Jeder soll sich Kunst fürs Wohnzimmer leisten können. Mit dieser Idee gründeten drei Design-Enthusiasten im Januar 2014 Juniqe, ein Online-Portal für handverlesene und bezahlbare Kunst, Wohnaccessoires und Schreibwaren. Inzwischen ist das Startup auf ein 100-köpfiges Team angewachsen und bezeichnet sich selbst als europäischer Marktführer für bezahlbare Kunst. Dass Gründerin und Geschäftsführerin Lea Lange dies als Frau geschafft hat, sollte zwar eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht. Was muss passieren, damit noch viel mehr Frauen erfolgreich gründen? Das verriet sie uns kürzlich im Gespräch mit zwei ihrer wichtigsten Partnerinnen, Senior Investment Managerin Chiara Sommer vom High-Tech Gründerfonds und Irena Goldenberg, Partnerin beim Startup-Investor Highland Europe. Das hier sind die wichtigsten Tipps der drei Gründerinnen.
#1: Kritik und Rückschläge sind gut: Nutze jedes Feedback, um besser zu werden
Mach dir keine Illusionen: Deine Idee und dein Pitch-Deck mögen noch so toll sein, die Geschäftswelt empfängt dich trotzdem nicht mit offenen Armen. Solange noch keine aussagekräftigen Zahlen und Erfolge vorliegen, hörst du von Investoren und Kooperationspartnern das ein oder andere „Nein“. „Mit Rückschlägen konstruktiv umzugehen und daraus zu lernen – das ist die wahre Herausforderung“, ist Juniqe-Chefin Lea Lange überzeugt. Ihr half es, die Zähne zusammenzubeißen und jeden Einwand dazu zu nutzen, ihr Vorgehen kritisch zu hinterfragen. „Mit jedem Feedback wurde ich besser und plötzlich kamen die ersten Erfolge.“
#2: Denke groß, wachse stetig
Noch wichtiger als eine starke Geschäftsidee ist für Investoren häufig eine starke Gründerpersönlichkeit. Gerade zu Beginn solltest du nicht nur im stillen Kämmerlein an deinem Produkt tüfteln, sondern den Geschäftsaufbau sichtbar und dynamisch vorantreiben. Dadurch kannst du leichter neue Partner gewinnen, deren Unterstützung du dringend brauchst, um dein Startup zu etablieren. „Juniqe hat mich als Investorin überzeugt, weil es als Startup immer einen guten Speed an den Tag gelegt hat. Deshalb hat sich das Startup beachtlich entwickelt und schnell mehrere Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen“, erklärt Chiara Sommer, Senior Investment Managerin beim High-Tech Gründerfonds.
#3: Baue die Geschlechter-Schranken im eigenen Kopf ab
Warum sollten Frauen keine guten Gründerinnen sein? Kein Gesetz, keine Investoren-Leitlinie zieht das in Zweifel. Im Gegenteil. Und trotzdem sind Führungspositionen häufig nach wie vor durch Männer besetzt. Einer von vielen Faktoren dafür sind Vorurteile. Nicht nur in den Köpfen der anderen. „Es sind häufig auch die eigenen Schranken im Kopf, die Frauen hemmen“, weiß Chiara Sommer, Senior Investment Managerin beim High-Tech Gründerfonds. „Frauen sind oft risikoaverser und trauen sich weniger zu als ihre männlichen Kollegen. Es fehlt nicht an den Fähigkeiten, sondern am Selbstbewusstsein“, sagt Lea Lange. Dafür gibt es keinen Grund.
#4: Lebe deine Vorbildfunktion
„Frauen in Führungspositionen zu normalisieren, ist der wichtigste Faktor auf dem Weg zu Gleichberechtigung“, betont Irena Goldenberg vom Startup-Investor Highland Europe. Dazu kannst du deinen eigenen, kleinen aber wichtigen Beitrag leisten. Daher gilt: Keine falsche Bescheidenheit, wenn es darum geht, dich nach außen zu präsentieren. „Die meisten Keynote-Speaker bei Konferenzen sind Männer. Wir brauchen Frauen, die auf diesen Bühnen stehen“, fordert Chiara Sommer. Lea Lange ist gleicher Meinung: „Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder, die ihre Erfahrung teilen und anderen Frauen zeigen: ‚du kannst das auch’. Dabei musst du nicht die hemdsärmelige Manier der Männer kopieren. Eine nahbare Art und Weise ist wichtig“, betont Chiara Sommer.
#5: Vernetze dich mit Gründerinnen, wenn du dich im „Boys Club“ durchsetzen willst
Ein Teil von Netzwerken zu sein, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Geschäftswelt. Gerade für Startups sind Communities wichtig. Als Frau Zugang zu männerdominierten Netzwerken zu erhalten, ist zwar schwer. Doch wenn du dich durchsetzen willst, ist es unerlässlich. Dich der Unterstützung von männlichen wie weiblichen Gleichgesinnten zu vergewissern, unterstützt dich beim Aufbau des Geschäfts ebenso wie bei der Bewältigung von Rückschlägen. „Es hilft, sich mit Leuten zu vernetzen, die deine Interessen und Ansichten teilen und vielleicht die gleichen Probleme hatten oder haben“, rät Chiara Sommer.
#6: Suche dir ältere Mentoren und profitiere von ihrer Erfahrung
Lasse dich nicht vom Jugendkult in der Gründerszene leiten, sondern hole dir auch Rat von älteren Mentoren. Das ist nicht leicht, aber der Aufwand ist es wert. „Es gibt nicht viele ältere Gründerinnen, daher müssen junge Gründerinnen in Deutschland ihre Fühler sehr weit strecken, um solche Mentoren und Berater zu finden. Aber mit ihrer Erfahrung und Expertise können sie Startups helfen, den richtigen Weg zu gehen“, empfiehlt Irena Goldenberg.
#7: Habe keine Angst zu scheitern
Die „Kultur des Scheiterns“ ist in Deutschland noch kaum verbreitet. Hingegen in der angloamerikanischen Gründerszene, die hierzulande als Vorbild gilt, ist sie eine Grundmaxime. Sie geht einher mit der Einstellung, dass Gründer aus einem gescheiterten Startup so viel lernen, dass der Erkenntnisgewinn beim nächsten Versuch zu einem umso größeren Erfolg führen kann. „Die Aussicht aufs Scheitern zu akzeptieren, ist insbesondere für viele Frauen eine Herausforderung“, weiß Chiara Sommer. Doch diese Einsicht ist unverzichtbar. Denn nur dann bist du bereit, das Risiko einzugehen, dass nun einmal jeder Existenzgründung innewohnt.
#8: Bewahre dir deinen Humor
Trotz deines beinharten Einsatzes und Fokus auf deine Gründung solltest du auch Mensch bleiben. Es klingt banal, aber ein guter Lacher zwischendurch hat schon so manche zugespitzte Situation entschärft. „Eine gute Strategie für den Erfolg ist immer guter Humor. Denn das Wichtigste ist, ein starkes Team aufzubauen“, sagt Irena Goldenberg. Und welches Team möchte schon mit Gründerinnen zusammenarbeiten, die humorlose Business-Maschine sind.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem High-Tech Gründerfonds.
Images by Juniqe, High-Tech Gründerfonds, Highland Europe
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