Lob der Kopie: Google innoviert die Kopien der anderen

Man kann über Google und deren Dienste und Geräte viel sagen, aber nahezu immer zeigt sich, dass sie „radikal hilfreich“ designt sind, wie es Google CEO Sundar Pichai auf der Produktpräsentation Anfang Oktober treffend formulierte. Ich verstehe seit über zwölf Jahren nicht, wie man nicht Gmail nutzen kann, sondern stattdessen lieber andere E-Mail-Dienste nutzt. Ähnlich geht es mir bei Smartphones. Mir haben auch die Nexus-Smartphones stets besser gefallen als die der Konkurrenz. Auch mit dem Pixel von Google ist es zum Glück nicht anders.

Das Google Pixel ist wahrscheinlich das bessere iPhone. Nahezu alle zuletzt vorgestellten Produkte waren Kopien von bereits existierenden Geräten. Google Home ist quasi Amazon Echo, Google Chromecast ist Apple TV, Google Clips ist an sich eine GoPro, das Google Pixelbook ein Microsoft Surfacebook. Und das Google Pixel ist eben ein besseres iPhone. Dies gilt auch für die neuesten Geräte der Serie. Auch das Google Pixel 2 ist dem iPhone 8 überlegen. Und das liegt vor allem an der Software und etwas weniger an der Technik.

Austauschbare Hardware

Erst in der Bedienung sind die Unterschiede spürbar. Vom Design und den technischen Fakten sind kaum Unterschiede zwischen einem Google Pixel 2, einem Samsung Galaxy S8, dem Essential Phone von Android-Mitgründer Andy Rubin oder Apples iPhone X wahrnehmbar. Das sind alles teure Smartphones, die sich sehr ähneln. Eine Revolution hat es im Smartphone-Bereich seitdem allerersten iPhone nicht mehr gegeben. Die Hardware wird auch dadurch zweitrangig und austauschbar.

Sehr gute Hardware zu produzieren, kostet. Dieselbe Qualität preiswert und dann auch noch konkurrenzfähig anzubieten, ist nicht möglich. Google kam mit dem Pixel sehr spät auf einen Markt, der in Prinzip nur von Samsung und Apple dominiert wurde. Darüber, wie gut sich das Pixel wirklich verkauft hat, schweigt Google sich bisher aus. Analysten gehen davon aus, dass es nur rund eine Million verkaufte Geräte gab – für den Smartphone-Markt ist diese Bilanz leider nicht sehr beeindruckend, für Google aber momentan zumindest noch zweitrangig, denn sie punkten vor allem beim Thema Software.

Google ist KI wichtiger

Dass sich Google mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt, überrascht nicht. Gerade eine Suchmaschine profitiert davon, dass Datenmengen auch verstanden werden, um genutzt zu werden. Künstliche Intelligenz ist ein Feature, dass Google in nahezu jedem Geschäftsbereich nutzen kann. Interessanterweise geschieht dies auch im Hardware-Bereich, denn damit unterscheidet sich Google deutlich vom Konkurrenten Apple. Google Assistant, Google Photos und auch die Google Pixel Buds sind den Originalen von Apple deutlich überlegen.

Siri steht zu Google Assistant wie der Neandertaler zum Homo Sapiens. Ähnlich verhält es sich mit den Foto-Diensten der beiden Firmen; Google führt hier mit Abstand. Die Google Pixel Buds verdeutlichen aber, wie viel innovativer (wenn schon nicht originärer) Google sich von Apples AirPods unterscheidet. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ermöglicht Google beispielsweise, dass man den Google Translator live im Gespräch nutzen kann, ähnlich dem ins Ohr zu steckende Universalübersetzer der Ferengi aus Star Trek Deep Space Nine.

Apple fehlt die Innovation

Apple war zwar mit den AirPods ein Pionierstreich gelungen, aber auch nach einem Jahr zeigt sich, dass das Unternehmen keine Ambitionen hat, wie diese zuhörenden Mini-Computer wirklich genutzt werden können. Google setzt hier als Zweiter den Maßstab für die Zukunft. Google hält bei der Hardware zwar mit – leider mittlerweile auch im Preis – schafft es aber, sich durch seine Kompetenzen aus anderen Geschäftsfeldern, vor allem durch Künstliche Intelligenz, von der nur Hardware produzierenden Konkurrenz abzusetzen.


Image (adapted) „Google“ by Neon Tommy (CC BY-SA 2.0)


ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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