Vor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, Eric Markuse (@eric_markuse)einige Fragen zum Einsatz von Social Media bei MDR Sputnik zu stellen, wo er als Programmchef tätig ist. MDR Sputnik ist das Jugendradio des MDR und dort werden viele Instrumente des Social Web für den Austausch mit den Hörern eingesetzt. Insofern hat mich interessiert, welche Bedeutung das Thema „Social Media“ konkret für den Sender hat.
Bei Wikipedia erfährt man Folgendes über Eric Markuse:
„Markuse begann seine journalistische Laufbahn nach seinem Studium der Politikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte 1986 als Volontär bei der Eckernförder Zeitung, später als Redakteur. Nach zwei Jahren Arbeit als Pressesprecher bei der Ostseebad Damp GmbH wechselte er 1991 zu den Kieler Nachrichten und arbeitete dort in verschiedene Ressorts. In den Neunzigern arbeitete er kurze Zeit bei Bild München und als Chefreporter der Münchner tz. 1999 folgte der Wechsel zur Hamburger Morgenpost als stellvertretender Chefredakteur.
Seit 2001 arbeitet Markuse für den Mitteldeutschen Rundfunk. Dort war er zunächst als Unternehmenssprecher Chef der Hauptabteilung Kommunikation, später zusätzlich Chef der Abteilung Neue Medien in Leipzig tätig. Seit Juni 2006 ist er Programmchef bei MDR Sputnik.“
Interview
Wer sind Sie und womit verdienen Sie Ihr Geld?
Sputnik ist das multimediale Jugendkultur-Radio des MDR. Es ist durch die Gebührenfinanzierung werbefrei und damit auch nicht kommerziell.
Was ist Ihr Ziel beim Einsatz von Social Media?
Soziale Netzwerke sind eine sehr wichtige Kommunikationsform, vor allem in der Jugendkultur. Wir nutzen Social Media, um unsere Hörer und User am Programm teilhaben zu lassen und sie an unseren Sender zu binden – aber auch, um schnell und direkt mit ihnen zu kommunizieren. Auß?erdem gibt es bei MDR Sputnik die Besonderheit, dass wir sehr gezielt Jugendkultur durch Social Media fördern: Wir betreiben eine eigenentwickelte Web-2.0-Plattform für junge Musiker und Nachwuchsbands. Diese Bands spielen wir im Tagesprogramm und in einer speziellen Radiosendung – ein gutes Beispiel, wie User Generated Content bestens funktioniert. Und einmal im Jahr verleihen wir den RadioAward für neue Musik an die besten Nachwuchsmusiker von dieser Plattform. Diese Mischung aus Social Media, Radio und gezielter Kulturförderung ist einmalig in Deutschland.
Wie versuchen Sie, dieses Ziel zu erreichen?
Unsere Radio-Community, eine Art Radioklub als Soziales Netzwerk, gibt es schon seit 2007. Diese Plattform war die erste ihrer Art in der ARD und schon in Betrieb, als es andere Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook, in Deutschland noch gar nicht gab. Später kamen die Jugendradios Fritz (rbb) und YouFM (hr) noch hinzu. Wir teilen uns also diese Plattform, die gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität in Halle entwickelt wurde und durch MDR Sputnik gehostet wird. Unsere Community mit Bandplattform ist für uns eine ganz wichtige Verbindung zu unseren Hörern und ein wichtiges Kommunikationselement, ein stark genutzter Rückkanal. Wir verstehen uns als Community mit Radioanschluss mit etwa 35.000 Usern, davon etwa 4000 Bands.
Gleichzeitig sind wir aber auch auf anderen Plattformen wie Facebook oder StudiVZ zu finden – und besitzen einen sehr lebhaften Account beim Microblogging-Dienst Twitter. MDR Sputnik verfügt über Social-Media-Redakteure, die von morgens bis abends mit Hörern und Usern kommunizieren und alle entsprechenden Plattformen, auf denen wir vertreten sind, bedienen. Das sind echte Fulltime-Jobs.
Welche Aufgaben umfasst der Job Ihrer Social-Media-Redakteure konkret und wie sieht ein typischer Tagesablauf aus?
Der Redakteur schließt sich mit den Sendungsmanagern kurz und bespricht die Themenlage, sichtet bereits vorliegendes Material und plant Online-Umsetzungsformen. Im Folgenden ist er nicht nur für die Produktion und Veröffentlichung sendebegleitender, journalistischer Inhalte (Texte, Bilderstrecken, Aufbereitung von Audio- und Videobeiträgen) auf sputnik.de verantwortlich, sondern muss bei seiner Arbeit die mysputnik-Community und die Sputnik-Profile auf anderen Plattformen wie Facebook, StudiVZ oder Twitter miteinbeziehen, die Inhalte auf diesen verteilen und auf User-Feedback reagieren. Entsprechend kommuniziert er dort eingehende Hörer-Reaktionen, Kommentare etc. an Redakteure und Moderatoren.
Um Onlineinhalte möglichst zeitgleich zur Sendung anbieten zu können, arbeitet der Redakteur mit ca. 6 Stunden Vorlauf, bereitet also schon am Vormittag Inhalte für die Sendungen am Nachmittag und Abend vor bzw. arbeitet am Abend für den nächsten Morgen vor. Den Abschluss einer Schicht bildet eine schriftliche, detaillierte Übergabe an den Online-CvD und den nachfolgenden Kollegen.
Was sind wesentliche Herausforderungen, mit denen Ihre Social-Media-Redakteure zu kämpfen haben?
Unser redaktioneller Workflow ist an das veränderte Mediennutzungsverhalten unserer Zielgruppe angepasst, die im Internet soziale Netzwerke zunehmend als Informations- und Kommunikationsmedium nutzt. Analog zur technischen Zusammenführung unserer Web 1.0.- und Web 2.0.-Welten sind Sputnik-Onlineredakteure deshalb verpflichtet, nicht nur Informationen zu recherchieren und aufzubereiten, sondern auch den permanenten Austausch und die Diskussion mit den Hörern/Usern zu fördern und zu betreuen. Dies setzt eine fundierte journalistische Ausbildung ebenso voraus wie multimediales Denken, Kenntnisse der Strukturen und Tools des Web 2.0., Freude an der direkten Kommunikation, Spontaneität und die richtige Ansprechhaltung.
Wie messen Sie Ihren Erfolg beim Einsatz von Social Media und wie groß? ist er?
Den Erfolg unseres Social-Media-Engagements kann man nicht mit einer Quote messen – schon gar nicht mit der Radio-Reichweitenmessung. Aber unsere Zahlen sind gut, wir sind erfolgreich: Die eigene Community wächst, ebenso die Fans und Follower auf den anderen Plattformen. MDR Sputnik, ein kleines, wertvolles, öffentlich-rechtliches Programm, das durch einen Geburtsfehler kaum über Radiofrequenzen verfügt, sucht sich seine Hörer und User im Web,? auch im Social-Media-Web.
Wo finden wir Sie im Social Web?
An erster Stelle steht www.mysputnik.de – das ist unsere eigene Radio-Community mit Bandplattform. www.facebook.com/pages/MDR-SPUTNIK/191656040850 ist unsere offizielle Fanpage bei Facebook. www.myspace.com/mdrsputnik ist unsere offizielle Site bei myspace und www.studivz.net/mdrsputnik ist das entsprechende Pendant bei studiVZ. Auß?erdem findet man uns auf YouTube unter www.youtube.com/user/mySPUTNIK sowie auf Dailymation unter www.dailymotion.com/MDR_Sputnik. Getwittert wird unter http://twitter.com/mdr_sputnik.
Vielen Dank!
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Bildnachweis: Leander Wattig
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Schlagwörter: erfolg, Eric Markuse, MDR, radio, social-medias
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