Football Manager 2020 – Preview

Ich schaue auf die Uhr und mir wird bewusst, dass ich mir vor Stunden vorgenommen hatte, nicht erneut die ganze Nacht Football Manager zu spielen. Egal. Das Team steht nicht gut da und ich kann nicht nach einer Niederlage schlafen gehen. Bald ist Winterpause und bis dahin werde ich den Club wieder stabilisieren. Muss ich die Taktik umstellen oder vertraue ich darauf, dass die Mannschaft meine Vorgaben allmählich verinnerlicht hat? Die Spieler sind verunsichert. Bedarf es Strenge oder Fürsorge? Ich brauche mehr Geld für Transfers im Winter, schließlich hat sich mein bester Torschütze verletzt. Es gibt so viel zu tun und ich hab nicht genug Zeit.

Ich glaube, dass fast jeder Mensch jemanden kennt, der den Fußball etwas zu ernst nimmt und seine gesamte Gefühlslage vom Abschneiden seines Clubs abhängig macht. Ich bin einer dieser Menschen und kann dies nicht mehr ändern. Der Zustand ist Fluch und Segen zugleich und lässt mich Wochenende für Wochenende Höhen und Tiefen durchleben. Zwischen den Spieltagen beschäftige ich mich mit Spielerstatistiken, Transfergerüchten und Taktik. Ich bin fußballverrückt.

Man stelle sich vor, dass ein Spiel existiert, das all dies in sich vereint. Das Entwicklerstudio Sports Interactive hat es geschafft und den Fußballkosmos mit all seiner Komplexität in einem Videospiel nachzubilden. Endlich kann ich selbst Einfluss auf die Fußballwelt nehmen und muss nicht mehr vor dem Fernseher meine Halbweisheiten kundtun. Ab sofort liegt es in der eigenen Hand und ich kann all das angehäufte Wissen loswerden. Am 19. November erscheint der neue Teil der Reihe und ich kann es kaum erwarten loszulegen.

Das Leistungszentrum holt das Optimum aus deinen Jugendspielern heraus

Die Simulation vom englischen Entwicklerstudio und Publisher Sega fährt in Deutschland in ruhigen Fahrgewässern. Die Konkurrenz von EA brachte 2013 sein letztes Gegenstück heraus. Auf Grund von Exklusivrechten zwischen EA und der DFL durfte Sega seinen Teil nicht in Deutschland vertreiben. Dies hatte 2018 sein Ende und mit Football Manager 2020 erscheint die nächste Version für den deutschen Markt. Es wird also Zeit ein Blick auf die Neuerungen zu werfen!

Das Leistungszentrum ist eine der Neuerungen, die sich sehr vielversprechend anhört. Das Prinzip des Nachwuchsleistungszentrums findet im modernen Fußball schon länger Anwendung und wird nun auch im Football Manager umgesetzt. Ab sofort wird es möglich sein alle Talente des Clubs auf einmal im Blick zu behalten. Potenzielle Starspieler und Toptalente werden hervorgehoben und man muss sich nicht mehr durch alle Spieler der Jugendmannschaft klicken, um talentierte Spieler zu finden. Dies spart nicht nur Zeit, sondern macht die langfristige Planung mit Talenten bedeutend einfacher. Schließlich erhält man von seinen Mitarbeitern Feedback zu Spielern, die von Leihen profitieren würden.

Die Einführung des Technischen Direktors führt dazu, dass die unterschiedlichen Sparten des Fußballclubs in einem Posten zusammengeführt werden. Der Technische Direktor setzt sich mit dem Potential der Mitarbeiter auseinander und versucht das Optimum herauszuholen. Eine nette Idee, wie stark der Einfluss der neuen Rolle auf den Ausgang der Saison ist bleibt abzuwarten.

Halte die Vereinsstrategie ein, sonst wirst du gefeuert!

In den allermeisten Fällen spielen die Fans von Football Manager nur einzelne Spielstände. In diese wird allerdings sehr viel Zeit investiert. Der neue Teil macht sich dies zu nutze, indem der Vorstand einen Fünfjahresplan aufstellt. Angenommen ihr managt den HSV. Der Vorstand erwartet in der ersten Saison den Aufstieg in die erste Bundesliga. In der zweiten Saison hofft man sich in dieser halten zu können. Die Ansprüche für die dritte Saison steigen ebenfalls an und so fordert der Vorstand die Etablierung im Mittelfeld. Dies vollstreckt sich bis ins Unendliche und somit wird man fortlaufend gefordert.

Der eigene Platz in der Tabelle stellt allerdings nur eine Variable in der Berechnung des Erfolgs dar. Schließlich bewertet das Präsidium auch die getätigten Transfers, die Finanzen oder die Talentschmiede. Je nach dem, wie man sich in den verschiedenen Bereichen schlägt, hat das einen Einfluss auf das Vertrauen in den Manager. Da jeder Verein eine andere Philosophie besitzt, soll die Spielerfahrung zwischen einem Topclub und einem Provinzverein starke Unterschiede haben.

Langfristige Planung wird ab sofort vorrausgesetzt

Zeige neuen Spielern ihren zukünftigen Karriereweg auf

Offenbar haben sich die Entwickler länger mit der Thematik auseinandergesetzt, dass die Spieler ihre Spielstände über längere Zeiten strecken. Neben der Vereinsstrategie, welche den Langzeitspaßfaktor erhöhen soll, wurde die Spielerentwicklung überarbeitet. Die langfristige Planung des Vereins, seiner Mitarbeiter und Spieler steht dieses Jahr im Vordergrund.

Beispielsweise ist es ab sofort möglich, neuen Spielern bei Vertragsverhandlungen ihre gegenwärtige und zukünftige Rolle mitzuteilen. Demnach kann man dem Ersatztorwart mitteilen, dass er in der ersten Saison kaum Spielzeit erhalten wird und in der zweiten und dritten Saison als Pokaltorwart eingeplant wird. Akzeptiert der Spieler seine Rolle, wird seine Moral anhand dieses Versprechens gemessen. Bricht man das Versprechen, sinkt das Vertrauen in den Manager.

Somit lässt sich eine neue Form der Kaderstruktur erstellen und mit etwas Organisationsgeschick bleibt das Mannschaftsgefüge über mehrere Saison intakt. Das Ablösen des Kapitäns oder des Stammtorwarts soll mittlerweile durchgeplant sein. Ein Aspekt, der im Profifußball der Realität mehr und mehr durchdringt.

Plane die Karrieren deiner Spieler bis ins kleinste Detail vorraus

Football Manager – grafisch leider noch nicht in der Gegenwart angekommen

Die Grafik des Spiels ist leider noch immer weit von einer Abbildung der Realität entfernt. FIFA und PES-Spieler werden wohl beim erstmaligen bestaunen der Grafik erschrecken. Als Manager hat man außer Änderungen in der Taktik eh keine Möglichkeit der Einflussnahme auf das Spielgeschehen, weil man die einzelnen Spieler nicht steuern kann. Viel mehr verfolgt man das Spiel von der Tribüne des Stadions aus und muss sich mit der stümperhaften Grafik zufrieden geben.

Das Entwicklerstudio hat jedoch die menschlichen Modelle für Manager und Spieler überarbeitet. Diese sehen nun weniger wie Puppen aus, was das Spiel etwas lebendiger wirken lässt. Zusätzlich wurden die Spielfelder überarbeitet und man soll einen Unterschied der Wetterbedingungen spürbar merken können. Letztendlich wurde in dieser Hinsicht aber zu wenig getan, auch weil es so viel Luft nach oben gibt und man als Spieler von Sportspielen gewisse Standards gewöhnt ist.

Die Spielfelder wurden überarbeitet, dennoch ist die Grafik noch immer der schächste Faktor der Reihe

Was dürfen wir vom neuen Football Manager erwarten?

Das Entwicklerstudio weiß, dass das Spiel nicht von seiner Grafik lebt, sondern von der hohen Spieltiefe und dem Langzeitfaktor. Diesen Aspekten wird mit den Neuerungen der Vereinsstrategie oder des Spieler-Pfads weitere Beachtung geschenkt. Inwiefern diese das Spiel auf den Kopf stellen oder um weitere Funktionen erweitern bleibt abzuwarten. Das Spiel wird sowohl für Mac als auch PC spielbar sein und gehört zu den Launch-Titeln von Google-Stadia.

Als Fan des Fußballs muss ich abermals betonen, dass die Entwickler erneut wichtige Aspekte des Profifußballs in ihr Spiel eingebaut haben. Das Geschäft ist sowohl schnelllebig, als auch langfristig durchgeplant. Als Spieler müssen wir gegenwärtig und zukünftig denken, was einen auch mal überfordern kann. Ab und zu schafft man es, dass alle Zahnräder in einander greifen und die intensive Planung seine Früchte abwirft. Dies sind die Momente, die gute Simulationen auszeichnen und Football Manager gehört meiner Meinung nach dazu.


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studiert Politik- und Kommunikationswissenschaft. Die amerikanische Podcastwelt hat ihn in seinen Bann gezogen, wodurch er immer wieder auf neue interessante Trends, Gesichter und Themen stößt. Zudem ist er leidenschaftlicher Zocker und gerne auf Twitch unterwegs.


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