„Gefährliches Halbwissen“: Neue Radiosendung startet

Ob Anfänger oder Erfahrener: Für Musiker und Kreativschaffende gibt es zahlreiche Rechtsfragen. Das neue Format will „Gefährliches Halbwissen“ will diese nun kompetent beantworten. Bei Themen wie GEMA, Bildverwertung oder Sampling entstehen für alle in der Musik-, Medien- und Kreativwirtschaft Tätigen immer zahlreiche Fragen und Probleme – selbst bei prominenten „Hauptprogrammvertreter“ wie jüngst Jan Böhmermann. Zahlreiche Blogs und Foren versuchen zwar wiederum darauf Antworten zu geben, doch diese fallen für ein und das selbe Probleme nicht selten überraschend unterschiedlich aus. „Gefährliches Halbwissen“ grassiert laut dem Online-Radio und Webmagazin BLN.FM und dem Music Pool Berlin, die in einer gleichnamigen Sendung mit Fachanwälten und Experten klare, fundierte Antworten geben wollen.

Über zwei Wochen ist es her, dass der TV-Moderator Jan Böhmermann zum Internationalen Jogginghosentag das berühmte Foto des frisch eingenässten und hitlergrüßenden Harald Ewert auf Twitter postete. Fotograf Martin Langer hatte es 1992 am Rande des Pogroms gegen das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen gemacht. Die Nutzungsrechte am Bild hatte er Böhmermann allerdings nie gewährt oder gar allgemein freigegeben. Die Debatte über die folgende Abmahnung, den dabei ermittelten Streitwert und die Aktualität der deutschen Gesetzgebung ist bis heute nicht verebbt. Folgerichtig soll das Thema auch neben vielen anderen beim Auftakt der neuen Radiosendung „Gefährliches Halbwissen“ am Montag, ab 20 Uhr, besprochen werden.

Der Fehler liegt bei Böhmermann. Es gibt eine ganz konkrete Rechtslage„, erklärt Moderator Tim Thaler. Der Gründer von BLN.FM will diese dann live rund um „Bildrechte, Retweeten, Facebook, Zwischenspeichern und Bildersuche“ genauer erörtern, Tipps geben, wie man den Streitwert senken kann, und warum die Anwendung des „Hamburger Modells“ ratsam wäre. Das alles wird Teil des ersten Themen- und somit Sendungsschwerpunkts zu den Grundlagen von Urheberrecht, Leistungsschutzrechten sowie den Funktionen von GEMA und Musikverlagen sein.

Kurz, knapp, logisch„, gibt Thaler den Anspruch an die Aufarbeitung in „Gefährliches Halbwissen“ aus. Als erfahrener Dozent – u.a. an der SHR Hochschule der populären Künste und dem SAE Institute (School of Audio Engineering) – wird er immer wieder mit dem titelgebenden Phänomen konfrontiert und sieht sich in der Rolle des Moderators als Brückenbauer zwischen Experten und Hörer. Zu Ersteren gehört Fachanwalt Marco Erler von der Kanzlei Lausen Rechtsanwälte, die auch die GEMA juristisch vertreten. An folgenden Ausgaben sollen dann etwa für den VUT – Verband unabhängiger Musikunternehmen tätige Juristen teilnehmen.

Das Studioteam komplettieren dabei wechselnde Experten des Music Pool Berlin. Der Music Pool ist ein Zusammenschluss des Netzwerks und Veranstalters all2gethernow mit der Clubkommision Berlin e.V. und der noisy Academy, einer Musikschule und Ort professioneller Weiterbildung mit Fokus auf digitale Musikproduktion bzw. elektronische Musik. Ihr Leiter, Robert Witoschek, hatte BLN.FM und den Music Pool Berlin für die Sendung zusammengebracht. Nun soll gemeinsam einmal im Monat Abhilfe bei den zahlreichen Probleme, die aus der „Demokratisierung der Musikwirtschaft“ durch Digitalisierung entstanden sind, geschaffen werden, so Witoschek: „Wir wollen mit Unwissen aufräumen, Verunsicherung beseitigen und – anders als an Lehrpläne gebundene Bildungseinrichtungen – tagesaktuell Themen anbieten und auf Veränderungen eingehen.“

Neben konkreten Rechtsfragen sollen auch Felder wie Unternehmensgründung, Identitätsfindung, oder aber Was tun? bei auslaufenden Verträgen für „Musiker, Festival- oder Agenturgründer, Musik-App-Entwickler, Djs“ in den nächsten Monaten aufgegriffen werden. Neben der Erfahrung und Glaubwürdigkeit aus jahrelanger Beratung, Bildungs- und Förderungsarbeit vor Ort bringe man dabei auch ein „Verständnis für die Perspektive des Musikers“ mit ins Radio. Das Beispiel Böhmermann vs. Langer etwa überführt Tim Thaler in das Umfeld der Zielgruppe von „Gefährliches Halbwissen“: „Nehmen wir einen jungen Audioproduzenten, der sich selbst vermarkten möchte und nun eine Facebook-Seite aufmacht und dafür Bilder von den Bands nutzt, deren Musik er abgemischt hat. Hat er überhaupt vom Fotografen, der die Rechte an den Bildern besitzt, die Rechte bzw. Freigabe, sich damit selbst zu vermarkten?

Die redaktionelle Gestaltung der auch mit Musik ergänzten Sendung wird dabei von den Hörern mitbestimmt, wie Kathi Zegers vom Music Pool betont: „Die Hörer haben die Möglichkeit, vor – und sogar während jeder – Sendung Fragen zu stellen. Je nachdem, welche Schwerpunkte dabei entstehen, werden wir dann auch entsprechende Experten aus unserem Pool in die jeweilige Sendung holen.“ Unter 030 69202098 oder per Mail an halbwissen@bln.fm erreicht man das Team. Zudem wird aus den einzelnen Ausgaben ein On-demand-Soundcloud-Archiv entstehen, auf das jeder Zeit zurückgegriffen werden kann. Und das dann hoffentlich ohne Verwirrung:

Es gibt viele sogenannte Rechtsexperten und genauso viele Meinungen„, findet Tim Thaler. „Wenn man aber mit Fachanwälten für die GEMA oder dergleichen redet, gibt es in fast allen Fällen immer nur eine klare Lösung. Und selbst der schwierigste Fall sollte uns nicht aus der Bahn werfen.“ Kann eine live gestellte Frage doch einmal nicht sofort im Studio geklärt werden, will man mithilfe eines entsprechenden Fachanwalts bis zur nächsten Sendung von „Gefährliches Halbwissen“ in jedem Fall die passende Antwort finden.

Die Sen­dung star­tet am Mon­tag, den 2. Februar 2015, um 20 Uhr auf BLN.FM.


Image (adapted) „Kopfhörer“ by Unsplash (CC0 Public Domain)

schreibt als freier Journalist vor allem über Kultur und Gesellschaft im Angesicht der Digitalisierung.


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