Wie Google gegen Spoiler im Netz vorgeht

Der „Spoiler-Alarm“ hat es längst in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft. Nun hat Google ein Patent angemeldet, um Spoiler vorzeitig zu erkennen.

Wie Google Spoilern den Kampf ansagt

Für Serien-Fans ist es mehr als ärgerlich, wenn sie den Fortgang ihrer Lieblingsserie schon kennen, bevor sie sie selbst angeschaut haben. In Zeiten öffentlichen Diskurses von Fernseh- und Streaming-Produktionen über Facebook und Twitter läuft man aber immer häufiger Gefahr, die neusten Entwicklungen nebenher aufzuschnappen. Google arbeitet an diesem Problem – auch wenn die Umsetzung nicht sehr realistisch scheint.

„Achtung, Spoiler!“

Es sind harte Zeiten für „Grey’s Anatomy“-Fans. Wurde doch gerade erst in einem Interview vorab bekannt, dass Hauptdarsteller Patrick Dempsey alias Dr. Derek Shepherd in der neuen elften Staffel bei einem Autounfall seinen Serientod stirbt und aus der Serie ausscheidet. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken darüber war so groß, dass auch viele Medien darüber berichteten.

So war das Aus des Schauspielers etwa am Freitagabend in der WDR-Jugendwelle 1LIVE Thema. Die Moderatorin kündigte es mit einem „Achtung, Spoiler!“ an, die andere Moderatorin verließ für die Dauer des Gesprächs den Raum. Auch viele Online-Medien weisen vor ihren Berichten darauf hin, dass hier etwas verraten wird, was man möglicherweise noch gar nicht wissen will: Der klassische Spoiler eben.

Google denkt weiter

„Spoiler-Alarm, ‚Grey’s Anatomy‘-Fans!“ überschreibt die Berliner Zeitung beispielsweise ihren Artikel „Das Aus für Dr. Derek Shepherd„. Wie sinnvoll es ist, den Spoiler-Alarm mit dem Spoiler in eine Überschrift zu packen – das sei mal dahingestellt. Die Abendzeitung München macht das schon cleverer und zumindest mit einem Fragezeichen: „Spoiler-Alarm: Patrick Dempsey – stirbt McDreamy?

Der Spoiler-Alarm hat die sozialen Netzwerke also längst verlassen und ist im täglichen Sprachgebrauch und in den Medien angekommen. Für Serienfans ist das eine gute Nachricht, zumindest haben sie so die Chance, einer nervigen Vorab-Info noch gerade so zu entgehen. Google geht aber noch einen Schritt weiter und möchte Spoiler am liebsten ganz von all jenen fernhalten, die in der entsprechenden Serie noch nicht so weit sind.

„Alex versaut alles“

Zumindest hat der Konzern jetzt ein Patent angemeldet, dass das Filtern von Spoilern möglich machen soll. Die Idee: Über Daten, die beispielsweise Nutzer von Streaming-Diensten wie Netflix freigeben, indem sie ihr Facebook-Konto verknüpfen, wird jedem Nutzer ein „Viewing Progress“ zugewiesen.

In einer Skizze ist etwa die Rede von Alex, der bereits bei Episode 25 ist und die Serie zuende geschaut hat. Sein Freund Bob ist erst bei Episode 10, Jane bei Episode 14. Die Google-Technik soll nun also erkennen, wenn Alex etwas zu der Serie spoilert und alle Freunde, die diese Serie ebenfalls schauen, aber noch nicht so weit sind, darauf hinweisen.

Eine Skizze von Googles Patent gegen Spoiler.

Nutzer sollen Spoiler auch selbst kennzeichnen

Ein Posting von Alex könnte so also nach ein paar Zeichen abbrechen und mit dem Hinweis „Content may include a spoiler. Do you want to read it now?“ vor einem möglichen Spoiler warnen. Der Nutzer kann dann selbst entscheiden, ob er die Nachricht weiterlesen möchte oder nicht. Die Idee hat zumindest Potenzial, aber es gibt einige offene Fragen, die noch beantwortet werden müssen.

Zum einen, wie Google die Technik in andere soziale Netzwerke integrieren möchte. Bei Google+ wäre das kein Problem, aber wie will man Facebook und Twitter dazu bringen, Google Zugriff auf die Daten zu geben? Das wird wohl kaum funktionieren. Realistischer ist eine Funktion, die ebenfalls in dem Patent erwähnt wird: Nutzer sollen selbst markieren können, ob es sich bei einem Posting um einen Spoiler handelt.

Das wäre zwar auch etwas, was Facebook & Co. niemals von Google integrieren würden. Aber es wäre eine Funktion, die trotz Patent leicht nachzuahmen wäre. Die Frage hier ist nur, ob Spoiler für die sozialen Netzwerke interessant und relevant genug sind, um ihnen eine eigene Funktion zu widmen.

Zahlen gibt es zwar keine dazu, aber aus eigener Erfahrung: Die ersten drei Tage nach dem Start der dritten Staffel von „House of Cards“ habe ich Twitter und Facebook ganz bewusst gemieden. Wenn es genügend anderen auch so geht, wären das vielleicht tatsächlich Argumente für entsprechende Funktionen.

Integration in Facebook eher unrealistisch

Denn klar ist auch: Serien haben in Zeiten von Netflix und Co. einen ganz neuen Stellenwert bekommen, zumindest im öffentlichen Diskurs. Das fängt bei deutschen Produktionen wie dem „Tatort“ an, der auf Twitter jeden Sonntagabend rege diskutiert wird und das hört eben bei Premium-Produktionen wie „House of Cards“ auf.

Ob nun Professor Boerne, Frank Underwood oder Dr. Sheperd: Spoiler sind für Fans ärgerlich. Und es wäre eine tolle Funktion für sie, Spoiler vermeiden zu können – ob nun automatisch über das neue Google-Patent oder manuell per Voreinstellung. Ob es aber wirklich realistisch ist, dass wir solche Funktionen schon bald bei Facebook und Co. sehen?

Eher nicht.

war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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