Nun ist es also passiert. All diejenigen, die ihr Geld damit verdienen, dass ihnen Tausende und Abertausende unter anderem bei Google+ folgen, haben anläßlich eines veritablen Fehlers rund um das neue Google Events eine neue Erkenntnis gehabt. Das Verbinden von Google+ mit allen anderen Google-Diensten birgt Schadpotenzial. Aber es geht noch weiter: Wäre Social Media wirklich n:n, dann würden nicht nur Linus Torvalds und Robert Scoble total abdrehen und Letzterer wahrscheinlich sogar täglich seine Fassung verlieren.
Was war passiert? Google hatte die Events von Tausenden unbedarfter Google Calendar-Nutzer einfach in alle anderen Calendars eingetragen, also Hunderte Veranstaltungen, Dates und Meetings tauchten bei den viel gefolgten Webkoryphäen im Kalender auf und zwar per default. Man kann das zwar abstellen in den Einstellungen. Aber auch die Nutzer hätten sich vorher Gedanken machen können, ob die gesamte Öffentlichkeit all diese Verabredungen und Events mitbekommen muss.
Anders als das in den Powerpoint-Folien gerade der großkopferten Follower-Millionäre steht, ist das Ablösen der klassischen Sender-Funktion der Verlage und Sender (1:n), also einer sendet und viele empfangen, nicht unbedingt im Netz realisiert. Es ist eher (n-m:n-p), also einige senden an einige. Nur wenn man an viel mehr als an einige senden will, also die Verlage ein Stück weit ablösen wollte, und dafür viel Selbstmarketing auf sich nahm, nur dann hat man den Fehler von Google schmerzlich gespürt.
Was also ist die Lehre aus dem Husarenstück, dass sich einige gerade leisten, indem sie auf Google rumhacken? Wer sich abhängig macht von kostenlosen Diensten, der muss geneauso mit Willkür rechnen wie tausende Firmen, die sich täglich mit abenteuerlichen Updates bei SAP, Microsoft oder IBMs Lösungen „anfreunden“ müssten. Und die haben auch noch sündhaft teure Lizenzen bezahlt und müssen dem schlechten Geld noch schlechteres hinterher werfen, um Berater ins Haus zu holen, die die schlimmsten Probleme umgehend beseitigen. Denn sonst gehen ganze Firmen nicht mehr rund, wenn überhaupt etwas funktioniert. Da ist ein kostenfreier Kalender, der kurzzeitig mit unbedeutendem Mist gefüllt ist, eher ein Anlass zum Nachdenken, ob es wirklich so schlau war, den Gewerkschaften mithilfe von Software ein Schnippchen zu schlagen. Denn nun sind alle in Geiselhaft der Features, die Softwarefirmen und Web-Service-Anbieter als default- Standard deklarieren. Es wird Zeit zu erkennen, dass Software und darauf basierende Dienste große Teile der Zivilisation steuern und kontrollieren. Leider nur sind diese existenziellen Dienste nicht unter der Kontrolle unabhängiger Stellen, sodass es wohl noch häufiger zu „Pannen“ kommen wird, die vermeidbar wären, würden gewissen Grundsätze zugrunde gelegt für basale Datenstrukturen und darauf aufbauende Anwendungen. Das ist übrigens kein Kulturpessimismus, das ist Technikpessimismus. Denn es könnte sein, dass manche Dienste, die mit Software realisiert werden, den weitaus größten Teil ihrer Funktionen verschleiern…
Foto:Xenia
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Schlagwörter: Datenschutz, events, google, kontrolle, Standard