Wohl keine andere technologische Entwicklung polarisiert derzeit so stark wie die smarten digitalen Assistenten. Sie wissen dank Suchmaschinen- und Kalenderanbindung über alles und jeden Bescheid. Sie spielen die Lieblingsmusik und können das smarte Zuhause steuern. Sprachassistenten leben nicht nur in eurem Smartphone, sondern auch immer öfter in intelligenten Lautsprechern. Mit Google Home – zum Hands-On – hat einer der größten Akteure im Tech-Markt vor knapp drei Monaten sein erstes Produkt auf dem deutschen Markt eingeführt. Seitdem nutze ich das System in den eigenen vier Wänden intensiv und möchte euch über meine Erfahrungen berichten.
Schnelle Einrichtung per Smartphone
Die Einrichtung des schicken Zylinders geschieht nach dem Plug-and-Play-Prinzip. Das heißt, ihr könnt das Gadget einfach mit einer in der Nähe befindlichen Steckdose verbinden. Danach ladet ihr die „Google Home“-App herunter und nehmt den Lautsprecher darüber in Betrieb. Wichtig ist hierbei, dass ausreichend WLAN-Signal vorhanden ist. Innerhalb von wenigen Minuten ist das Gerät online und einsatzbereit. Es folgt das Kennenlernen der Stimme durch mehrmaliges Einsprechen des „Ok Google“-Befehls. Dann ist der smarte Assistent auch schon betriebsbereit.
Durch das Sprechen der Keywords „Ok Google“ oder „Hey Google“ aktiviert sich das Gadget und wartet auf weiterführende Eingaben – oder besser: Einsprachen. Eine nützliche Phrase zum Start in den Tag ist etwa die Frage „Was steht heute an?“. Dann gibt Google Home das aktuelle Wetter, die Wettervorhersage, Termine im Google Kalender, Informationen zur Verkehrslage und Nachrichten in einem Stück aus. Das funktioniert zuverlässig und semantisch in einem sehr guten Deutsch.
Zwischen Produktivität und Unterhaltung
Generell lässt sich mit dem Google Assistent der Alltag spürbar erleichtern. Fragen wie „Benötige ich heute einen Regenschirm?“ oder „Wie weit ist es bis Ort X?“ und Ansagen wie „Setze Mehl auf die Einkaufsliste!“ oder „Timer auf fünf Minuten“ finden schnell einen festen Platz in meinem heimischen Tagesablauf. Selbst in großen Räumen hört das sensible Mikrofon die Sprachbefehle recht zuverlässig. Menschen mit starkem regionalem Akzent dürften anfangs allerdings so ihre Probleme haben.
Auch als Lautsprecher-Ersatz leistet Google Home einen guten Job. Dank TuneIn-Integration startet etwa bei „Spiele MDR Sputnik“ das zugehörige Radio-Programm als Internet-Stream. Wer Google Play Music, Spotify oder Deezer nutzt, kann sich direkt Interpreten, Alben oder Playlists auf Zuruf abspielen lassen. Das funktionierte im Fall von Spotify allerdings nicht immer fehlerfrei: Interpreten und Alben werden falsch verstanden oder nicht gefunden. Einfacher ist es da, direkt per Smartphone oder Tablet die Tracks über die Connect-Funktion abzuspielen.
Natürlich kann man sich auch von Google Home unterhalten lassen. So erzählt der Assistent auf Zuruf einen Witz oder einen interessanten Fakt. Selbst Empfehlungen für Filme gibt der smarte Zylinder. Dafür greift Google auf eine große Datenbank im Hintergrund zu. Auf Fragen wie „Was denke ich gerade?“ oder „Liebst du mich?“ weiß Google Home kreativ und clever zu antworten. Entscheidungsfaule Gemüter können dem Assistenten per Münzwurf die Wahl überlassen. Freestyle-Rapper freuen sich auf eine kleine aber feine Beatbox-Funktion.
Volles Potential erst mit Smart-Home-Peripherie
So richtig sinnvoll ist der Einsatz von Google Home allerdings erst mit der richtigen Geräte-Peripherie. Das sind in erster Linie die Chromecast-Produkte, die zusätzliche Lautsprecher und TV-Geräte mit Namen in das Google-Netzwerk einbinden. Per Sprache startet so auf dem Fernseh-Gerät das präferierte YouTube-Video oder Beiträge aus Mediatheken etwa der ARD oder des ZDF. Auch die Lieblingsserie auf Netflix landet per Audio-Eingabe auf dem Smart TV. Amazon Prime wird hingegen noch nicht unterstützt.
Die nächste Ausbaustufe ist das Integrieren von smarten Thermostaten, Schließsystemen oder auch Lampen. Letztere konnte ich in Form des Philips-Hue-Systems unkompliziert einbinden. Dann erschließen sich noch ganz andere Möglichkeiten. Der Befehl „Licht an!“ lässt etwa die smarten Glühlampen im Nu erstrahlen. Auch die Farben der LED-basierten Leuchtmittel verändern sich auf Zuruf. Durch die Verknüpfung mit dem jeweiligen Zimmer ist die Aktivierung auch per Sprache ortsbasiert möglich. Leider funktionierte die Eingabe nicht immer. Das ist besonders ärgerlich, wenn man nachts im Dunklen tappt.
Fazit: Google Home als Smart-Home-Zentrale nur mit Peripherie sinnvoll
Google hat mit seinem Sprachassistenten Home eine spannende, leistungsfähige Alternative zum Platzhirsch Amazon Echo auf den Markt gebracht. Für mich persönlich war es die erste längere Alltagsbegegnung mit einem solchen Gadget. Umso größer war meine Überraschung, wie schnell ich mich an die neuen Funktionen und den Komfort gewöhnt habe. Selbst Radio und Lautsprecher vermag Google Home zu ersetzen. Zwar bietet Google Home bereits für sich genommen eine Menge an Mehrwert, der das tägliche Leben erleichtert. Allerdings entfaltet der Assistent erst mit der richtigen Peripherie seine volle Funktionsfähigkeit. Und das zieht eine radikale Technisierung der eigenen vier Wände nach sich. Das geht natürlich zum einen ins Geld, ist zum anderen auch in Sachen Datenschutz nicht ganz unbedenklich. Denn der kleine unscheinbare Google-Zylinder fungiert dann als Schaltzentrale für die Elektronik der eigenen Wohnung.
Aktivitäten bleiben im Google-Konto gespeichert. Auch per App lässt sich Google Home komfortabel steuern. Trotz allem sehe ich die Sprachassistenten als Zukunft der Heimsteuerung. Mit Google Home Mini und Home Max hat der Konzern bereits weitere Schwestermodelle vorgestellt, die das Sortiment sinnvoll erweitern. Freunde kompakter Geräte greifen zur kleinen Ausführung, Audio-Fans holen sich mit der großen Variante besseren Sound in die heimischen vier Wände.
Neue Familien-Funktionen wie Family Link und Broadcast, bei der gesprochene Nachrichten direkt an Zweitgeräte gesendet werden, werten Google Home weiter auf. Mit 150 Euro im Google-Store kostet der Sprachassistent ebenso viel wie das Pendant von Amazon, weiß aber durch eine geschickte Einbindung der eigenen Dienste zu überzeugen. Für Android-Nutzer stellt er deshalb die erste Wahl dar. Besitzer des Amazon Echo müssen sich allerdings nicht ärgern – in Sachen Funktionsumfang befinden sich Google Assistant und Amazon Alexa auf einem ähnlich hohen Niveau. Wer lieber einen smarten Lautsprecher von einer der traditionellen Audio-Marken bevorzugt, findet zudem immer mehr Modelle mit integriertem Sprachassistenten von Google oder Amazon.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten.
Images & Screenshots by Jonas Haller
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