Steigt das Interesse am Lokaljournalismus durch News Voices?

Mit “News Voices: New Jersey” versucht die Medien-NGO Free Press einen Lokaljournalismus, der “gemeindebestimmt statt nachrichtenbestimmt” ist.

Bei allen Diskussionen rund um die Veränderungen im Nachrichtengeschäft ist die Interessengruppe Free Press der Meinung, dass eine Gruppe viel zu oft vergessen wird: die Kunden selbst. Daraus folgte, dass Free Press ein 18-monatiges Pilotenprogramm erstellt hat. Es nennt sich News Voices: New Jersey und nutzt gemeindeorganisierte Strukturen, um sich mit den Lesern im ganzen Garden State zusammenzuschließen. Sie sollen sich wieder für Lokaljournalismus interessieren.

Wir hatten vor, diese Idee möglichst gemeinde- statt nachrichtenbestimmt aufzubauen”, meint Mike Rispoli, der zusammen mit Fiona Morgan die Free Press leitet. “Wie können wir die Rolle des Journalismus als publizierende Gewalt bewahren? Wir glauben, dass ein Projekt wie die News Voices das tatsächlich schaffen kann, indem man dem Publikum gestattet, an der Diskussion um die Zukunft des Journalismus teilzunehmen. Wir haben die Hoffnung, dass das Publikum, wenn wir es in unsere Reihen mit aufnehmen, in die Zukunft des Journalismus investieren wird.

Im kommenden Herbst wird News Voices Gesprächsrunden in sechs Städten in ganz New Jersey abhalten, um jeden der Wahlkreise zu erreichen. Der Grundgedanke ist, dass diese Foren News Voices helfen, die Gemeinden näher an ihre Lokalberichterstattung heranzuführen. Obwohl das Projekt noch recht jung ist, meint Rispoli bereits, dass er sich vorstellen kann, dass man mit Ratgebern seine Leser instruieren kann, wie man sich erfolgreich mit Redaktionen verknüpft, indem man Artikel dort unterbringt oder hilfreiche Leserpost verfasst.

Wir versuchen es einfach und wollen sehen, was dabei herauskommt, wenn diese Leute zusammenarbeiten”, sagt Rispoli. “Das kann beispielsweise in Form von Gemeinschaftsprojekten geschehen. Wie bei Projekten, in denen die Redaktionen mit den Gemeinden zusammenarbeiten. Wir wollen aber ebenso eine Diskussion jenseits der Foren anstoßen, anstatt nur Vorschläge zu machen, was man tun könnte.” News Voices will auch zwei Forschungsarbeiten herausbringen, die über den Kurs der Maßnahme berichten. Eines soll das Medienökosystem in New Jersey beurteilen, das andere soll auf den Ergebnissen der Forendiskussionen basieren und welche Schlüsse man aus diesem Projekt zieht.

Neben der Konzentration auf die Gemeinde will News Voices zudem mit allen möglichen Nachrichtenorganisationen in ganz New Jersey zusammenarbeiten, egal wie groß die Redaktionen sind. Rispoli, der selbst als Journalist in New Jersey gearbeitet hat, sagt, er habe bereits vorläufige Gespräche im ganzen Land geführt, vom Star-Ledger in Newark bis hin zum Online-Startup Jersey Shore Hurricane News.

Obwohl News Voices noch keine festen Vereinbarungen mit den Nachrichtenunternehmen festgelegt hat, berichtet Rispoli bereits von Verkaufsstellen, die sich für die Ideen, die News Voices hervorgebracht hat, interessieren. Sie sagten, dass sie ganz besonders der Gedanke reizen würde, dass die Gemeindemitglieder ihre eigenen Sachen verfechten könnten.

Ich war mir nicht sicher, wie die Redaktionen auf diese Idee reagieren würden. Ich glaube, es gibt diesen natürlichen und sehr verständlichen Reflex gegen die Dinge, die zu sehr nach Verteidigung klingen, wenn es doch eigentlich um Journalismus geht” und das wäre auch in Ordnung, sagte er. “Ich verstehe das. Ich glaube aber auch, dass es eine Denkweise ist, bei der man als erfolgreiche Medienstelle auf jeden Fall von den örtlichen Gemeinden angenommen werden muss.

News Voices wird unter anderem von der Geraldine R. Dodge Foundation, Democracy Fund  und der Knight Foundation unterstützt. (Übrigens: die Knight Foundation unterstützt auch das Nieman Lab.) Was die Dodge-Stiftung angeht, hier passt News Voices sehr gut in ihr Programm hinein, mit der Medienprojekte in ganz New Jersey unterstützt werden.

Das ist Teil einer größeren Strategie, die wir in New Jersey aufbauen”, meint Molly de Aguiar , die Chefin für die Zuschüsse für Medienprojekte in der Dodge-Foundation. In der vergangenen Woche verfasste sie einen Blogpost, der weitere Spendenempfänger ermutigen sollte, sich mit News Voices zu verknüpfen:

Eine Nachricht an alle Spendenempfänger von Dodge: Es gibt programmübergreifend immer wieder Beschwerden darüber, wie wenig verwertbare Nachrichten und Informationsmaterial Sie über ihre tägliche Arbeit erhalten. Nun gibt es die Möglichkeit, sich hier einzubringen und die Lokalberichterstattung und Bügerinitiativen umzugestalten. Dies ist nicht nur ein journalistisches Projekt für Journalisten – wir können zusammenarbeiten, um ein besseres New Jersey zu schaffen.

Das Ökosystem in Jersey ist recht einzigartig, denn der Bundesstaat ist zwischen den Medienuntenehmen von New York und Philadelphia aufgeteilt. Daher haben kleinere Medienunternehmen einen übergroßen Einfluss und die Dodge-Stiftung trifft hier auf fruchtbaren Boden, um den Lokaljournalismus zu unterstützen.

Daher also wird News Voices in New Jersey von Dodge und der Free Press in New Jersey herausgebracht. Und schließlich kann, sollte das Startprojekt erfolgreich sein, dies auch eine Ausweitung auf andere Märkte bedeuten. “Wir glauben, dass die Gemeindeorganisation uns neue Modelle und Hilfsmittel bescheren kann, um über Anstellungen nachzudenken”, sagt Josh Stearns, der Chef der Abteilung für Journalismus und Nachhaltigkeit bei der Dodge-Stiftung. “Das Handwerk und die Taktiken, die lange auch für den Aktivismus benutzt wurden, können wir auch in den Redaktionen nutzen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf NiemanLab. Übersetzung von Anne Jerratsch.


Image (adapted) “Typical wayside picnic area along the Garden State Parkway of New Jersey” by Boston Public Library (CC BY 2.0)


 

schreibt für das an der Harvard Universität angesiedelte Nieman Journalism Lab über Innovation in der Medienbranche. Davor arbeitet er für die Nachrichtenagentur Reuters und berichtete über den wirtschaftlichen Niedergang von Detroit.


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