Im Interview stellt die Reisebloggerin Petra Haubner das Prinzip Fair Travelling vor und wie man nachhaltig auf Reisen gehen kann. Vor allem über die Reiseblogs wird weltweit das Thema Fair Travelling eindrucksvoll bewusst gemacht und mit persönlichen Geschichten den umsichtig Reisenden nahegebracht. Es geht um ökologisches Bewusstsein, um Respekt für das Gastland und um lokale Authentizität. Noch ist es nicht Standard, dass Reiseveranstalter und Touristen sich versiert verantwortungsvoll auf dem Erdball bewegen. Bloggerinnen wie Petra Haubner sind wichtige Vermittler für den aktuellen Trend. Im Interview berichtet die Journalistin und Moderatorin über ihre Erfahrungen.
Wolfgang Macht (WM): Hallo Petra! Du kommst gerade von einer 180-Tage-um-die-Welt-Reise zurück. Bist du zufrieden mit deiner persönlichen Performance als Green-Traveller?
Petra Haubner (PH): Zufrieden beim Thema Nachhaltigkeit bin ich selten mit meiner Performance. Es geht immer noch mehr. Aber wenn ich die Kritik mal beiseite lege und mir das große Ganze ansehe, dann kann ich sagen, dass es oft gar nicht so schwer war eine grüne Alternative zu finden. Die Reise hat mir wieder einmal gezeigt, dass wir Verbraucher es uns oft zu leicht machen bei unseren Kaufentscheidungen. Wie oft höre ich, dass ökologisch reisen oder einkaufen ja ach so schwer umzusetzen sei und deswegen könne man ja auch gleich das Billigangebot von nebenan nehmen. Ich kann sagen: Alles Quatsch! Und ein bisschen die billige Ausrede sich nicht mit den Angeboten auseinanderzusetzen. Die gute Nachricht also an alle Kunden da draussen: Mit ein bisschen Recherche und Mühe, gibt es viel öfter die Möglichkeit grün zu reisen als die meisten glauben.
WM: Die guten Absichten des Fair Travelling beschreiben Begriffe wie verantwortungsvoll, ökologisch, artgerecht und local-friendly. Welche davon sind dir besonders wichtig?
PH: Mir sind artgerecht und local-friendly besonders nahe. Ich habe ein Herz für Tiere und würde mir sehr wünschen, dass die Reisenden und auch die Reisebranche viel mehr auf Tierschutz achten würden. Wir Kunden haben die Macht, indem wir die Angebote boykottieren, die nicht artgerecht sind. Wir müssen sie nur endlich nutzen und ein bisschen nachdenken, bevor wir begeistert auf das arme Wüstenkamel oder den putzigen Elefanten am Tempel zu steigen. Versteht mich nicht falsch, es gibt auch tolle Kameltouren oder Elefantencamps. Die sind einfach teurer und man muss – again – wieder ein bisschen recherchieren, um sie zu finden. Aber das ist es wert. Für die Tiere und für jeden einzelnen Urlauber. Weil das Erlebnis ein ganz anderes ist. Wem also die Tiere leider egal sein sollten, der kann ja wenigstens aus Egoismus auf die schlechten Angebote verzichten.
WM: Wie entdeckst du Land und Leute anders seit du als Fair Traveller unterwegs bist?
PH: Ich lerne die Menschen in den Reiseländern besser kennen, ich reise individueller, ich lerne mehr über die Kultur vor Ort und ich erlebe faszinierendere Abenteuer.
WM: Wer sich besonders verantwortungsvoll auf Reisen begibt, muss sich mit ein paar extra Vorbereitung befassen. Hast du ein paar Tipps?
PH: Recherche! Recherche! Recherche! Ich buche nie über Reisebüros, weil die meist die Pauschalangebote der großen Reiseanbieter haben. Ich suche mir die Orte und Übernachtungsmöglichkeiten selbst über Internet und Empfehlungen, manchmal auch vor Ort. Allerdings gibt es bei den digitalen Reiseanbietern, auch immer mehr Ökohotels im Angebot. Das kann hilfreich sein. Für alle die nicht gerne zusammenrecherchieren, gibt es zumindest ein paar Reiseanbieter, die ökologische Angebote und Hotels in ihrem Portfolio haben. Wir haben tolle Erfahrungen mit Greenpearls.com gemacht. Toll finde ich auch forumandersreisen.de. Da gibt es einige. Und ich kann AirBnB für Großstädte sehr empfehlen. Als Alternative zu den riesigen Hotelkästen, ist es eine persönliche Bed-and-Breakfast-Alternative. Mehr Vorbereitung braucht es nicht. Reisen ist Reisen. Frau braucht Kleider, einen Koffer oder einen Rucksack – der Gold wert sein kann, wenn man die oft individuelleren Reiserouten auf der Suche nach Nachhaltigkeit nimmt – und das Internet.
WM: Gibt es ein Netzwerk aus Green-Bloggern?
PH: Es gibt einige Green Blogger, von Vegan bis Green Fashion. Und es werden immer mehr. Das finde ich toll. Ich kenne kein großes Netzwerk, das alle unter sich vereint. Wenn es eines gibt: dann gerne her mit der Information. Ich kenne einige, weil man untereinander vernetzt ist und sich gegenseitig liest.
WM: Findest du dass Blogs und Social Media für das Thema „Fair Lifestyle“ ein entscheidender Meinungsmacher sind, um das Thema stärker bewusst zu machen?
PH: Absolut. Über Blogs und Social Media können spannende Projekte, Gedanken und Themen zu den Menschen kommen. Ganz wichtig sind bei diesem Thema aber auch die klassischen Medien, die eine Meinungsmacht haben und sie viel mehr nutzen sollten.
WM: Wirst du als Bloggerin von anderen Medien und von der Tourismusindustrie angesprochen?
PH: Immer wieder. Mehr aber tatsächlich von Labels und Unternehmen, die die Welt besser machen wollen, auf uns stoßen und mit uns, also Hollightly.de, zusammenarbeiten wollen. Ich glaube, dass das Thema Nachhaltigkeit noch nicht genug in den Medien angekommen ist. Ich würde mir wünschen, dass sich das noch verstärkt. Wir müssen an unserer Art zu konsumieren und unserem Lifestyle endlich ein bisschen drehen. Wir haben nur eine Welt und es wäre schön, wenn es sie in hundert Jahren immer noch genauso gibt.
WM: Vielen Dank für das Interview.
Teaser & Image (adapted) by hollightly.de
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Schlagwörter: blog, Bloggerin, Fair Travelling, Interview, Nachhaltigkeit, Petra Haubner, Reisen, Tourismus
4 comments
Super Artikel! Ich finde das so wichtig. bei Fernreisen buche ich nur noch bei Anbietern, denen Nachhaltigkeit und Umweltschutz am Herzen liegen. Wenn es in Deutschland auf Tour gehen soll, fahre ich lieber mit der Bahn. Aber auch unser Busunternehmen aus Bielefeld (http://www.strakeljahn-reisen.de/) hat aufgerüstete Busse, die wenig Schadstoffe ausstoßen und auch er versucht, die Busse voll zu bekommen und so Leerfahrten zu vermeiden. Das finde ich auch klasse. Da findet man oft auch gute Schnäppchen, da er Restplätze günstig anbietet.