IFA-Kurztest: Die Polaroid Pop verbindet Selfiekultur und Sofortbild-Trend

Es ist die Geste des 21. Jahrhunderts. Manch einer nutzt sie tagtäglich, andere nur zu bestimmten Gelegenheiten, der eine nutzt Hilfsmittel dafür, anderen reichen die angewinkelten Arme aus, und die für ihre Selbstdarstellung berühmt gewordene Kim Kardashian hat ein ganze Buch darüber veröffentlicht: Das Selfie ist aus unserer Kultur nicht mehr wegzudenken.

Dabei sind die schnell geschossenen Selbstportraits fast immer als Statusmeldung gemeint. Schau her, wo ich gerade bin, wen ich getroffen habe, wie die Lage ist. In den sozialen Netzwerken verteilt, erfährt schnell jeder, der es wissen will, wer sich wo und in welcher Gesellschaft aufhält.

Doch je schneller die Bilder geschossen sind, desto kürzer ist auch ihre Halbwertszeit auf den digitalen Speichern. Der traditionsreiche US-Hersteller Polaroid will das wieder ändern. Mit seiner Polaroid Pop will er an alte Zeiten anknüpfen und das Selfie – und natürlich auch beliebige andere Motive – wieder zurück auf das Papier bannen.

Happy Birthday, Polaroid!

Polaroid feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag und will mit der Pop irgendwo zwischen Tradition (Bilder zum Anfassen) und Innovation anknüpfen. Mit der Digitalkamera zum Sofortdrucken hat Polaroid die erste Sofortbildkamera gebaut, bei der sich das Display auf der Rückseite befindet.

Dabei setzt Polaroid auf das simple Design der Anfangstage und eine möglichst einfache Handhabe. In Verbindung mit der kostenlosen Polaroid Print-App, die auch verschiedene Filter anbietet, können hier Schnappschüsse kreativ gestaltet werden.

Rund und bunt: Das Design der Polaroid Pop

Die Pop kommt in einem farbenfrohen Design daher. Der Korpus ist aus stabilem schwarzem Plastik, die Ecken sind kindgerecht abgerundet. An einer Seite befindet sich eine bunte Schlinge. Die gleichfarbige Unterseite ist aus festem Gummi und abnehmbar. Hier wird neben dem Fotopapier auch die microSD-Karte im Gehäuse versenkt. Das 4″-Display hat eine Touchfunktion. Auf der Rückseite der Kamera findet sich die Fotolinse und ein Dual-LED Blitz.

Back to the Roots mit Print

Im Inneren der Pop befindet sich ein mobiler Drucker, der ähnlich dem bewährten Trennbildverfahren arbeitet. Die Kassette wird mit 10 einzelnen Spezialpapierblättern geladen. Hier ist sich Polaroid dem klassischen Polaroidformat von 8,9 x 10,8 Zentimetern und dem klassischen Rahmen treu geblieben. Beim Druck werden die ins Papier eingebetteten Zinkristalle aktiviert.

Polaroid_Pop_Innenleben_Image by Anne Jerratsch

Die Schnittstelle ins Heute: Starker Sensor, Video und Funk

Mit einem 20 Megapixel starken CMOS-Sensor sowie dem integrierten Bildstabilisator sollen die Bilder ruckelfrei aufgenommen werden können. Doch nicht jeder Schnappschuss gelingt und nicht jedes Foto möchte man ausgedruckt vor sich liegen haben.

Hier hat die Pop mitgedacht: Mittels WLAN und Bluetooth können die Schnappschüsse auch direkt aufs Smartphone geschickt werden.

Hier kann man noch einmal genauer aussuchen, welches der Motive es später auf das kristalline Bild schaffen soll. Die Polaroid Pop verfügt natürich auch über die unvermeidliche Videofunktion. Hier sind Aufnahmen in HD-Qualität mit 1080p möglich.

Kurztest: Gehäuse, Menü, Bildqualität

Mit ihrer robusten Verarbeitung und den voluminösen Formen sowie den quietschbunten Farben erinnert die Pop eher an eine Unterwasserkamera oder an ein Kinderpielzeug als an die nächste Generation der Kameratechnik. Zudem ist die Pop recht massiv gebaut, so dass es schwierig werden dürfte, zugleich den Partydrink festzuhalten und gleichzeitig auf den Auslöser zu drücken. Zum Glück bewahrt in solchen Fällen die Schlinge das Gerät vor dem Zerschellen auf dem Dancefloor. Mit den Filtern und Zusatzfunktionen lässt sich wunderbar herumspielen. Laut Hersteller werden die Filter auch je nach Saison angepasst – so dürften im Herbst bereits die ersten Halloween- und Weihnachtsmotive mit dabeisein. Im Test war die Auswahl noch etwas dürftig.

Und wie sehen die Bilder selbst aus? Beim ersten Testbild sind die Farben leider eher dunkel und rauschig geraten. Für eine Partykamera, die wahrscheinlich unter eher miesen Lichtbedingungen zur Anwendung kommen soll, ist die Qualität hier eher mittelmäßig zufriedenstellend. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass der Akku leider nicht allzulange halten würde – maximal eine bis anderthalb Stunden dauert der Spaß, bis die Kamera wieder ans Kabel muss.

Die Kamera soll ab Oktober in den Läden stehen. Sie ist in den Farben Schwarz, Weiß, Pink, Grün, Blau und Gelb erhältlich und kostet rund 250 Euro.


Images by Anne Jerratsch


ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten. Sie ist Historikerin, Anglistin, Kinonerd, Podcasterin und Hörspielsprecherin. Seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, treibt sie sich in allen möglichen Ecken des Internets herum. Sie twittert als @keksmadam und bloggt bei Die Gretchenfrage. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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