Hop On: forward2business.com – Wie geht Hirndoping?

Ein paar Sätze von Sven Gábor Jánszky zu den spannendsten Trends von morgen. Seit 2002 veranstaltet Sven Gábor Jánszkyjedes Jahr einen Zukunftskongress, auf dem die Trends von Fernsehen, Internet und der Digitalen Welt von morgen verhandelt werden. Der ehemalige Journalist und Radiomoderator pflegt ein Netzwerk aus Experten, Unternehmern und Politikern, das er zum Einsatz bringt für brennende Themen wie Datenschutz bis zu erneuerbare Energien.

Blogpiloten (BP): Forward2Business ist eine der anregendsten und schönsten Businesskonferenzen in Deutschland. Was war dieses Jahr das Top-Thema, das diskutiert wurde?

Sven Gábor Jánszky (SGJ): Top-Thema war das Rulebreaking. Wir haben darüber diskutiert, dass Deutschland Grenzverletzer braucht. Wir Deutschen behaupten zwar innovativ zu sein. Doch wer genauer hinsieht, stellt fest, dass unsere Unternehmen sven-gabor-janszky-1_237_8kin den vergangenen Jahren versucht haben Innovation planbar zu machen. Wir haben uns lineare Innovationsprozesse gegeben und behauptet, dies sei innovativ. In Wahrheit sind unsere Innovationsabteilungen zur Gedankenpolizei geworden, die jede Idee beseitigt, die nicht in die starren Raster unserer Innovationsprozesse passen. Wenn wir aus der Krise lernen wollen, müssen wir über eine zweite Art der Innovation reden, die strategische, „zerstörerische“ Innovation. Sie bringt neue Geschäftsmodelle, neue Märkte, Branchen- und Technologieüberschreitungen, neue Partner und Netzwerke! Doch dies bedeutet Grenzverletzung! Es bedeutet die Störung funktionierender Geschäftsmodelle, verteilter Märkte, etablierter Branchen und etablierter Netzwerke! Die besten Rulebreaking-Strategien haben wir mit Rulebreakern intensiv diskutiert.

BP: Ihr habt auch über Gehirntuning gesprochen. Was versteht man darunter?

SGJ: Der aktuelle Gehirntuningtrend ist entstanden, als die Hirnforschervor ca. 2 Jahren  entdeckt haben, dass vor jeder Hirnleistung in unserem Kopf der Botenstoff Dopamin in erhöhter Konzentration ausgeschüttet wird. Postwendend entstand dabei die Frage, ob dies auch umgekehrt funktionniert. Also: Wenn wir es schaffen den Dopaminausstoß künstlich hervorzurufen, ob dann in der Folge die Hirnleistungen steigen. Die Antwort ist JA! Derzeit sind 3 medizinische Wirkstoffe bekannt, die diese Wirkung bei gesunden Menschen haben. Dies sind Pillen gegen Alzheimer, Parkinson und Narkolepsie (eine seltene Schlafkrankheit). Inzwischen belegen Studien, dass 25% der amerikanischen Collegestudenten und sogar über 60% der Wissenschaftler weltweit, diese Pillen nehmen um ihre Hirnleistungen zu verbessern. In Deutschland wären nach einer Umfrage der DAK über 60% der Angestellten bereit, diese Mittel zu nehmen, wenn sie frei erhältlich wären.

Für die Zukunft liegt dieser Trend aber nicht in Pillen und Medikamenten sondern in der Food- und Getränkeindustrie. Nach dem Wellness-Trend erwartet uns hier der Brainfood-Trend. Schon im Jahr 2015 schätzen wir, dass 50% unserer Lebensmittel sogenannter „functional food“ sein wird, uns also nicht nur satt macht sondern gleichzeitig die Haut straffer oder das Hirn schneller.

BP: Eine deiner Lieblingsvisionen sind die elektronischen Assistenten, die uns die unendlichen Weiten der digitalen Welten sortieren sollen. Wann treten die endlich ihren Dienst an?

SGJ: Das haben sie schon. Schon heute wird Online-Werbung von intelligenter Behavioral Targeting Software individuell für mich ausgespielt. Schon heute sind 300.000 Fernseher in Deutschland verkauft, die mein individuelles Programm zusammen stellen. Die entscheidende Frage ist, wann die Smartphones eine solche Marktdurchdringung erreicht haben, dass ich diese elektronischen Assistenten als Application selbst in die Hand kriege. Ich schätze, dass wir darauf noch 2 Jahre warten müssen … für den Massenmarkt noch 6 Jahre.

BP: Welchen Stellenwert haben Social Medias (Facebook, Xing, Twitter, …) in deinen Leben?

SGJ: Ich nutze XING und Twitter täglich als Kommunikationstools gleichberechtigt zu den Klassikern Telefon, E-Mail und Brief. Jedes der Tools hat seinen Platz gefunden. Facebook nutze ich nicht, vermutlich weil ich kein Faible für Fotos habe, weder online noch offline. Bei mir selbst erkenne ich den Trend, dass ich Social Medias mehr und mehr über das Smartphone nutze und nicht mehr am Laptop.

BP: Du widmest dich seit einiger Zeit auch dem Thema Datenschutz. Welches Hirntuning empfiehlst du unserer Familienministerin Ursula von der Leyen?

SGJ:  Zensursula will ja nichts Böses, nur geht sie von der falschen Grundannahme aus. Die Denke der Politik, dass Bürger Ihre Daten nicht freigeben wollen stimmt nicht mehr.  Wir wollen unsere Daten freigeben, denn nur dadurch können wir die Vorteile und Services der Internetwelt nutzen. Die Politik muss verstehen, dass sie dem Bürger nicht mehr das Verheimlichen seiner Daten erleichtern muss, sondern dem Bürger eine Möglichkeit schaffen muss, seine Daten freizugeben und gleichzeitig die Souveränität über seine Daten zu behalten. Ich bin sicher, dass wir im nächsten Datenschutzgesetz eine Möglichkeit bekommen, welche den Unternehmen die Nutzung von persönlichen Daten nur gestattet, wenn gleichzeitig jedem Kunden eine Kontrollmöglichkeit über seine Daten gegeben wird. Datenschutz der Zukunft heißt, dass der Bürger mit einem Klick die über ihn gespeicherten Daten ansehen, verändern und löschen kann.

Hop Off  und Hop On zu einer kleinen Tour der Lieblingslinks von Sven Gábor Jánszky : START

ist Gründer und Vorstand der Netzpiloten und zählt zu den Pionieren der deutschen Internet-Macher. Er hat den Internet Boom seit 1995 mit allen Höhen und Tiefen erlebt. Die Plattform www.netzpiloten.de begleitet die digitale Revolution erst als virtueller Reiseführer für Netz-Neulinge (Webtouren) und heute als smartes Autoren-Magazin aus der Mitte der Digital-Szene. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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