Kontakte des Schalters. Funktioniert es damit, ist der Schalter defekt.

Oft ist es das. Falls nicht, kommt vielfach noch ein Kabelbruch infrage. Ihn könnt ihr ebenfalls per Multimeter herausfinden. Schwieriger wird es jedoch, im Dickicht der Kabelbäume überall die richtigen Leitungen zu finden – etwa zwischen Fensterheberschalter, Sicherungskasten und Fensterhebermotor.

Tipp: Befindet sich der Schalter in Tür oder Heckklappe, dann prüft den Schlauch, durch den das Kabel bei den Scharnieren in die restliche Karosserie geführt wird. Hier werden die Leitungen durch das dauernde Öffnen und Schließen besonders strapaziert und brechen recht häufig.

Fehler 6: Multiple Störungen bei Nässe/Kälte

Für unser finales Kapitel kommen wir zu einem Problem, das viele Ausprägungen kennt. Auf gut Deutsch: Teile der Elektronik wirken völlig gestört, wenn euer Auto entweder sehr kalt ist oder es durch Regen/Wäsche nass wurde. Oft wird es jedoch besser, wenn das Auto warm/trocken ist.

Sofern der Wagen normal startet und läuft, fällt die Batterie als Verursacher aus. Wahrscheinlicher ist eher irgendwo ein Wassereinbruch, eine kalte Lötstelle oder ein ähnliches Problem.

Als Laien könnt ihr aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen leider nur eines tun: Schaut unter alle Abdeckungen der Elektrik (besonders im Motorraum), ob sich dort Feuchtigkeit befindet. Zieht bei abgeklemmter Batterie Relais und Sicherungen und schaut dort ebenfalls nach.

Ergibt sich dabei nichts und bringt das Auslesen und Löschen des OBD-Fehlerspeichers keine dauerhafte Lösung, müsst ihr euch wohl auf einen längeren Werkstattaufenthalt gefasst machen. Solche Dinge zu lokalisieren, kann beim Umfang heutiger Fahrzeug-Elektrik leider dauern.


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