Gigaset GS370 plus im Test: Erschwingliches Mittelklasse-Modell für Einsteiger

Schlichtes mattes Design, ein großes Display, ein Fingerabdrucksensor auf der Rückseite und eine Dual-Kamera, die einiges verspricht: Das Gigaset GS370 plus bietet auf den ersten Eindruck einen für derzeitige Android-Smartphones im Mittelklasse-Segment gewohnten Anblick. Doch wie schlägt sich das Flaggschiff des deutschen Herstellers Gigaset? Ich habe das GS370 in der Plus-Variante für euch getestet.

Fast schon ein Schnäppchen: Das kostet das Gigaset GS370 plus

Den größten Vorteil möchte ich gleich vorne weg nehmen – und der ist beim Gigaset GS370 plus unangefochten der Preis: Für gerade einmal 299,00 Euro könnt ihr das Mittelklasse-Smartphone beim Hersteller mit 64 GB internem Flash-Speicher ergattern. Gerade einmal 20 Euro mehr als die einfache Variante des Gigaset GS370. Dabei hat das Plus-Modell, wie es häufig bei anderen Smartphone-Herstellern der Fall ist, nichts mit der Größe des Smartphones zu tun. Der Vorteil gegenüber des Gigaset GS370 ist lediglich der verdoppelte interne Speicher und ein Arbeitsspeicher von 4 GB statt 3 GB. Dabei sind beide Modelle aber auf bis zu 128 GB erweiterbar. Zudem verfügt die Plus-Variante über eine bessere Frontkamera mit 8 Megapixeln statt 5 Megapixeln und ist in zwei Farben erhältlich.

Der äußere Eindruck: Haptik, Gehäuse und Stabilität des Mittelklasse-Smartphones

Gehen wir nun einen Schritt zurück und sehen uns das Gigaset Flaggschiff von außen an: In der Hand macht das Gigaset GS370 plus eine gute Figur. Das Aluminium-Gehäuse fühlt sich angenehm an und das Gewicht des GS370 plus vermittelt einen stabilen Halt. Der An- und Ausschalter sowie die Lautstärke-Tasten befinden sich auf der rechten Seite und sind so mit dem Daumen praktisch zu bedienen. Der Fingerabdruck-Sensor ist ergonomisch gut platziert und erkennt den Abdruck eures Fingers mit einer gewissen Zuverlässigkeit. Mir ist jedoch aufgefallen, dass ich, sobald ich das Smartphone in meiner Jackentasche bei mir getragen habe, häufig „zu viele Fehlversuche“ angezeigt bekommen habe. Dabei wollte ich in diesen Momenten das Gigaset GS370 plus nicht entsperren.

Des Weiteren scheint die Oberfläche relativ kratzerresistent zu sein, da das gute Stück am Flughafen bei der Kontrolle nicht gerade wie ein Fabergé-Ei behandelt wurde. Trotzdem konnte ich bisher keinen Kratzer finden, was sehr erfreulich ist. Zudem passt es zum Versprechen, dass der Hersteller zu dem verbauten 2.5D-Glas des Displays gibt. Das Design ist schlicht und matt gehalten, was zwar nicht gerade bahnbrechend neu ist, jedoch eine zeitlose Eleganz verkörpert. Bei der Verarbeitung finde ich keine Makel, auch wenn das Smartphone des deutschen Herstellers wie zu erwarten „Made in China“ ist.

Das etwas andere Format: Das 18:9 Display des Gigaset GS370 plus

Die Besonderheit, die das Gigaset GS370 mit sich bringt, ist das HD+ IPS Panorama Display. Im 152 x 72 x 8,2 Millimeter großen Gehäuse ist ein 5,7 Zoll Display verbaut. Bei anderen Smartphones mit diesem Gehäuse-Format findet ihr meistens ein 5,2 Zoll Display. Das sorgt beim Gigaset GS370 für ein Seitenverhältnis von 18:9, was eher ungewöhnlich ist, aber so fast die ganze Vorderseite abdeckt. Jedoch reicht das HD+ Display mit 1.440 x 720 Pixeln bei dieser Größe lediglich für eine Pixeldichte von 282 ppi.

Dabei soll eine Pixeldichte erst ab 300 ppi dafür sorgen, dass ihr mit dem bloßen Auge keine einzelnen Pixel mehr erkennt. Trotzdem müsst ihr schon ganz genau hinschauen, um bei sehr kontrastreichen Abbildungen eventuell einzelne Pixel zu erkennen. Für den normalen Alltagsgebrauch ist das Display jedenfalls in Ordnung und die Größe macht es zu etwas Besonderem. Trotzdem solltet ihr beachten, dass nicht alle Bilder und Videos, wie beispielsweise auf YouTube, das Display komplett ausfüllen, da sie ein anderes Format haben.

Gigaset GS370 plus
Das 18:9 Display des Gigaset GS370 plus lässt das Smartphone randlos wirken. Image by Jessica Julia Mrzik

Das Innenleben: Android 7.0 mit Aussicht auf Upgrade

Was euch das Display beim Einschalten zeigt, ist reines Android. Ihr bekommt mit dem Gigaset GS370 plus ab Werk die Stock-Version von Android 7.0 Nougat ohne zusätzliche Apps. Das ist für mich immer erfreulich, denn so spart ihr euch lästiges Selektieren von Apps, für die ihr ohnehin keine Verwendung habt. Das Update auf Android 8.0 Oreo ist für das zweite Quartal 2018 geplant. Das Ganze läuft mit Hilfe des 1,5 Gigahertz getakteten Achtkern-Prozessor 6750T von Mediatek, den Gigaset in sein Flaggschiff verbaut hat. Wie bereits erwähnt kommt das Plus-Modell mit einem Arbeitsspeicher von 4 GB und sollte für einen flüssigen Alltagsgebrauch ausreichen.

Die Dualkamera: Ernüchterung folgt auf Vorfreude

Kommen wir zum eigentlichen Highlight und dem, was mich bei einem Smartphone-Test immer als erstes reizt: Die Kamera. Und mit dem eigentlichem Highlight, meine ich, dass es das Highlight hätte sein sollen. Hätte. Verbaut ist eine Dualkamera, die auf den ersten Blick überzeugt. Zumindest die Zahlen versprechen eine gewisse Bildqualität: Die Hauptlinse bietet eine Auflösung von 13 Megapixeln, die zweite Linse verspricht acht Megapixel und einen Aufnahmewinkel von 120 Grad. Damit könnt ihr sowohl Panorama-Aufnahmen machen als auch Hintergrundunschärfe durch einen Bokeh-Effekt erzeugen. Zudem kommt die Frontkamera des Plus-Modells mit 8 Megapixeln und bietet neben diversen Effekten unter anderem auch den bekannten Gesichtsverschönerungsmodus. Diesen kann man zum Glück auch deaktivieren, wenn man auf Natürlichkeit setzt.

Licht spielt große Rolle

Leider muss ich sagen, dass mir die Kamera in der Praxis nicht so gut gefallen hat, wie es auf dem Papier – oder Bildschirm – aussieht. Im Gegenteil: Ich hatte keinen Spaß an der Fotografie mit der Dualkamera des Gigaset GS370 plus. Einerseits finde ich die Kamera sehr langsam. Bewegungen, sowohl der Kamera als auch der Motive, werden zeitverzögert angezeigt. Nur nicht im Portraits-Modus, wie ich festgestellt habe. Bei Tageslicht lassen sich zwar teils sehr gut aussehende Bilder knipsen. Aber gerade bei Nacht und künstlichem Licht zeigt die Dualkamera des Gigaset Smartphones seine Schwächen: Die Bilder wirken sehr grobkörnig, teils verwackelt und die Abstimmung des Lichts lässt deutlich zu wünschen übrig. Ich brauchte sehr oft mehrere Anläufe – manchmal auch bei Tageslicht – um einen guten oder zumindest annehmbaren Schuss hinzubekommen. Von dem Phase Detection Auto Focus, der für „zuverlässig scharfe“ Motive sorgen soll, habe ich leider wenig gemerkt.

Reicht für privates Geknipse

Das einzige, was mir bei der Dualkamera gut gefallen hat, ist die Weitwinkel-Funktion, die sich schnell ein- und ausschalten lässt. So bekommt man auch bei wenig Platz viel auf ein Bild. Leider könnt ihr in diesem Modus aber nicht manuell per Touch auf das Display einen bestimmten Gegenstand fokussieren. Der Bokeh-Modus funktioniert zudem ganz gut, auch wenn ihr hier etwas Übung an den Tag legen müsst. Besonders verwirrend finde ich die Auswahl des Bereichs, den ihr scharf dargestellt haben wollt. Manchmal berühre ich einen gewissen Punkt, scharf gestellt wird aber ein anderer. Trotzdem macht es Spaß, mit der Einstellung zu spielen, so können bei Tageslicht ganz schöne Bilder entstehen. Allgemein würde ich der Dualkamera eher einen „Reicht für privates Geknipse“-Stempel verpassen.

Akkulaufzeit – und was sonst noch wichtig ist

Zu der Akkulaufzeit kann ich auf lange Sicht nichts sagen, der Hersteller verspricht jedoch 450 Stunden Standby-Zeit. Verbaut ist ein 3000 mAh Lithium-Polymer-Akku. Ich konnte bei meinem Test des Gigaset GS370 beobachten, dass das Smartphone nach einer Nacht ohne Benutzung mit einem Restakku von ca. 10 Prozent am nächsten Morgen aus war. Dafür ist das Mittelklasse-Modell aber sehr schnell wieder komplett aufgeladen.

Mit dem „USB on the go“-Feature können externe Geräte an das Gigaset GS370 plus angeschlossen oder das Smartphone als Powerbank für andere Smartphones genutzt werden. Vielleicht hat sich der deutsche Hersteller aus diesem Grund für einen USB 2.0 Micro-B-Typ entschlossen statt auf den neueren USB Typ-C zu setzen. Der Eingang befindet sich am unteren Ende des Smartphones und ist von kleinen Löchern umgeben. Diese suggerieren euch auf den ersten Blick zwei Lautsprecher, verbaut ist jedoch nur einer, der eher etwas blechern klingt. Vertraut hier also nicht auf ein Klang-Wunder, für süße Kätzchen-Videos reicht der Lautsprecher aber aus. Apropos Sound: Die Headset-Buchse befindet sich am oberen Ende des Smartphones. Zudem findet ihr am linken Rand des Gigaset GS370 plus den Slot für Dual-SIM und MicroSD-Karte. Der Clou daran: Es handelt sich um einen 3-fach-Einschub, so finden zwei Nano-SIM-Karten und eine Micro-SDKarte Platz.

Das Fazit

Eines solltet ihr beim Gigaset GS370 plus nicht außer acht lassen: Der Preis ist unschlagbar. Für nur knapp 300 Euro bekommt ihr ein elegantes und solide wirkendes Smartphone mit ungewöhnlich großem Display. Die Handhabung ist zudem gut durchdacht und alle wichtigen Merkmale ergonomisch verbaut. Zudem besteht zukünftig die Möglichkeit, das Smartphone von Gigaset auf die aktuelle Android-Version upzudaten. Die Dualkamera und die Auflösung des Display sind zwar nicht unbedingt für Adleraugen gemacht, trotzdem ist das Mittelklasse-Modell ein gutes Smartphone besonders für Einsteiger. Auch Vielreisende können von dem 3-fach-Einschub für zwei Nano-SIM-Karten profitieren und müssen nicht gleich den Notstand ausrufen, wenn das vergleichsweise günstige Smartphone doch mal abhanden kommt.

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Images by Jessica Julia Mrzik


Jessica ist Technikjournalistin und befasst sich leidenschaftlich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Umwelt. Wenn sie nicht gerade erklären muss, was eine Technikjournalistin macht, bloggt sie über die neuesten plastikfreien Alternativen. Außerdem befasst sie sich gern mit Tech-Neuheiten und lustigen Gadgets rund ums iPhone und Co. Als Digital Native interessiert sie sich für alles, was mit Medien zu tun hat und probiert alles aus, was sie in die Finger bekommt.


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2 comments

  1. Freue mich auf ein hoffentlich gutes und preiswertes Smartphon für meinen
    geplanten Einstieg in die mit viel Respekt verbundene Smartphon-Zeit.

    Gruß von Fiffikus

  2. Bin kein Foto-Freak, daher ist aus meiner Sicht die Kamera absolut ausreichend, am Tage sowieso, aber auch in einigermaßen gut ausgeleuchteten Räumen gibt es eigentlich nichts zu beklagen. Aber wie gesagt, Ansprüche sind halt unterschiedlich.
    Ansonsten finde ich Frau Mrziks Beschreibung des Produkts ausgesprochen gelungen, ich vermag ihre Einschätzung inzwischen in nahezu in allen anderen Punkten zu teilen. Insbesondere ihre Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses, völlig richtig! Der Artikel war mir eine echte Hilfe bei der Entscheidung für ein Mittelklasse-Gerät als Weihnachtsgeschenk für einen meiner Enkel. (14 Jahre) Der im Übrigen von dem Teil ebenso angetan ist!

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