Wer ein Konto eröffnen will, muss sich in Deutschland gezwungenermaßen ausweisen können. Auch wenn das Eröffnungsverfahren beim Online-Banking deutlich erleichtert wurde und ein Teil des Papierkrams entfällt, braucht es aber nichtsdestotrotz noch eine Verifizierung. Dafür können verschiedene Wege eingeschlagen werden. Wie PostID und Co. funktionieren und ob sie tatsächlich sicher sind, haben wir uns genauer angeschaut.
Konto online abschließen – wie sinnvoll ist das?
Während das Online-Shopping und diverse andere Dienstleistungen schon längst in unserem Alltag angekommen sind, geht es bei Geldsachen oft noch etwas konservativer zu. Doch auch wenn es um das eigene Girokonto geht, nimmt die Zahl der Online-Abschlüsse zu. Dies liegt einerseits daran, dass die Anzahl der Anbieter in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Zudem können Bankkunden von attraktiven Konditionen der Online-Banken profitieren. Der Online-Abschluss ist dabei oft in kürzester Zeit möglich. Häufig muss nur ein digitales Formular ausgefüllt werden und schon kann es losgehen. Ihr müsst also nicht erst eine lokale Bankstelle aufsuchen, euch beraten lassen und jede Menge Papierkram ausfüllen. Der schnelle Abschluss kann aber natürlich auch einige Tücken mit sich bringen. Denn oft werden Konditionen und Datenschutzbestimmungen nur überflogen, um möglichst zeitnah ein neues Konto eröffnen zu können. Grundsätzlich ist der Online-Abschluss eines Bankkontos aber durchaus zu empfehlen, wenn ihr digital affin seid und nicht unbedingt einen Kontakt zum Bankberater benötigt.
Auch digital geht es nicht ohne Authentifizierung
Wenn ihr euer gewünschtes Girokonto bei der Online-Bank deiner Wahl eröffnet habt, muss im letzten Schritt eine Legitimierung stattfinden. Es ist auch digital unerlässlich, dass ihr eure Identität nachweist. So versuchen die Banken, betrügerische Aktivitäten einzudämmen. Dabei gibt es heutzutage bereits digitale Möglichkeiten zur Authentifizierung eurer Identität.
Postident: Semi-digital bei der nächsten Poststelle
Das Post-ID-Verfahren wird bereits am längsten eingesetzt, um Angaben im Internet verifizieren zu können. Das Verfahren ist dabei nur semi-digital und muss in einer lokalen Poststelle durchgeführt werden. Ihr müsst also vor der Nutzung eures Girokontos die eigenen vier Wände verlassen und euch auf den Weg zur nächsten Filiale der Deutschen Post begeben. Zudem benötigt ihr einen Drucker, um die Antragsunterlagen zu Papier zu bringen. Bei der Post legt ihr einfach ein gültiges Ausweisdokument vor. Dieses wird von einem Mitarbeiter abgeglichen. Anschließend werden eure Antragsunterlagen versiegelt und direkt an den Empfänger gesendet. Das Postident-Verfahren ist also nicht nur semi-digital, sondern nimmt auch noch einige Zeit in Anspruch. Denn bis euer Brief bei der Online-Bank eingeht, können je nach Standort Tage vergehen. Das Postident-Verfahren ist grundsätzlich zwar einfach, da ihr die Verifizierung nicht selbst vornehmen müsst. Ihr seid aber an Öffnungszeiten der jeweiligen Filiale gebunden und der Antragsprozess verzögert sich.
Video-Ident-Verfahren für sofortige Legitimierung
Das Video-Ident-Verfahren ist sozusagen der Nachfolger der Post-ID und kann heute nahezu bei jeder Online-Bank genutzt werden. Dabei könnt ihr eure Identität bequem von zu Hause aus überprüfen lassen, ohne persönlich bei einer Bank- oder Postfiliale erscheinen zu müssen. Ob der Video-Ident-Antrag gestellt werden kann, zeigt sich in der Regel direkt im Abschlussprozess. Könnt ihr den digitalen Dienst bei deiner künftigen Bank in Anspruch nehmen, ist dies grundsätzlich sofort nach der Kontoeröffnung möglich. Ihr müsst dabei aber nicht im Pyjama und mit zerzaustem Haar vor die Webcam treten. Es reicht natürlich auch aus, wenn ihr das Video-ID-Verfahren in den nächsten Stunden oder am nächsten Tag macht. Dabei müsst ihr in der Regel nur ein offizielles Ausweisdokument bereithalten und die Kamera eures PCs einschalten. Ein Mitarbeiter des Video-Ident-Anbieters prüft so eure Identität und die Echtheit der angegebenen Daten. Das Problem hierbei ist, dass vor allem herkömmliche PCs meist nicht mit einer Webcam ausgerüstet sind. Im Zweifelsfall müsstet ihr hier also erst einmal ein zusätzliches technisches Gerät anschaffen, um dann das Video-Ident-Verfahren in Anspruch nehmen zu können.
E-Ident als neues Modell
Noch in den Kinderschuhen steckt derzeit das E-Ident-Verfahren. Dieses wird ebenso vollständig digital abgewickelt, aber nur von wenigen Banken angeboten. Bis sich dies ändert, dürften aber wohl nur noch wenige Monate vergehen. Erfolgreiche Probeläufe haben bereits Ämter und Co. hinter sich gebracht. Das E-Ident-Verfahren ist grundsätzlich noch bequemer als Video-ID, da ihr keine Webcam benötigt und euch auch nicht über eine Kamera zeigen müsst. So lässt sich auch am Freitagabend nach der Dusche aus dem Bett das Girokonto eröffnen und der gesamte Beantragungsprozess vervollständigen. Um E-Ident nutzen zu können, benötigt ihr einen Personalausweis in Scheckkartenformat. Außerdem braucht es ein Smartphone mit NFC-Funktion. Diese ist grundsätzlich bereits bei den meisten Handys integriert. Für die Identifizierung muss lediglich ein QR-Code gescannt und der Ausweis an das Smartphone gehalten werden. Die Chancen auf einen Datenmissbrauch sind trotz der fehlenden menschlichen Überprüfung gering. Denn selbst wenn der Personalausweis gestohlen werden sollte, braucht es nach wie vor die individuelle PIN, um diesen über die NFC-Funktion nutzen zu können.
Neue Kritik an Video-ID heizt Debatte an
Das Video-Ident-Verfahren steht bei Datenschützern und Cyber-Security-Experten häufig auf der Agenda mit Themen, die kritisch zu betrachten sind. Öl ins Feuer gießt hierbei ein Versuch des Chaos Computer Clubs. Die größte europäische Hackervereinigung hat nämlich bewiesen, dass es mit dem nötigen Know-how und etwas Aufwand durchaus möglich ist, das Video-ID-Verfahren missbräuchlich zu nutzen. Für Laien klingt die Vorgehensweise dabei durchaus kompliziert. Denn um den Identifikationsvorgang täuschen zu können, muss der Originalausweis per Software überlagert werden. Für professionelle Hacker vielleicht kein allzu großes Problem. Für den herkömmlichen PC-Nutzer aber nahezu unmöglich. Dennoch zeigt alleine die Möglichkeit, dass das Video-ID-Verfahren durchaus seine Schwächen hat. Die Kritik ist berechtigt. Mit etwas Aufwand könnten Identitätsdiebstahl, Geldwäsche und Co. online ohne Wissen vonstattengehen. Doch nicht nur die Sicherheit wird kritisiert. Video-ID-Gespräche werden grundsätzlich aufgezeichnet und von den Unternehmen auch gespeichert. Damit ist nicht nur dein Gesicht, sondern auch dein Personalausweis auf digitalem Videomaterial gesichert.
Was bringt die Zukunft?
In den nächsten Jahren wird sich der Trend hin zu Online-Abschlüssen von Girokonten weiter verstärken. Dabei ist fraglich, ob die derzeit gängigen Methoden wie Post-ID und Video-ID-Verfahren eine Zukunft haben. Während erstere Variante nach wie vor mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, könnte das Video-ID-Verfahren bereits in den nächsten Jahren vollständig durch die Möglichkeiten von E-Ident abgelöst werden. Denn auch wenn Banken, Versicherungen und Co. derzeit noch an der Verifizierungsmethode festhalten, dürfte die NFC-Datenübertragung in naher Zukunft die Oberhand gewinnen. Dass die Technik funktioniert, zeigt sich bereits in anderen Ländern.
Girokonto abschließen: Worauf zu achten ist
Nahezu jede Bank bietet ein passendes Finanzprodukt für Kunden an, die auf der Suche nach einem Konto sind. Dabei gibt es vor dem Abschluss einige wichtige Punkte, die ihr unbedingt berücksichtigen solltet. Denn ein Girokonto muss nicht unbedingt laufende Kosten verursachen, kann aber durchaus auch einen monatlichen oder jährlichen Betrag kosten. Die Leistungen unterscheiden sich dabei aber nicht unbedingt. Zudem solltet ihr euch über die Richtlinien hinsichtlich der Kartennutzung informieren. Denn einige Banken erheben Gebühren auf Bargeldbehebungen mit der EC-Karte. Auch hierbei gibt es noch einmal Unterschiede. Bei manchen Banken müsst ihr grundsätzlich nichts für die Bargeldbehebung bezahlen, bei anderen wiederum nur, wenn der Geldautomat nicht zur Bank selbst gehört. Interessant könnten auch Bonusangebote für Neukunden sein. Manche Kreditinstitute werben immer wieder mit einem Startguthaben von 50 Euro, einer Gebührenbefreiung oder besseren Zinssätzen für einen gewissen Zeitraum. Apropos Zinsen: Die Habenzinsen sind für das herkömmliche Girokonto oft nur nebensächlich. Denn selbst wenn ihr einen etwas höheren Betrag auf eurem Konto liegen habt, gibt es nur wenig Geld durch die bezahlten Zinsen von der Bank. Von Interesse könnte hingegen aber ein Überziehungsrahmen sein. Wenn ihr einmal knapp bei Kasse seid, könnt ihr bei einigen Anbietern euer Girokonto überziehen. Somit wird euch quasi ein schneller und unkomplizierter Kredit ohne Antrag gewährt. Die Zinsen haben es hier aber oft in sich. Denn 10 % und mehr sind dabei oft keine Seltenheit. Den sogenannten Dispokredit solltet ihr also nur anwenden, wenn es auch unbedingt sein muss.
Konto ist nicht gleich Konto: Unterschied zwischen Giro, Tagesgeld und Festgeld kennen
Wusstest ihr, dass es verschiedene Konten gibt, die ihr bei einer Bank abschließen könnt? Denn neben dem klassischen Girokonto könnt ihr mithilfe der Online-ID-Verfahren auch ein Tagesgeld- beziehungsweise Festgeldkonto abschließen. Das Girokonto wird für den täglichen Zahlungsverkehr genutzt. Ihr erhaltet darauf euren Lohn überwiesen und könnt eure laufenden Zahlungen durchführen. Die Zinsen sind dabei sehr gering, weswegen ihr nicht mehr als drei Monatsgehälter auf dem Konto liegen haben solltet. Für alle weiteren Ersparnisse lohnt sich ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Mit Ersterem könnt ihr flexibel sparen und euer Geld bei Bedarf täglich abheben. Beim Festgeldkonto hingegen gibt es fixe Zeiten, über die euer Geld angelegt wird. Während dieser Phase könnt ihr nicht auf das Geld zurückgreifen. Daher solltet ihr nur Erspartes auf ein Festgeldkonto legen, welches die nächsten Monate nicht benötigt wird. Das eingefrorene Geld bringt aber natürlich auch bessere Zinsen mit sich.
Konto vor Online-Betrug schützen
Cyber-Kriminelle haben es heutzutage häufig auf Bankdaten von Verbrauchern abgesehen. Dabei kommt vor allem das Phishing als Betrugsmethode zum Einsatz. Dabei wird dir eine E-Mail oder SMS mit einem Link oder Anhang gesendet. In der Nachricht werdet ihr unter verschiedenen Vorwänden aufgefordert, eureBankdaten einzugeben. Die Cyberkriminellen bauen dabei einfach die Webseite deines Bankanbieters nach und versuchen so, euch zu täuschen. Fallt ihr dem Betrug zum Opfer, erhalten die Kriminellen Zugang zu eurem Konto. Doch auch bei Downloads solltet ihr vorsichtig sein. Denn so könnte etwa Spyware auf eurem Smartphone oder PC installiert werden. Gebt ihr dann das nächste Mal deine Zugangsdaten für das Onlinebanking ein, können diese abgegriffen werden. Der einfachste Schutz ist, niemals Bankdaten außerhalb der App oder Webseite eurer Bank einzugeben. Eure Bank wird euch zudem nie per SMS oder E-Mail bitten, Daten zu aktualisieren.
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