Erfolg auf Instagram: 6 Tipps von Selfmade-Fotoprofi Jörg Nicht 

Jörg Nicht lebt den Traum. Seine Uni-Karriere hat der promovierte Erziehungswissenschaftler vor drei Jahren hinter sich gelassen und sich als Reisefotograf selbständig gemacht. Sein Sprungbrett und immer noch wichtigstes Schaufenster: Instagram. Begeistert von den Fotoqualitäten des iPhone (Provisionslink), meldete er sich dort damals direkt zum Start an und sicherte sich den unglaublich kurzen Account-Namen @JN. Inzwischen begeistert Jörg Nicht auf Instagram als einer der erfolgreichsten deutschen Fotografen über 520.000 Abonnenten. Uns verriet er im Interview seine besten Tipps rund um Motive, Bildlooks, Ausrüstung und Monetarisierungsstrategien für den Erfolg auf Instagram. 

1. Die erfolgreichsten Motive für Einsteiger: Sehnsuchtsfotos und Selfies

Wer den Erfolg auf Instagram sucht, sollte sich nicht an meinem Feed orientieren. Als ich im Oktober 2010 eine Woche nach der Veröffentlichung der iOS-App auf Instagram einstieg, hatte ich einen Startvorteil, den es angesichts der heutigen Plattformgröße nicht mehr gibt. Mit demwas ich fotografiere, würde ich jetzt als Neuling keinen Blumentopf gewinnen.  

Die Mehrheit der Nutzer möchte heutzutage etwas anderes auf Instagram sehen. Leichte Kost, die nicht zu stark irritiert. Etwa Landschaften, die vom nächsten Urlaub träumen lassen. Sozusagen Sehnsuchtsfotos, gleich welcher Art. Gleichzeitig hat sich Instagram vom Fotoschaufenster zu einer personenzentrierten Plattform gewandelt. Menschen, die Geschichten aus ihrem Leben erzählen und viel von sich zeigen, erlangen große Aufmerksamkeit. Deshalb sind Accounts von Models, Fußballern, Influencern und anderen Celebreties beliebt.“ 

2. Jagt nicht fremden Hashtags hinterher – kreiert eigene

Gerade zu Beginn die richtigen Hashtags zu verwenden, ist wichtig, weil das die Chance erhöht, in kuratierten Vorschlägen zu erscheinen. Wie effektiv dies für die eigenen Sichtbarkeit ist, variiert aber stark. Der Algorithmus wird ständig angepasst. Mal ist man sichtbar, mal nicht. Daher sind Hashtags für den Erfolg auf Instagram eine schwer planbare Größe. Deswegen beschränke ich mich auf Hashtags für die verwendete Kamera und den fotografierten Ort. Teilweise streue ich Vorschläge des Hashtag-Generators von Sistrix ein. 

Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass es wichtiger istsich um den eigenen Content zu kümmern, statt fremden Hashtags hinterherzujagen. Wenn es dann noch gelingt, selbst einen Hashtag zu prägen, ist das natürlich schön. Meine Bilderreihe mit dem Hashtag #ASundayCarPic hat beispielsweise kürzlich das Interesse eines österreichischen Stahlherstellers, der Autorennen sponsort, an einer Kooperation geweckt.

3. Monetarisierung: Mit Stockfotografie über Instagram hinausdenken

Wie kann ich von meiner Fotografie leben? Instagram ist für mich auch ein Kanal für das Kooperationsgeschäft mit Marken aus dem Foto- und Technikbereich. Fotografen können Instagram aber ebenfalls als Schaufenster nutzen und dadurch ihre Tätigkeit auf eine breitere finanzielle Basis stellen. Aufgrund meiner Bilder erhalte ich beispielsweise immer wieder Anfragen, Workshops zu geben.

Jörg Nicht Adobe Stock Portfolio Screenshot
Ein Standbein von Jörg Nicht: Fotos als Stockmedien zu verkaufen. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Außerdem habe ich begonnen, Fotos als Stockmedien auf Adobe Stock zu verkaufen. Ich kann noch nicht sagen, ob ich eines Tages von der Stockfotografie leben kann. Aber als eines von mehreren Standbeinen ist das Geschäft ernstzunehmen. Das Fotografieren für Instagram lässt sich sogar prima damit verbinden. In den vergangenen Jahren hat sich eine Wechselwirkung zwischen Trends in der Stockfotografie und Instagram als populärster Fotoplattform herausgebildet. Die Insta-Ästhetik beeinflusst diejenige von Stockmedien. Ein positiver Look, der nicht zu weichgespült ist, aber eine einfache Aussage mit hellen und pastelligen Farblooks kombiniert – das geht hier wie dort gut. 

4. Mit Bildlooks den Algorithmus hacken – aber der persönliche Stil ist wichtiger

Geht es um erfolgreichen Content auf Instagram, ist technische Bildqualität nicht der alleinige Faktor. Bestimmte Bildlooks und Inhalte bewertet der Algorithmus höher als andere. Ästhetische Konventionen wie der Einsatz von Komplementärfarben – etwa Türkis und Orange – werden vom Algorithmus belohnt. Das Gleiche gilt für einfache, leicht erfassbare Bildkompositionen mit hellem Look. 

Allerdings geht Gefühl über Kalkül. Ich wende solche Algorithmus-Hacks nur an, wenn es aus meiner Sicht zum Bild passt. Im Wesentlichen setze ich im Anschluss an die Entwicklung in Lightroom immer wieder einen von drei Filtern der VSCO-App ein, um meinen Bildern den finalen Look zu geben. Andere, sehr erfolgreiche Accounts verwenden zum Beispiel ausschließlich Schwarz-Weiß-Filter. Die Wiedererkennbarkeit des eigenen Stils ist nämlich auf lange Sicht wichtiger als ein kurzfristig besseres Ranking. 

Jörg Nicht hat mit seinen Fotos großen Erfolg auf Instagram
Jörg Nicht hat mit seinen Fotos großen Erfolg auf Instagram. Angesichts von über 520.000 Abonnenten zählt er zu den populärsten deutschen Fotografen auf der Plattform. Image by Berti Kolbow-Lehradt

5. Smartphone oder Systemkamera? Mit beiden ist Erfolg auf Instagram und in der Stockfotografie möglich

Immer wieder kommt die Frage nach der richtigen Kamera. Ich kenne Instagramer und Stockfotografen, die nur mit dem Smartphone fotografieren und damit sehr erfolgreich sind. Smartphones bieten inzwischen eine hohe technische Bildqualität. Allerdings ist man trotz großer Fortschritte immer noch mit Beschränkungen konfrontiert, wenn es um das Spiel mit dem Bokeh, den Einsatz verschiedener Brennweiten und eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit geht.  

Mit einer Systemkamera bin ich flexibler. Damit kann ich auch Bildideen umsetzen, wenn die Lichtbedingungen nicht ideal sind und es schnell gehen muss. Ergänzend nutze ich das Smartphone als unauffällige Reportage-Kamera, um mir an neuen Orten Fotonotizen zu machen. Tatsächlich verkaufe ich auf Adobe Stock dann aber nur Bilder, die mit meiner Lumix-Systemkamera (Provisionslink) entstehen. Das ist jedoch eher eine persönliche Vorliebe als eine technische Notwendigkeit. 

6. Instagram ist für aufstrebende Foto-Talente wichtig. Aber setzt nicht alles auf eine Karte!  

Die Wertschätzung für Instagram als Schaufenster für Foto-Talente ist groß. Instagram ist die Plattform, auf die man schaut. Fotografen, die dort nicht vertreten sind, existieren in gewisser Weise nicht. 

Trotzdem empfehle ich, sich nicht auf einen Kanal zu verlassen. Ein Portfolio an anderer Stelle bleibt wichtig, sei es nun eure eigene Webseite oder ein Account bei einem Marktplatz für Stockfotografie. Allein schon als Absicherung, wenn sich die Plattform-Landschaft wandelt. Wer erinnert sich etwa heute noch an Myspace?

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Images by Daniel Helgert, Berti Kolbow-Lehradt

ist Freier Technikjournalist. Für die Netzpiloten befasst er sich mit vielen Aspekten rund ums Digitale. Dazu gehören das Smart Home, die Fotografie, Smartphones, die Apple-Welt sowie weitere Bereiche der Consumer Electronics und IT. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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