Ene Mene Mobile über ihren Blog und Kinder-Apps

Im Interview mit Felicitas Haas und Martina Holler haben wir uns über ihren Blog Ene Mene Mobile und Kinder-Apps unterhalten. Für viele Kinder gehören Smartphones und Tablets inzwischen zum Alltag dazu, wie die Studie „Jugend 3.0“ des Branchenverbandes Bitkom zeigt. Für Eltern stellen sich hierdurch viele Fragen: Ab wann darf mein Kind diese Geräte nutzen, wie lange und was für Apps darf mein Kind nutzen?

Insbesondere letzterer Punkt ist nicht ganz unproblematisch, gibt es doch inzwischen eine schier unüberschaubare Masse an Apps, die in der Regel weniger für (Klein-)Kinder geeignet sind. Um deswegen gute Kinder-Apps zu finden, hat sich das Blog Ene Mene Mobile von Felicitas Haas und Martina Holler das Ziel gesetzt, bei der Suche nach guten Kinder-Apps zu helfen.

Lukas Menzel: Wie kamt Ihr auf die Idee, einen Blog über Kinder-Apps zu starten?

Martina Holler: Wir sind enge Freundinnen und machen beide „irgendwas mit Medien“. Feli ist Art-Direktorin und ich mache eine Ausbildung zur Fotografin und habe vorher Medientechnik studiert. Kinderbücher haben es uns schon lange angetan, Feli besitzt eine ganze Sammlung toll illustrierter Bücher – von Dr. Seuss, Wilhelm Busch und auch von vielen unbekannten Kinderbuchautoren. Nachdem wir die immer wieder mit Begeisterung durchblätterten, hatten wir die Idee, ein eigenes Kinderbuch als App entwickeln zu wollen. Dafür mussten wir erstmal recherchieren und freuten uns schon riesig aufs Ausprobieren und Spielen.

Nach fünf Minuten im App Store stellten wir aber schon fest, dass es ziemlich schwierig ist, in dem großen Angebot gute und sinnvolle Apps zu finden. Auch die Top-Charts im Store sind, wenn man Qualität sucht, nicht sonderlich hilfreich. Die erste Kinder-App, die uns so richtig begeistert hat, heißt „Kleiner Fuchs Kinderlieder“ (für iOS und Android). Eine Mitsing-App mit super süßen Charakteren und lustigen Interaktionen. Schnell war für uns klar: wir möchten genau diese Art von Apps herausfiltern und anderen Kinderbuch-Liebhabern und vor allem Eltern die Suche nach guten Apps einfacher machen. Außerdem wollten wir auch unbekannte Entwicklerstudios und Illustratoren supporten, weil gerade diese viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Also wühlten wir uns durch die App Stores, spielten und lasen und lernten wie wild drauf los und bastelten in vielen Nachtschichten an unserem Blog.

Ihr besprecht auf eurem Blog Ene Mene Mobile nur Kinder-Apps. Was unterscheidet Kinder-Apps von normalen Apps und was ist so besonders an diesen?

Felicitas Haas: Ein großer Unterschied ist, dass Kinder-Apps nicht mit Social Media Seiten verknüpft sind oder dauerhaften Zugriff auf das Internet verlangen. Solche Funktionen sind bei qualitativ hochwertigen Apps in einem gesicherten Elternbereich zu finden. Gute Apps für Kinder funktionieren ohne ein aufwendiges Menü, ohne Werbung und ohne In-App-Käufe. Im Gegensatz zu anderen Apps ist auch die Gestaltung kreativer, farbenfroher und verspielter – viele Kinder-Apps sind richtige Kunstwerke.

Nicht alle Apps sind auch für Kinder geeignet. Wie können Eltern im unüberschaubaren App-Dschungel geeignete Apps für ihre Kinder finden?

Martina Holler: Ganz wichtig ist, dass die Apps kindersicher sind. Das Kind sollte nicht durch Werbebanner oder Pop-Up Werbung im App Store oder im Internet landen. Im App Store gibt es unter jeder App einen Hinweis, wenn In-App-Käufe möglich sind. Auch Screenshots, die Beschreibungen und Rezensionen sollte man sich näher anschauen, so erfährt man schnell, ob eine App professionell gemacht ist und einen Gewinn für das Kind darstellt. Für gute, werbefreie Kinder-Apps muss man meist etwas bezahlen, im Vergleich zu richtigen Büchern sind die Preise aber wirklich niedrig. Konkret heißt das: schaut euch gleich bei den kostenpflichtigen Apps um. Unter den Gratis-Angeboten spontan etwas vernünftiges zu finden, ist fast unmöglich. Wenn man beim App-Kauf unsicher ist, helfen oft auch Vorschauvideos – zum Beispiel die in unserem Youtube-Channel.

Viele der Kinder-Apps, die Ihr euren Lesern vorstellt, sind Lern-Apps, bei denen Kinder beispielsweise Tiernamen oder Vokabeln zu Alltagsthemen lernen können. Inwieweit können diese Apps beim Lernen helfen und was können diese vielleicht sogar besser, als Bücher oder andere Lernmittel?

Martina Holler: In erster Linie machen solche Apps einfach nur eine Menge Spaß. Spielerisch noch etwas dazu zu lernen ist da ein positiver Nebeneffekt. Natürlich sind solche Apps keine Alternative zur Schule oder zu Lehrbüchern, jedoch können Grundschulkinder damit ihr Wissen wiederholen und üben.

Felicitas Haas: Klassisches Lernen verfolgt meist folgendes Belohnungssystem: Lerne etwas und dann darfst du spielen. Bei Lern-Apps wie „SoundMemo“ oder „Lückenfüller“ geschieht das Lernen eher unbewusst, frei nach dem Prinzip: lerne etwas und spiele gleichzeitig. Auch englischsprachige Kinder-Apps sind gute Helfer, um schon kleinere Kinder an die Fremdsprache heranzuführen.

Denkt ihr, dass Kinder-Apps zum Lernen in der Zukunft auch in der Schule eingesetzt werden, wie es in Amerika teilweise schon der Fall ist?

Felicitas Haas: Ich denke, dass es in Deutschland dafür in nächster Zukunft erst einmal kein Interesse gibt, da hierzulande großer Respekt gegenüber den neuen Medien besteht. Dass Apps in der Schule eingesetzt werden, wird aus diesem Grund wohl noch einige Zeit dauern. Vorstellen könnte ich mir das aber schon, schließlich nehmen Smartphones, Tablets und Co. immer mehr Platz in unserem Alltag ein. Wichtig ist aber, dass dafür spezielle Apps entwickelt werden – zusammen mit Pädagogen und Lehrern.

Zum Abschluss noch zwei kleine Fragen an euch: Was fasziniert euch so an Kinder-Apps und was sind aktuell eure Lieblings Kinder-Apps?

Felicitas Haas: Gute Geschichten für Kinder sind fantasievoll, kreativ und haben oft eine Moral, die unterschwellig und nicht selten mit viel Witz vermittelt wird – also ohne erhobenen Zeigefinger. Durch den Einsatz von gutem Sound, tollen Animationen, einer mitreißenden Vorlesestimme und interaktiven Elementen bietet eine App die Möglichkeit, eine Geschichte noch viel, viel lebendiger zu erzählen.

Martina Holler: Eine wirklich gute Kinderbuch-App ist also ein Kurzfilm zum mitmachen, der uns zuhause auf dem Sofa abholt und in eine Fantasiewelt mitnimmt. Dort bleiben wir dann eine Weile und schmunzeln, lachen und erfreuen uns an so viel Kreativität. Sind wir wieder zurück, wird ein Artikel darüber geschrieben. Alle Apps, die wir auf Ene Mene Mobile empfehlen gefallen uns auch wirklich gut, denn wir sprechen nur Empfehlungen aus und geben bewusst keine Negativ-Beurteilungen.

Aktuell hatte ich riesigen Spaß mit der App „Toca Pet Doctor“ – wo man einen Tierarzt spielen kann und niedliche Haustiere von ihren Wehwehchen befreit. Eine süße App für Zwischendurch.

Felicitas Haas: Ich bin ganz begeistert von „Mr. Elephant & Mr. Mouse“. Eine englische Kinderbuch-App bei der ein Elefant namens „Mr. Mouse“ und eine Maus namens „Mr. Elephant“ die Rollen tauschen, da sie mit ihren Namen und mit ihren Leben nicht zufrieden sind. Eine lustige Geschichte mit Moral, vielen Gags und Interaktionen.


Image (adapted) „toddler apps“ by jenny downing (CC BY 2.0)


ist als Digital Native tagtäglich in den Weiten des Netzes unterwegs. Er berät als Teil der Becker-Banse Medien Unternehmen zu den Themen Social Media, Webdesign und Webvideo. Dazu leitet er das Online-Magazin Broadmark und ist auch auf Twitter zu finden. Bis März 2015 war er Teil der Netzpiloten-Redaktion. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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