Google+ feierte vor kurzem sein einjähriges Jubiläum. Das soziale Netzwerk ist am 28. Juni 2011 erschienen und drei Monate später, am 20. September 2011, aus der Beta-Phase getreten. Grund genug einmal nachzufragen, wie das Portal inzwischen wahrgenommen wird.
Wir haben einmal 15 deutsche Influencer aus den Medien, der PR und dem Unternehmertum gefragt, was Googles soziales Netzwerk ausmacht, ob sie überzeugte Nutzer sind und welche Vor- und Nachteile die Plattform für sie vereint. Herausgekommen ist eine 5-teilige Serie, die wir euch liebe Leser diese Woche präsentieren wollen. Heute im letzten Teil der Serie im Gespräch: Christine Heller, Martin Giesler und Nico Lumma…
Christine Heller (Result):
Ich bin kein großer Google+-Verfechter und -Nutzer. Das hat zwei Gründe: Zum einen habe ich Google+ bereits in der Beta-Phase getestet, aber nie wirklich Gefallen daran gefunden und einen großen Nutzen erkennen können. So habe ich beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass der Interaktivitätsgrad auf Twitter um ein Vielfaches höher ist, natürlich liegt das auch daran, wie ich selbst das Netzwerk nutze. Zum anderen ist die Zeit, die ich mit Anwendungen wie Twitter, Facebook, Xing und Co. verbringen kann, nun mal begrenzt. Meiner Meinung nach muss sich jeder Nutzer sein eigenes Set aus Netzwerken und Anwendungen zusammenstellen, mit dem er oder sie am besten arbeiten kann – bei mir gehört Google+ nicht dazu. Mit einer Ausnahme: Einzig zur Verbreitung meiner Blogbeiträge nutze ich Google+. Natürlich sind einige Vorteile von Google+ nicht von der Hand zu weisen: Die Nutzer kommen meist aus dem professionellen beziehungsweise semi-professionellen Onlinebereich. Das ist natürlich eine sehr spezifische Zielgruppe. Auf der anderen Seite ist die Nähe zur Google-Suchmaschine natürlich auch nicht zu verkennen. Und dennoch: Es ist nicht mein Netzwerk.
Christine Heller arbeitet im Bereich der Unternehmenskommunikation bei dem Markt- und Medienforschungsinstitut result, zu dem auch das Dialogcenter 3C DIALOG und die Social Media Beratung neolog consulting gehören. Privat bloggt sie außerdem auf punktefrau.de.
Martin Giesler (ZDF heute)
Nutze ich Google+? Ganz ehrlich: Nein! Aktuell spielt Google+ in meinem Social-Media-Alltag keine Rolle. Weder als privates Tummelfeld, noch als News-Lieferant. Ich schaue ab und zu bei Google+ vorbei, um schnell zu merken, dass ich es aktuell neben Twitter und Facebook noch nicht wirklich gebrauchen kann. Warum? Ganz einfach: Für mich steht und fällt die Entscheidung, welches Netzwerk ich nutze mit der Frage: wer ist mit an Bord?
Ich habe leider den Eindruck, dass mich bei Google+ immer noch in erster Linie Technik-Freaks, PR-Manager und Facebook-Hasser erwarten. Auch erreichen mich dort zumeist keine originären Beiträge – vielmehr dient es vielen Nutzern weiterhin als zusätzliche Abspielfläche der gleichen Inhalte, die auch schon bei Twitter und Facebook auflaufen.
Das liegt natürlich auch an meinen Nutzer-Kreisen auf Google+, schon klar. Aber warum sollte ich Leute einkreisen, die zwar auf Google+ sind, mich im Zweifelsfall aber nicht interessieren. Schade ist das trotzdem, denn sowohl die technischen Möglichkeiten wie Hangouts und Co, als auch das Design von Google+ gefallen mir eigentlich sehr gut. Dennoch nutze ich Facebook sowohl in meinem beruflichen, wie auch privaten Alltag wesentlich intensiver. Wegen der Leute, die dort sind und wegen der Reichweite, die ich dort mit Beiträgen erziele.
Dennoch: Ich bleibe bei G+ weiterhin an Bord und bin gespannt auf die Entwicklung. Also: Nicht Google+ dicht machen, Herr Page!
Martin Giesler ist Redakteur beim ZDF und macht dort konsequenterweise Online. Aktuell arbeit er bei heute.de und sieht zu, dass Online- und Fernsehnachrichten zusammenwachsen – vorher war er beim ZDF Redaktionsvolontär. Als Abschlussfilm hat er versehentlich einen kleinen Youtube-Hit gelandet. Online ist er eigentlich fast immer, bei Twitter gut zu erreichen und auch schon das eine oder andere Mal bei Rivva aufgeschlagen. Auf 120sekunden.com bloggt er über Webvideo, Social Media und digitalen Journalismus. Auf blog.rebellen.info bastelt er mit seinen Berliner Kollegen an einem wöchentlichen Webvideo-Format mit dem Namen rblln.tv und bloggt über Musik & Antipop-Kultur.
Nico Lumma (Digital Pioneers)
Ich wäre gerne ein überzeugter Nutzer von Google+, aber Google lässt mich nicht. Denn Google hat immer noch keine vernünftige API für Google+ vorgestellt, über die ich Google+ mit anderen Diensten verknüpfen kann. Das finde ich schade. So bleibt Google+ für mich nur die Plattform, auf der ich neben Twitter und Facebook auch noch Inhalte einstelle. Das ist nett, aber nicht zwingend.
Ich finde beispielsweise die mobile App echt schick gemacht und sehr geeignet für Fotos, aber leider kann ich nicht von Instagram die Fotos direkt zu Google+ schieben, um nur ein Beispiel zu nennen. So nehme ich zwar zur Kenntnis, dass Google+ und der +1 Button irgendwie immer relevanter werden, tue mich selber aber mit der Nutzung immer noch schwer.
Nico Lumma arbeitet als COO für die Digital Pioneers N.V. in Hamburg. Er bloggt auf lumma.de und ist seit 1995 eigentlich nicht mehr offline gewesen. Er ist im Gesprächskreis Netzpolitik des SPD Parteivorstandes und leitet den AK Digitales Leben und Arbeiten in Hamburg der SPD Hamburg. 2011 war er Mitbegründer des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt. Unter @Nico findet man ihn auf Twitter.
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Schlagwörter: Christine Heller, facebook, google, Google Suche, Martin Giesler, Nico Lumma, Twitter
6 comments
Vielen Dank für diese interessante Serie! Erwartungsgemäß gehen auch bei den Experten die Meinungen auseinander, denn Google+ ist aktuell weder Top noch Flop. Interessant ist für mich die Frage, wohin die Reise in den kommenden Jahren gehen wird und ob man die breite Masse der Otto-Normal-User stärker versucht in das Netzwerk zu integrieren.
Google+ wird schon noch kommen, so schnell lässt sich Google da nicht die Butter vom brot nehmen. Im Moment ist Platzhirsch FB einfach zu mächtig, aber warten wir mal noch ein paar Monate / Jahre ab. Ich bin mir sicher, das Google da noch einige interessante Features einbauen wird.
Mir geht es so, dass ich, im Gegensatz zu Facebook, wo ich wenigstens einen Teil der Leute kenne, bei Google Pus niemanden kenne. Vor allem deswegen sind die Meldungen, die dort verbreitet werden, uninteressant.
Meine Posts bei Google dienen nicht der Information für Interessenten, sondern ausschliesslich dem Füttern der Suchmaschine von Google.