Schnelles Internet ist für viele Menschen so essentiell wie fließend Warmwasser und ein gefüllter Kühlschrank. In der Realität ist guter WLAN-Empfang zuhause nicht selbstverständlich. Mit genügend Geduld und viel technischem Aufwand lassen sich Funklöcher in vielen Fällen beheben. Aber nur wenige Zeitgenossen haben die Nerven dafür. Google will es ihnen daher einfacher machen. Seit 2017 bietet der Tech-Konzern hierzulande Router und Signalverstärker unter der Bezeichnung Google Wifi an. Nachdem er die Nest-Produkte zurück ins eigene Haus geholt hat, bietet er nun eine technisch und optisch überarbeitete Version als Google Nest Wifi an. Wie gut lässt sich damit das WLAN einrichten und bedienen? Um das herauszufinden, hatte ich die aktuelle Generation von Google Nest Wifi im Test. Dazu lag mir eine Kombination aus einem Router und einem sogenannten Zugangspunkt vor, der das Signal verstärkt.
Was kann und wozu ist Google Nest Wifi gut?
Google Nest Wifi ergänzt ein vorhandenes Modem und verteilt das Internetsignal per WLAN im Zuhause. Kommen mindestens zwei Google-Geräte zum Einsatz, bauen sie ein sogenanntes Mesh-Netzwerk auf, dass die Signale verstärkt und für guten Empfang auch in entlegenen Ecken sorgt. Eine Kombination aus Router und einem sogenannten Zugangspunkt deckt laut Google bis zu 210 Quadratmeter mit schnellem WLAN ab. Der Router allein reicht für ein 120 Quadratmeter großes Zuhause. Pro Mesh-Netzwerk empfiehlt Google maximal fünf Zugangspunkte zu verwenden. Für die Wohnflächen der meisten Normalsterblichen dürfte die Abdeckung vollkommen ausreichen.
Zeitgemäß funken die Geräte mit den beiden wichtigen WLAN-Frequenzbereichen von 2,4 GHz und 5 GHz. Auf den neuesten Wifi-Standard 6 verzichtet Google noch. Mit Wifi 2 bis 5 sind aber immer noch Bandbreiten bis hin zu 2 Gbit/s möglich.
Bis zu 100 Geräte kann eine Google-Nest-Wifi-Komponente mit WLAN versorgen. Ich hätte mit Google Nest Wifi im Test also sogar 200 Geräte anbinden können. Selbst in Haushalten von Smart-Home-Enthusiasten mit zig vernetzten Sensoren dürfte das so schnell nicht auszureizen sein.
Der Google Nest Wifi Zugangspunkt dient nicht nur als Signalverstärker, sondern beinhaltet gleichzeitig einen smarten Lautsprecher mit eingebauten Mikrofonen, die auf Google-Assistant-Befehle hören. Der 40-Millimeter-Treiber ist so groß wie in einem Google Nest Mini (Test) und bietet daher die gleichen Hardware-Voraussetzungen für den Klang. Außer mit WLAN, lässt sich Musik auch lokal per Bluetooth 5 darauf streamen.
Dieses Design muss man nicht verstecken
„Das ist ein Router? Den kann man ja auch mal so hinstellen“, kommentierte meine Frau das Design des Google Nest Wifi im Test. Das Urteilt trifft es. Denn während die meisten Router-Bauformen keine Hingucker sind, eignen die Google-Geräte sich als Deko-Elemente, die man nicht verstecken muss. Exakt so hat Google sich das gedacht. Weil ich die Geräte mit gutem ästhetischem Gewissen frei platzieren kann, lässt sich ausschließen, dass etwa eine Schranktür das Signal dämpft.
Die beiden schneeweißen Geräte sehen aus wie mit etwas zu viel Luft aufgeblasene Schaumküsse ohne Schokomantel. Sie sind ungefähr jeweils neun Zentimeter hoch und durchmessen nicht mehr als elf Zentimeter. Der Zugangspunkt ist dabei in beiden Dimensionen wenige Millimeter kleiner. Ihn krönen vier sichtbare Aussparungen für die Google-Assistant-Mikrofone. Ansonsten sind die mattierten Oberflächen beider Geräte ebenmäßig und kommen ohne weitere Strukturen aus.
Auch die Ökobilanz kann sich sehen lassen. Das Gehäuse des Routers besteht zu 45 Prozent aus recyceltem Kunststoff, das des Zugangspunkts zu 40 Prozent.
Kabel rein, App auf, fertig eingerichtet
In wenigen Minuten ist Google Nest Wifi im Test eingerichtet. Ich verbindet beide Geräte jeweils mit einem 15-Watt-Netzteil und einer Steckdose. Zwischen Router und Modem ziehe ich zusätzlich ein LAN-Kabel. Der Zugangspunkt braucht dagegen keine weitere Kabelverbindung, denn er erhält das WLAN-Signal eben, nun ja, per WLAN.
Als Modem dient in meinem Fall eine Fritz!Box 7590. Sie ist fertig eingerichtet und bereits mit Zugangsdaten zum Internet versehen. Das WLAN der Fritz!Box kann ich, aber muss ich zum Betrieb von Google Nest Wifi im Test nicht deaktivieren. Stattdessen erstelle ich mit den Google-Geräten einfach ein separates Netz.
Für dessen Einrichtung verwende ich die Google-Home-App, in der der Tech-Konzern die Einstellungen fürs WLAN und Smart Home bündelt. Die Google-Wifi-App ist weiterhin verfügbar, aber nicht nötig.
Die App führt mich durch den ganzen Vorgang. Ich fotografiere den QR-Code auf beiden Nest-Wifi-Geräten mit der Smartphone-Kamera, denke mir dann einen Namen fürs WLAN und das dazugehörige Passwort aus. Das war’s. Die Internetzugangsdaten übernimmt Google Nest Wifi im Test von der Fritz!Box automatisch.
Einfache Bedienung über App und Google-Cloud
Weitere WLAN-Einstellungen bearbeite ich auf Wunsch ebenfalls per App. Eine Web-Oberfläche für den Desktop-Browser wie bei der Fritz!Box gibt es stattdessen nicht.
Im Menüpunkt „WLAN“ der Google-Home-App richte ich mit wenigen Handgriffen ein Gast-WLAN für Besucher ein. Wer einen Google Nest Hub (Test) hat, kann Besucher die Zugangsdaten auf dessen Display per QR-Code zur Verfügung stellen. Ferner kann ich unter dem Punkt „Familien-WLAN“ Regeln für den Hausgebrauch festlegen. Hätte ich Kinder, könnte ich dort beispielsweise zur Schlafenszeit den WLAN-Zugang für ihre Smartphones automatisch deaktivieren lassen. In einem weiteren Menüpunkt entscheide ich mich, inwiefern ich „Prioritätsgeräten“ den Vorrang beim Surfen lassen möchte, wenn die Bandbreite mal einbrechen sollte.
Googles wie üblich sehr minimalistisch gestaltete Oberfläche erklärt sich von selbst. Sogar von unterwegs lassen sich WLAN-Einstellungen verändern, weil sie mit einem Google-Konto verknüpft sind und über Cloud des Tech-Konzerns laufen. Wer nichts mit Technik am Hut hat, freut sich über den einfachen Zugang.
Der Zugangspunkt lässt sich als smarter Speaker genauso einfach steuern wie ein normaler Google Home Mini oder Google Nest Mini. Wenn ich den Zugangspunkt des Google Nest Wifi im Test mit „OK, Google“ anspreche, leuchtet ein weißer LED-Ring am Boden des Geräts. Möchte ich nicht, dass die Mikrofone auf das Aktivierungswort lauern, kann ich sie mit einer physischen Taste taub schalten. Die Musik kann ich auch ohne Spracheingabe steuern. Dazu verfügt die kapazitive Oberfläche über berührungsempfindliche Druckpunkte für Lauter und Leiser sowie Play und Pause.
Praxiseindruck des Google Nest Wifi im Test
Als WLAN-Verteiler verrichtet das Duo seinen Job souverän. Mit der kostenlosen App von www.breitbandmessung.de habe ich verglichen, wie viel von der möglichen Bandbreite meines Internetanschlusses an verschiedenen Stellen der 90-Quadratmeter-Testwohnung ankommt. Dabei schneidet Google Nest Wifi im Test nicht besser und nicht schlechter ab als die Fritz!Box. Nur wenn ich den Zugangspunkt zum Aufbau eines Mesh-Netzwerks ergänze, deckt das Google-Team auch weiter entfernte Ecken besser als der AVM-Router ab. Dieser Vergleich erfolgte aber außer Konkurrenz, weil mir kein WLAN-Signalverstärker von AVM vorliegt, der im Test für Chancengleichheit gesorgt hätte.
Die Stärke von Google Nest Wifi liegt daher aus meiner Sicht nicht in der überlegenen WLAN-Technik, sondern in der einfachen Bedienung.
Die Smart-Speaker-Funktionen des Zugangspunkts sind mit denen eines Google Nest Wifi vergleichbar. Sprachverständnis und Klangwiedergabe unterscheiden sich nicht nennenswert. Wer einen Signalverstärker und einen kleinen Smart Speaker betreiben möchte, findet daher im Zugangspunkt des Google Nest Wifi eine prima 2-in-1-Lösung.
Fazit zum Google Nest Wifi im Test: Einfach, schick aber nicht günstig
Insgesamt überzeugt Google Nest Wifi im Test durch die solide Technik, einfache Bedienung und das herzeigbare Design. Wer Probleme mit der WLAN-Abdeckung hat und mit der Bedienoberfläche der vorhandenen Geräte nicht klar, kann Googles WLAN-Verteilergeräte zum Aufbau eines Mesh-Netzwerks getrost in Betracht ziehen.
Ein Modem ist aber weiterhin nötig. Weil daher die Kosten für Google Nest Wifi oben drauf kommen, ist die Lösung gar nicht so günstig, wie sie vielleicht auf den ersten Blick klingen mag. Der Google-Router kostet 159 Euro, ein Zugangspunkt 139 Euro. Wer sich für ein Kombination aus beidem entscheidet, zahlt 259 Euro. Ein zusätzlicher Preis für den Bedienkomfort ist der zwingende Einsatz der Google-Cloud. Ein gewisses Maß an Grundvertrauen, dass die persönlichen Daten bei Google gut aufgehoben sind, ist also Voraussetzung.
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Schlagwörter: google, Google Nest WiFi, Nest