Eufy RoboVac 11S Max und Xiaomi Roborock S6 im Test: Darum lohnen sich teure Saugroboter

Wer nach Feierabend einen sauberen Boden wollte, musste bis vor ein paar Jahren eine Putzkraft engagieren. Heutzutage kommt in immer mehr Haushalten ein smarter Saugroboter zum Einsatz. Doch nicht jedes Gerät arbeitet zufriedenstellend. Muss es also ein hochpreisiges Produkt sein? Ich habe den Mittelklasse-Sauger Eufy RoboVac 11S Max und den Oberklasse-Mitbewerber Xiaomi Roborock S6 im letzten Monat ausgiebig getestet.

Der funktionelle Aufbau der runden Saugroboter ist bei beiden Modellen nahezu gleich: Ringsum befinden sich drei Räder, zwei davon sind angetrieben und steuern das digitale Helferlein. Das Saugmodul ist in der Mitte integriert, dahinter der Staubbehälter. Während der Eufy RoboVac 11S Max mit zwei zuführenden Bürsten ausgestattet ist, müssen sich Roborock-Käufer mit nur einer begnügen. Auch in Sachen Bauhöhe besitzt das Mittelklasse-Gerät Vorteile: Mit etwas mehr als sieben Zentimetern passt er unter das ein oder andere Möbelstück. Der Roborock S6 ist mit acht Zentimetern deutlich voluminöser. Außerdem bietet er eine Wischfunktion, die mit jedem Sauggang zugeschaltet werden kann.

Roborock-Laser vermisst den Raum

Auch in der Sensorik lassen sich Unterschiede ausmachen: Der preiswerte Eufy-Roboter kommt mit herkömmlichen Ultraschall-Näherungssensoren daher. Das heißt, er fährt recht stupide Räume bis zum nächsten Hindernis ab. Aber dazu später mehr. Der teure Roborock S6 besitzt auf seiner Kopfseite einen Lasersensor. Damit scannt er permanent den Raum und vermisst ihn auf den Zentimeter genau. Diese Daten nutzt er für ein gründliches und effizientes Reinigen.

Das Lasersystem des Roborock S6
Das Lasersystem des Roborock S6 arbeitet sehr zuverlässig. Image by Jonas Haller

Neben dem Gerät selbst, befindet sich beim Eufy RoboVac 11S Max eine Fernbedienung im Lieferumfang. Mit ihr lässt sich der Saugroboter starten und programmieren. Außerdem ermöglicht die Remote Control eine manuelle Steuerung des Gerätes sowie die Anpassung der Saugleistung. Wer zum teuren Xiaomi Roborock S6 greift, muss die konzerneigene Xiaomi Home App nutzen. Eine Offline-Fernbedienung fehlt leider.

Online-Feature des Xiaomi Roborock S6 mit fadem Beigeschmack

Mobil-Enthusiasten finden sich in der Mobil-Anwendung allerdings schnell zurecht. Außerdem bietet sie das ein oder andere Zusatzfeature. Los geht’s mit der taggenauen Programmierung. Der Sauger kann für bestimmte Wochentage aktiviert werden. Da sich das Gerät den gefahrenen Raum merkt und in der Anwendung hinterlegt, lassen sich Bereiche selektiv aus- oder abwählen. In der Küche fällt mehr Dreck an an? Kein Problem der Roborock S6 kann dort täglich seine Bahnen drehen.

Selbst von außerhalb ist die Steuerung möglich. Zudem bietet die Software einen intelligenten Teppichmodus. Sobald das Gadget einen rauhen Untergrund erkennt, wird die Saugleistung und damit die Saugqualität erhöht. Ein weiterer Pluspunkt ist die Update-Option, die die App mit sich bringt: Die Xiaomi-Marke kann somit schnell Probleme und Fehler ausbügeln. Das funktionierte im Test ohne Komplikationen.

Die App des Roborock S6.
Über die Xiaomi Mi Home App sind detaillierte Einstellungen möglich. Screenshots by Jonas Haller

Kehrseite der Medaille ist die fragwürdige Datensammelwut der Chinesen. Mit dem ersten Starten und den ersten Metern sendet das digitale Helferlein allerhand Informationen an den unternehmenseigenen Server. Komplette Wohnquerschnitte landen beim Hersteller – wenn auch ohne Fotos. Was dann dort mit den sensiblen Informationen passiert, ist ungewiss.

Orientierung des Eufy RoboVac 11S Max verbesserungswürdig

Darüber müssen sich Käufer des Eufy RoboVac 11S Max keine Sorgen machen. Seine Intelligenz befindet sich im Gerät selbst. Er lässt sich lediglich per Offline-Fernbedienung dirigieren. Das heißt, der Saugroboter fährt den Raum nach dem Chaos-Prinzip ab. Ein Algorithmus berechnet anhand der Sensordaten die Route. Dabei vernachlässigt er besonders in größeren Wohnungen schon einmal die ein oder andere Ecke.

Die Unterseite des Eufy RoboVac 11S Max
Der Eufy RoboVac 11S Max besitzt zwei zuführende Bürsten. Image by Jonas Haller

Dafür besitzt der 11S Max eine erhöhte Saugkraft, die Saugqualität ist auf sehr hohem Niveau. Selbst kleine Steinchen entfernt das Gadget ohne mit der sprichwörtlichen Wimper zu zucken. Dass der Eufy-Saugroboter nicht wirklich smart ist, merkt man dann spätestens beim Aufsuchen der Basisstation. Im Test fand er nur nach jedem vierten Durchgang seinen Stromgeber.

Xiaomi Roborock S6 wischt optional die Wohnung

Deutlich akribischer und detaillierter geht der teure Roborock-Sauger zu Werke. Er reinigt dank des Lasersystems und der intelligenten Software systematisch und komplett. Raum für Raum dreht der Roborock S6 seine Runden und vernachlässigt keinen Krümel. Für ungewollt vergossene Getränke bietet das Gadget zudem eine praktische Wischfunktion. Zum Lieferumfang gehören deshalb ein kleiner Tank sowie entsprechende Tücher. Das Ergebnis ist beeindruckend, manuelle Nacharbeit nur in seltenen Fällen nötig. Mit Ansage fährt der Saugroboter nach erfolgreicher Reinigung zur Ladestation. Deutlich zuverlässiger als das preiswerte Pendant.

Die Unterseite des Xiaomi Roborock S6.
Im Aufbau ähnelt sich der teure Xiaomi Roborock S6 dem preiswerten Konkurrenten. Image by Jonas Haller

Auch die Akkulaufzeit überzeugt beim Gerät der Xiaomi-Tochter: Problemlos saugt der Roborock S6 Wohnungen über 100 Quadratmeter ohne eingeschobenen Ladevorgang. Aufgehalten wird er dabei höchstens von Schwellen über 2 Zentimeter und liegen gebliebenen Kabeln und Textilien. Doch während das Premium-Modell seinen Arbeitsprozess unterbricht, saugt der Eufy RoboVac 11S Max oft unbehelligt weiter. Negativer Höhepunkt: Er fraß quasi ein Handy-Ladekabel auf – inklusive Isolierung.

Fazit: Teuer ist besser – aber nicht ganz bedenkenlos

Rein von der Saugqualität und dem Reinigungsbild steht der Sieger in diesem ungleichen Vergleich schnell fest: Der Xiaomi Roborock S6 saugt systematisch und akribisch die eigenen vier Wände. Über die App gibt das Gadget Feedback und die Steuerung ist selbsterklärend. Doch so komfortabel und gründlich das Helferlein auch zu Werke geht, so schwierig sieht es auf Seiten des Datenschutzes aus. Wenn die eigene Wohnung mit allerhand Maßen und Informationen auf Servern eines chinesischen Unternehmens landet, dann verursacht das schon ein mulmiges Gefühl.

Da ist der Eufy RoboVac 11S Max schon ein angenehmeres Gerät. Sein Nachteil der fehlenden Online-Anbindung wird so zum Vorteil. Der lokal betriebene Saugroboter sorgt für ein reines Gewissen. Das kann man allerdings von der Immobilie nicht immer behaupten. Der Saugvorgang dauert nicht nur länger, sondern ist auch weniger gründlich. Während er manche Teile des Zimmers mehrmals abfährt, fehlt die ein oder andere Ecke komplett. Hinzu kommen die Probleme die Basisstation zu finden. Das preiswerte Modell wirkt oft wie das helfende Kind, dass aber doch an die Hand genommen werden will. Positiv sind allerdings lokale Reinigungsoptionen, bei denen der Eufy RoboVac 11S Max in Spiralenform örtliche Unreinheiten behebt.

Obwohl der Xiaomi Roborock S6 mit geschlagenen 529 Euro und einer datenschutzrechtlich fragwürdigen Technik daherkommt, ist er Sieger in diesem Vergleichstest. Wer eine kleine, kompakte Wohnung ohne verwinkelte Ecken sein Eigen nennt sowie auf Online-Features verzichten kann und will, ist aber auch beim billigeren Eufy RoboVac 11S Max (229 Euro) gut aufgehoben.

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Images by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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