Nach dem großem Facelift seines mobilen Betriebssystems im vergangenen Jahr aktualisiert Apple die neue Version iOS 12 nur moderat. Böse Zungen könnten behaupten, dass daran offenbar kaum noch etwas zu verbessern, kaum noch eine unwiderstehliche Funktion zu ergänzen ist, die Nutzer dazu verlocken könnte, ihr iPhone oder iPad nicht aus der Hand zu legen. Denn genau genommen gibt Apple Nutzern nun sogar offiziell die Erlaubnis und die Möglichkeit, das iPhone und iPad weniger zu verwenden als zuvor. Mit der neuen Version können Nutzer nämlich ihre Gerätenutzung genauer analysieren und sich dazu auffordern lassen, das Gerät beiseite zu legen.
Vorhandene Funktionen verbessert Apple im Detail. Beispielsweise erhält die Sprachassistentin Siri mehr Freiraum und reagiert auf Anweisungen, die Nutzer selbst festlegen. Konnten Nutzer bisher schon Bilder in der Fotos-App teilen, unterbreitet iOS 12 jetzt auch Vorschläge, welche Aufnahmen es sich lohnt zu verschicken. Außerdem funktioniert Augmented Reality auf dem iPhone und iPad jetzt auch in lokalen Multiplayer-Spielen. Ferner können Nutzer in iMessages und FaceTime Videonachrichten mit neuen 3D-animierten Masken aufpeppen, die ihren Gesichtern einen Comic-Look verleihen.
Die auf Apples Entwickler-Konferenz WWDC 2018 vorgestellte iOS-Version erscheint erst im September. Teilnehmer des Beta-Programms können sie bereits im Laufe des Monats ausprobieren, wenn sie sich hier registrieren und die Datei zu gegebener Zeit downloaden. Sie wird auf bis zu fünf Jahre alten iPhones und iPads laufen. Kompatibel sind alle Geräte, die auch iOS 11 unterstützt. Damit kommen beispielsweise auch noch das iPhone 5S und das iPad Air zum Zuge. Apple will das Betriebssystem so verschlankt haben, dass Apps selbst auf älteren Geräten bis zu doppelt so schnell starten.
iOS 12 mit Activity Reports, App Limits und neuen Nicht-stören-Funktionen
Ich blicke der Funktion schon mit Unbehagen entgegen und so manch andere Nutzer dürften sich vor dem Ergebnis ebenfalls fürchten. Denn in iOS 12 erhalten Nutzer mit der neuen Funktion „Screen Time“ detaillierten Einblick darüber, welche Apps und Webseiten sie wie häufig nutzen und wie oft sie ihr iPhone oder iPad in die Hand nehmen. Suchtähnliches Verhalten wird einem durch die täglichen und wöchentlichen Berichte dann deutlich vor Augen gehalten.
Damit auf die Einsicht auch Konsequenzen folgen, weist die Funktion „App Limits“ Nutzer auf das Erreichen eines Zeitfensters hin. Ist die Zeit fast bzw. ganz abgelaufen, teilt iOS 12 dies mit. Der Nutzung selbst schiebt iOS 12 aber zunächst einmal keinen Riegel vor. Die Impulskontrolle müssen zumindest erwachsene Nutzer also weiterhin selbst im Griff behalten. Ihren Kindern können sie den Hahn jedoch auf Wunsch zudrehen.
Über die Familienfreigabe-Funktion von iCloud können Eltern den Nutzungsbericht vom iOS-Gerät ihres Nachwuchses auf dem eigenen anzeigen lassen und daraufhin die Nutzung von Apps oder App-Kategorien unterbinden. Darüber hinaus erlaubt Screen Time sogar, das iOS-Device zeitweise komplett zu sperren. Sollen bestimmte Anwendungen, wie etwa die Telefon-App, auch während dieser iPhone-Pause erreichbar sein, können Eltern dies per Filterfunktion zulassen.
Ferner überarbeitet Apple die Funktion „Nicht stören“. Wer sein iPhone nachts nicht ausschaltet und schlaflos draufblickt, kann nun alle Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm unterdrücken lassen. Erst am Morgen tauchen sie dann wieder auf. Tagsüber lässt sich die Nicht-stören-Funktion nun auf Basis von Kalender- und Standortdaten automatisch beenden. Außerdem hilft Siri in iOS 12 beim Management der Benachrichtigungen, die auf dem Sperrbildschirm landen. Sie unterbreitet Vorschläge, welche Hinweise wichtig sind und welche nicht.
Apple Fotos: Leichter Fotos von und mit Freunden teilen
Die Bildverwaltungsapp Apple Fotos wird in iOS deutlich schlauer. Ähnlich wie Google Fotos analysiert sie die Aufnahmen und verschlagwortet sie automatisch. Dadurch können Nutzer ihre Bilder anhand von Begriffen durchsuchen, ohne sie vorher aufwendig mit Tags zu versehen. Auch weitere lohnenswerte Suchbegriffe schlägt die App vor.
Dank Gesichtserkennung und Standortdaten macht die App künftig auch Vorschläge, welche Bilder es sich lohnt zu teilen – und mit wem. Hat also eine Gruppe von Freunden mit dem iPhone einen gemeinsamen Anlass fotografiert, hilft iOS dabei, die Fotos so zu tauschen, dass am Ende alle Teilnehmer über die besten Fotos verfügen.
Siri Shortcuts: Eigene Siri-Kommandos erstellen
Wie alle Sprachassistenten benötigt auch Apples Siri klare Ansagen. Umschreibungen und indirekte Anspielungen versteht sie nur in Maßen, sodass Nutzer sich die Befehlssystematik merken müssen. In iOS 12 ermöglicht Apple Nutzern, ihre eigenen Siri-Aktionen zu erstellen und entsprechende Anweisungen zu formulieren. Siri Shortcuts heißt die Funktion und die gleichnamige App, mit der iOS-Anwender Siri künftig noch stärker in ihren persönlichen Alltag einbinden können. Gleichzeitig stellt Apple auch Entwicklern eine Schnittstelle zur Verfügung, sodass sie ihre Apps mit Siri-Aktionen ergänzen können, die Nutzer auf Wunsch für iOS freischalten.
ARKit 2: Lokale Multiplayer-Spiele in Augmented Reality
Seit iOS 11 können Entwickler viel leichter Anwendungen erstellen, die Augmented Reality nutzen. Die Software-Grundlage dafür, ARKit, wird in iOS 12 noch deutlich leistungsfähiger. Mit ARKit 2 lassen sich beispielsweise lokale Multiplayer-Spiele realisieren, in denen zwei Spieler mit separaten iOS-Geräten auf einer realen Fläche künstliche Objekte steuern, ohne dass die 3D-Darstellung asynchron läuft. Außerdem soll die Objekterkennung von ARKit 2 deutlich filigraner sein, sodass es möglich ist, ein reales Objekt virtuell auszubauen. Apple demonstrierte dies anhand der App Lego Creator.
Außerdem führt Apple einen Standard für Dateien mit AR-Inhalten ein: USDZ. Dieser wurde zusammen mit den Animationsspezialisten des Filmstudios Pixar entwickelt und soll dafür sorgen, dass AR-Inhalte leichter von App zu App geschickt werden können. Ähnlich wie ein Foto, soll sich dann auch eine 3D-Animation in eine E-Mail einfügen lassen. Geht es nach Apple, wird USDZ auch im Online-Handel zum Standard und ermöglicht, Produktvorschauen von einer Webseite in die Kamera-App von iOS zu ziehen und in realer Umgebung zu platzieren.
Memojis in iMessage und Gruppenchats in FaceTime
Nutzer des iPhone X können dank der speziellen Frontkamera jetzt schon Tiergesichter mit ihrer Mimik animieren. Animojis heißen die Einblendungen. In iOS 12 ergänzt Apple dies durch die Möglichkeit, das Gesicht des Nutzers als Comic-Variante darzustellen. Die Animationen hören auf den Namen Memoji. Damit kontert Apple die AR-Emojis in Samsungs Galaxy S9 und S9+, die wiederum eine Antwort auf Apples Animojis waren.
Memojis werden Nutzer nicht nur in iMessage einblenden können, sondern auch in der Videochat-Anwendung FaceTime. Diese wird erstmals auch Videokonferenzen führen können – sowohl ohne als auch mit Memoji-Filter. Auf Skype müssen FaceTime-Nutzer wegen der Gruppenfunktion also nicht mehr ausweichen.
Neben dem neuen iOS hat Apple auch neue Betriebssysteme für den Mac, für die Apple Watch und für Apple TV vorgestellt.
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