#HSCamp19 – Mehr digitale Experimente in Hochschulen wagen!

Beim diesjährigen HochschulCamp #HSCamp19 in Essen ist eine Lust am Experimentieren mit digitalen Formaten zum Vorschein gekommen, die man in den offiziellen Stellen von Universitäten und Hochschulen mit der Lupe suchen kann. Besonders auf Leitungsebene dominieren eher die Bedenkenträger, die sich hinter den Rechtsabteilungen oder Datenschutzbeauftragten ihrer Institutionen verstecken.

Bei den Barcamp-Teilnehmern sieht das anders aus. Von Instagram-Storytelling über virtuelle Konzepte in Forschung und Lehre bis zum Einsatz von datenschutzkonformen Balkenbrillen reichte der Reigen der Sessions und Aktionen an den beiden Tagen des HochschulCamps.

In meiner Session stellte ich die aktuellen Zahlen aus dem Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) vor. Und die sprechen eine andere Sprache.

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Die deutschen Hochschulen messen gemäß einer von der Expertenkommission in Auftrag gegebenen Befragung ihrer Digitalisierung eine sehr hohe Bedeutung bei. 83 Prozent der teilnehmenden Hochschulen geben zu Protokoll, dass das Thema für sie einen hohen bis sehr hohen Stellenwert einnimmt. Das spiegelt sich im bisher erreichten Digitalisierungsstand von Forschung, Lehre und Verwaltung jedoch nicht wider.

„Eine wichtige Möglichkeit, auf die Herausforderungen der Digitalisierung zu reagieren, ist die Ausarbeitung einer Strategie, die sich am Profil der Hochschule, an ihren Zielgruppen und an ihren Entwicklungszielen orientiert“, so das EFI-Gutachten. 14 Prozent der Hochschulen verfügen über eine Strategie. 41 Prozent der teilnehmenden Hochschulen geben an, eine Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten, während 31 Prozent eine solche planen.

Strategie für die Digitalisierung? Fragt doch mal die Teilnehmer des Barcamps

Zu den am häufigsten genannten Zielen, die mit einer Digitalisierungsstrategie verfolgt werden, zählen die Verbesserung der Qualität und der Effizienz in der Hochschulverwaltung sowie die Steigerung der Qualität der Lehre. Die Expertenkommission sieht es als ein positives Signal, dass die deutschen Hochschulen mehrheitlich die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie planen. Sie empfiehlt, in den Strategien klare Verantwortlichkeiten für Digitalisierungsprozesse zu definieren. Das wird nicht zielführend sein. Sie sollten eher die Teilnehmer-Liste des HochschulCamps und die Themen der Sessions studieren, um die richtigen Leute für die Entwicklung von Strategien zu identifizieren. In den Dekanaten, Präsidien und sonstigen Gremien dominiert eher eine Lehmschicht. Oder besser ausgedrückt: Eine lähmende und lahme Schicht. Auch die angeblich so tollen IT-Servicezentren und die Infrastruktur sollte man mal von den Akteuren beurteilen lassen, die mit Eigeninitiative die Digitalisierung in Hochschulen und Universitäten vorantreiben. Die singen ein anderes Lied, wenn es etwa um die Schnelligkeit des Netzes geht.

Sessiongeber des #HSCamp19 sind viel weiter 

Insgesamt bleibt die Nutzung und Entwicklung digitaler Lehr- und Lernformate hinter den Möglichkeiten jener Protagonisten, die man in Essen erleben konnte. Die EFI-Befragung zeigt, dass mobiles Lernen an 25 Prozent und soziale Medien an 19 Prozent der Hochschulen häufig zum Einsatz kommen. Inverted Classroom-Formate werden lediglich an 13 Prozent der Hochschulen stark oder sehr stark genutzt. Der Anteil der teilnehmenden Hochschulen, die angeben, adaptives Lernen, Augmented oder Virtual Reality und Digital Game-based Learning in ihren Lehrveranstaltungen häufig oder sehr häufig einzusetzen, liegt bei 6 bis 7 Prozent. Diese Ergebnisse werden durch eine Erhebung zur digitalen Lehre an Hochschulen aus dem Jahr 2017 gestützt.

Um Lehrende zur Ergänzung und Weiterentwicklung der Lehre durch digitale Instrumente zu motivieren, werden laut der von der Expertenkommission in Auftrag gegebenen Befragung von 62 Prozent der teilnehmenden Hochschulen konkrete Anreize gesetzt.

Als Anreize nennen die Hochschulen die Bereitstellung zusätzlicher Personalkapazitäten etwa in Form von Ersatzlehrkräften und studentischen Mitarbeitenden (64 Prozent). Weitere Mittel sind das Herausstellen von digitalen Lehrformaten als Beispiele guter Praxis (53 Prozent), die Auszeichnung der Lehrenden mit Preisen oder Prämien (50 Prozent) sowie die Reduzierung der Lehrverpflichtung (39 Prozent). Da sind die Sessiongeber auf dem HochschulCamp schon weiter.


Image by Gunnar Sohn

ist Diplom-Volkswirt, lebt in Bonn und ist Wirtschaftsjournalist, Kolumnist, Moderator und Blogger. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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