Mein Sohn ist erst elf, also zu jung für Facebook, das eine Anmeldung erst ab 13 Jahren gestattet. Nun hat er schlicht gelogen, um sich ein Profil einzurichten. Ich habe es bemerkt und verlangt, dass er die Seite löscht. Er weigert sich. Soll ich ihm jetzt den Computer ganz verbieten?
Das ist vermutlich keine gute Idee. Wenn Sie ihrem Sohn das Benutzen des Computers zu Hause verbieten, wird er ganz sicher Wege finden, sich woanders Zugang zu verschaffen. Und ist es einmal in den „Untergrund“ abgetaucht, bemerken Sie erst mal gar nichts mehr von dem, was das Kind online tut…
Auch wenn es nicht einfach ist: Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über die Gründe, warum Sie nicht möchten, dass er bei Facebook ist. Vielleicht lesen Sie mit ihm die „Erklärung der Rechte und Pflichten“ (Punkt 4.5.)? Wenn alle seine Freunde „drin“ sind, haben sie also schlichtweg gelogen, um überhaupt ein Profil anlegen zu können. Erkundigen Sie sich auch nach seinen Gründe, warum er so dringend drin sein möchte.
Ich vermute, dass Ihre Bedenken sich nicht darin erschöpfen, dass Facebook keine Kinder unter 13 Jahren aufnehmen möchte. Gerade die Tatsache, dass es sich hier um ausgewiesenes Erwachsenenterrain handelt, macht es umso interessanter. Ich vermute weiter: Sie sind der Ansicht, dass Ihr Kind zu jung und zu unerfahren ist, um ein so komplexes Dings wie ein Facebook-Profil zu managen: mit „Schutz personenbezogener Daten“, „Urheberrecht“, „Persönlichkeitsrecht“ sowie „Recht am eigenen Bild“ gebe ich hier nur ein paar Stichworte.
Was tun Sie denn sonst mit Ihrem Kind, wenn es etwas möchte, von dem Sie finden, es sei ungeeignet, weil es zu jung und unerfahren ist? Wahrscheinlich werden Sie versuchen, die Sache hinauszuschieben und in der Zwischenzeit das Kind „coachen“ – in diesem Fall also: Es vertraut machen mit den angesprochenen schwierigen Fragen wie dem Datenschutz.
Vielleicht überbrücken Sie die Zeit bis zum zwölften Geburtstag (dann darf Ihr Sohn zumindest schon mal zu SchülerVZ) mit gemeinsamem Surfen, schauen Sie in die Profile anderer Teilnehmer und machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, welche Angaben in einer Community nichts zu suchen haben. Vielleicht gelingt es Ihnen später, gemeinsam ein Profil einzurichten? Auf jeden Fall sollten Sie sich zunächst selbst informieren, zum Beispiel bei den Profis von klicksafe, die in alle Fragen rund um die Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen hilfreiche Tipps geben.
Verbieten würde schneller gehen und wäre wohl auch bequemer. Auf einem Elternabend kam schlug einmal ein Vater vor, man könne das Kind doch einfach anzeigen: Es habe schließlich etwas Verbotenes getan und gehöre bestraft. Auf welcher Grundlage diese Eltern mit ihrem Kind weiter kommunizieren wollen, das möchte ich mir nicht einmal vorstellen.
Deswegen: Sich selbst schlau machen, das Kind schlau machen, dann langsam gemeinsam starten.
Und: Drüber reden hilft!
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: Eltern, Kinder, Medienlotse, ratgeber, web
3 comments
WTF? Ist das ernst gemeint?
Genau die richtige Vorgehensweise. Meine Tochter hat mit 8 ihren ersten Zugang bei Toggo bekommen und mit 9 bei MeinVZ – SchülerVZ geht ja nur auf Einladung. Wir haben uns alles gemeinsam angeguckt und Regeln vereinbart (Keinen Namen nennen, keinen Ort nennen, keine Telefonnummer nennen). Außerdem haben wir die Passwörter und können so bei Bedarf auch mal nachschauen, was das Kind so treibt.
Toggo ist inzwischen uninteressant und das VZ wird nur noch zum spielen benutzt. Sie Fragt uns, ob sie antworten darf, wenn Sie eine Frage beantworten soll, die komisch ist, z.B. nach dem Alter (kommt bei Toggo häufig vor – offenbar wollen 14jährige nicht mit 8jährigen spielen).
Praktisch war auch eine Nachricht über einen entführten Jungen zu der Zeit. So konnte ich auch noch schnell klar machen, warum manche Antworten verboten sind :) Jedenfalls denke ich, dass sie genügend Medienerfahrung gesammelt hat, um später ein Facebookprofil führen zu können. Ich bin zudem optimistisch, weil sich das Nutzerverhalten ohnehin geändert hat – vom Chat/Flirt hin zur Kontaktverwaltung und Freizeitorganisation.
Ich kann nur jedem Empfehlen, so früh wie möglich sein Kind an die neuen Kommunikationsmittel heranzuführen – entsprechende Kompetenz natürlich vorausgesetzt.