Wer anonym auftreten will im Netz, dem wird es zuweilen schwer gemacht. Ausgrenzung ist nicht selten das Ergebnis.
Dass man auf Facebook nur mit seinem Klarnamen auftreten darf, bekommt man direkt beim Registrierungsprozess mitgeteilt. Dass viele Nutzer dies dennoch nicht tun, ist dem sozialen Netzwerk immer mehr ein Dorn im Auge und führt bisweilen zu Sperrungen und Löschungen von Accounts. Einem befreundeten Nutzer ist dies nun passiert.
Unter dem Namen „Lars R-punktpunktpunkt“ ist mein guter Freund, nennen wir ihn doch einfach mal passenderweise „Lars“, Facebook gestern auf den Leim gegangen. Ziemlich empört hat er sich bei mir gemeldet und von seiner Misere erzählt, dass Facebook sein Konto auf Eis gelegt hätte und man von ihm verlangt, sich mit seinem Ausweis bei dem Support zu verifizieren. Lars wusste natürlich nicht mehr, dass er in der Pflicht steht, laut Unternehmens-AGBs in dem Netzwerk mit seinem Klarnamen aufzutreten bzw. konnte das Ausmaß einer Verweigerung dessen nicht richtig beurteilen und hat sich irgendwann entschieden doch lieber mit einem Pseudonym aufzutreten. Gesagt, getan. Lange Zeit ging es gut und gestern kam nun die Quittung dafür. Er bat um einen Rat, jedoch konnte ich ihm keinen eindeutigen Tipp geben. Ist die Causa Klarnamenpflicht vs. Pseudonyme doch für viele nicht so einfach zu klären. Und eine Lösung des Problems steht eigentlich schon seit langer Zeit aus.
Man kann das Thema durchaus als eine „never ending story“ betiteln. Denn sie tritt in regelmäßigen Abständen erneut in die Wahrnehmung der Beobachter. Zuletzt – zumindest in meiner Erinnerung – als das Netzwerk versuchte anhand der Nutzer herauszufinden, ob deren Freunde tatsächlich mit dem richtigen Namen angemeldet wären. Die Frage ganz simpel in Form eines Pop-ups war: „Ist dies der Name deines Freundes?“. Schnell ging der Nimbus vom „Stasibook“ herum.
Facebook hat tatsächlich ein großes Problem mit dieser Manier der Anonymität. Zuletzt hat das Zuckerberg-Imperium zugeben müssen, dass weltweit über 42 Millionen Nutzer mit einem Pseudonym unterwegs sind. In Anbetracht der Umstände, dass das komplette Geschäftsmodell auf Werbung basiert und nur qualitative Daten für Werber interessant sind, kann man von ausgehen, dass Facebook alles tun wird, um auch diese Account-Inhaber zur Einhaltung der Netzwerk-Gesetze zu zwingen. Und sei es durch die Androhung der Sperrung.
Die Debatte ist jedoch viel komplexer. Hinter dem Ärgernis der Nutzer steht nämlich zudem auch eine hochpolitische Diskussion. Tritt eine Klarnamenpflicht die Grundrechte der Menschen mit Füßen? Oder ist ein Recht auf Pseudonyme gleichbleibend zu behandeln mit einem Risikofaktor für die Sicherheit in den Netzwerken und darüber hinaus auch im öffentlichen Leben?
Netzaktivisten meinen, eine gesetzliche Pflicht im Internet mit dem eigenen Namen auftreten zu müssen, würde zum einen die Persönlichkeitsrechte der Nutzer verletzen und wäre nur ein weiterer Schritt in Richtung eines totalitären Überwachungssystems. Politiker, überwiegend aus konservativer Richtung, meinen hingegen eine Klarnamenpflicht mit Verweis auf Terroristen wie Anders Breivik unterstützen zu müssen. Dieser hat seine Taten unter einem Pseudonym im Netz lange Zeit geplant und streckenweise auch vorausgesagt. Ob eine Klarnamenpflicht, die Anschläge verhindert hätte, wage ich zwar zu bezweifeln, aber viele sehen indes nun einmal eine Präventivmaßnahme.
Mein Tipp für diejenigen, die Lars seiner Entscheidung nahe stehen, seinen Ärger jedoch nicht teilen wollen? Augen auf beim Pseudonyme wählen. Sonderzeichen darin sind eher unwahrscheinlich. Und Buchstabenkombinationen die an die Seriennummer eines DVD-Players erinnern ebenfalls. Das Ganze wird nun einmal maschinell gefiltert und wäre Lars vielleicht unter „Lars Vegas“ aufgetreten, hätte das Ganze bestimmt anders ausgehen können und wäre mindestens genauso witzig gewesen.
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Schlagwörter: Account, debatte, facebook, Klarnamenpflicht, Löschung, Pseudonyme
3 comments
Mich hat es jetzt auch erwischt und zwar bei google plus. Hatte ich mir doch extra ein google+ konto zugelegt, weil laut diversen Berichten im Netz die Klarnamenpflicht dort abgeschafft worden ist ; Wochenlang dachte ich mir ergo auch nichts weiter dabei und freundete mich auf g+ mit netten Leuten an, kommentierte Artikel und postete Fotos.
.. so bekomme ich gestern eine email , die mir sagt mein Name sei „kein Personenname“.. Ich könnte dieses „Problem“ beheben oder eben gehen..
Ich bin ein Mensch mit unzähligen Interessen – darunter viele seriöse, aber eben auch die ein oder anderen „perversen“,“seltsamen“ oder „befremdlichen“ – ergo möchte ich ganz eindeutig nicht mit meinem echten Namen ( der sowieso recht einmalig ist ) nebst Passfoto all das in die social-Network-Welt hinausposaunen..
Das System mit den Kreisen bei g+ kam mir ganz passabel vor, filtern zu können, wer meiner Fans was von mir zu sehen bekommt.
Nunja.. ich frage mich, ob man nicht die Nutzer abstimmen lassen sollte – denn meine “ Circler “ hat mein Pseudo nie gestört!
( per Android sprachdiktat, sorry für Typos )